Krischer "irritiert" über Ampel-Sparpläne beim Regionalverkehr

Die Unklarheit bei den Plänen der Ampel-Koalition zur Reduzierung der Regionalisierungsmittel für den Schienen-Nahverkehr stoßen beim Vorsitzenden der Länderverkehrsministerkonferenz, Oliver Krischer (Grüne), auf Kritik.

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Oliver Krischer (Archiv)
Oliver Krischer (Archiv) | Foto: Über dts Nachrichtenagentur

Berlin. Die Unklarheit bei den Plänen der Ampel-Koalition zur Reduzierung der Regionalisierungsmittel für den Schienen-Nahverkehr stoßen beim Vorsitzenden der Länderverkehrsministerkonferenz, Oliver Krischer (Grüne), auf Kritik. "Mich irritiert, dass bei den gesetzlich verankerten Regionalisierungsmitteln eine Änderung geplant ist, ohne dass die davon direkt betroffenen Länder bisher über die Details in Kenntnis gesetzt worden sind", sagte Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Krischer der "Welt" (Freitagausgabe).


"Ich weiß bisher nur, dass die Bundesregierung bei der Veranschlagung der Regionalisierungsmittel 350 Millionen Euro einsparen möchte. Mir liegen keinerlei Informationen vor, wie das vonstatten gehen soll." In der vergangenen Woche hatten sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) darauf geeinigt, dass für Einsparungen im Bundeshaushalt für das kommende Jahr 350 Millionen Euro bei den Regionalisierungsmitteln gekürzt werden sollen, die gesetzlich verankert sind. Einer Änderung müsste der Bundesrat zustimmen.

Allerdings ist unklar, ob eine solche Änderung des für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zentralen Gesetzes von der Bundesregierung geplant ist. Auf eine entsprechende Anfrage der "Welt" antwortete das Bundesverkehrsministerium unter Volker Wissing (FDP), dass die Frage dem Bundesfinanzministerium zu stellen sei. Die anschließend dorthin gerichtete der Anfrage der "Welt" beantwortete das Haus von Christian Lindner (FDP) dann gar nicht. Für den Fall, dass die Bundesregierung tatsächlich eine Änderung des Regionalisierungsgesetzes plant, meldete Krischer schwere Bedenken an.

"Ich stelle fest, dass eine solche Einsparung den bisherigen Verabredungen zur Stärkung des öffentlichen Verkehrs widerspricht und die Pläne infrage stellt", sagte Krischer. "Dies fällt umso mehr ins Gewicht, als die Einsparungspläne der Bundesregierung im Verkehrssektor nur den ÖPNV betreffen sollen, während etwa beim Autobahnneubau oder der Dienstwagenbesteuerung offenbar keine Kürzungen vorgesehen sind", sagte der Vorsitzende der Länderverkehrsministerkonferenz. "Das entspricht nicht dem, was sich die Koalition im Bund hinsichtlich Verkehrswende und Klimaschutz vorgenommen hat." Allerdings wird in der ÖPNV-Branche und in den Bundesländern auch vermutet, dass sich der Betrag von 350 Millionen Euro auf das Deutschlandticket beziehen könnte.

Denn auf 350 Millionen Euro beläuft sich der Bundesanteil an den Verlustausgleichsmitteln, die nach einer Schätzung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) im Jahr 2023 für die Finanzierung des Deutschlandtickets nicht benötigt worden sind. Da aber laut VDV im Jahr 2024 ein wesentlich höherer Verlustausgleich beim Deutschlandticket erforderlich sein wird, hatte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im November mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer darauf geeinigt, die 2023 nicht benötigten Verlustausgleichsmittel ins Jahr 2024 zu übertragen. Sollte der Bund nicht mehr bereit sein, seinen 350-Milionen-Anteil daran ins kommende Jahr zu übertragen, wäre dafür keine Gesetzesänderung erforderlich. Krischer lehnte dies ab.

"Sollte die Verständigung in der Ministerpräsidentenkonferenz über die Finanzierung des Deutschlandtickets erneut infrage gestellt werden, hielte ich das für fatal und verkehrspolitisch absolut kontraproduktiv." Der Grünen-Politiker fordert nun von der Bundesregierung schnelle Aufklärung über das geplante Vorgehen. "Ich erwarte, dass die Bundesregierung die offenen Fragen zu diesem Thema rasch klärt und die Länder sehr schnell informiert. Wir müssen wohl auf einer kurzfristigen Sonderverkehrsministerkonferenz klären, wie die Länder damit umgehen."




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