Goslar. Nachdem es starke Kritik an einem Harz-Ausflug des Wolfsburger SPD-Politiker Falko Mohrs gab, wird nun auch gegen den Goslarer CDU-Kommunalpolitiker und Vorsitzenden des Kreisverbandes Ralf Bogisch scharf geschossen. Kritik an dessen Familienausflug in den Ost-Harz kommt vom Goslarer SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Alexander Saipa. Bogisch, so Saipa, "predige Wasser und trinke selber Wein". Gemeint sei damit das konträre Handeln Bogischs zu seinen Forderungen nach mehr Einschränkungen bezüglich des Harz-Tourismus zu Coronazeiten.
Saipa bezieht sich bei seiner Kritik an den CDU-Kreisvorsitzenden auf dessen Facebook-Post und sagt: "Die angespannte Situation im Oberharz wegen des Ansturms der Wintertagestouristen ist Anlass gewesen für den Landrat mit den zuständigen Stellen in einem Runden Tisch eine klare Linie zu entwickeln. Dieser Weg ist richtig und entspricht dem, was der Landkreis sinnvoll in Zusammenarbeit mit den betroffenen Städten und der Polizei machen kann. Dem CDU-Kreisvorsitzenden Bogisch ist dies alles nicht genug und er fordert harte Betretungsverbote", zeigt sich Sapia eigenen Aussagen überrascht und fährt fort: "Wenn man sich und seine Familie beim Wintervergnügen im Schnee am Brocken auf seiner Facebookseite präsentiert, mutet es doch schon sehr doppelzüngig an, nach diesem Spaziergang dann Betretungsverbote für alle anderen zu fordern. Zumal der CDU-Kreisvorsitzende bei seinem Spaziergang in Sachsen-Anhalt ja auch in ein Bundesland mit doppelt so hoher Inzidenz wie in Niedersachsen vorgedrungen ist", so Saipa.
Saipa fordert Bogisch zu konstruktiver Zusammenarbeit auf: „Natürlich kann man in Pandemie-Zeiten Wahlkampf machen - das werden wir alle tun und wir werden auch alle pandemiegerecht Kandidatinnen und Kandidaten aufstellen müssen in Versammlungen in der nächsten Zeit. Dennoch wäre es sehr viel wertvoller, sich konstruktiv in die Arbeit einzubringen. Wenn Herr Bogisch wie so oft nach Landeshilfe ruft, fragt ich mich abermals, warum er als Mitglied des CDU-Landesvorstandes nicht einfach den Hörer in die Hand nimmt und seinem CDU-Landesvorsitzenden und Wirtschaftsminister seine Ideen auf dem kleinen Dienstweg mitteilt. Immerhin ist die CDU des Herrn Bogisch ja in der SPD-geführten Landesregierung als kleinerer Koalitionspartner. Natürlich hätte Herr Bogisch auch uns als den direkt gewählten SPD-Landtagsabgeordneten im Landkreis eine Nachricht zukommen lassen. Wir kümmern uns immer sehr gerne.“
Abschließend erklärt Saipa: „Ich wünsche Herrn Bogisch natürlich noch eine schöne Urlaubszeit, würde mir aber sehr wünschen, dass er vielleicht seine Spaziergänge der Pandemiesituation angepasst im eigenen Landkreis bei deutlich geringerem Inzidenzwert als im Nachbarbundesland durchführt und sich am Besten auch einen Ort sucht, den er nicht selber mit Betretungsverboten belegen möchte. Vernunft und Eigenverantwortung gehören auch zu seriöser Politik, dabei kann man bei einem Winterspaziergang in der Heimat gut mal nachdenken.“
"Für mich macht es einen Unterschied, ob Anwohner unterwegs sind oder ob Touristen zig Kilometer anreisen und den Harz befüllen."
Ralf Bogisch äußert sich zu der Kritik auf Nachfrage von regionalHeute.de und teilt mit, dass er sich im Gegenzug die Frage stelle, warum Saipa "seine Parteifreunde" nach ähnlichen Aktionen nicht diesbezüglich kritisiert, die inzwischen ihren Eintrag in den sozialen Netzwerken bereits wieder gelöscht hätten. "Dann frage ich mich, was Herr Saipa als Abgeordneter unternommen hat, um hier gegenzusteuern. Ich kenne keinen Vorschlag zu Besserung der Situation. Als künftiger Landrat wäre eine inhaltliche Auseinandersetzung zielführender. Mit dem Finger auf andere zeigen hilft wenig", so Bogisch.
Für ihn mache es einen Unterschied, ob Anwohner unterwegs seien oder ob Touristen zig Kilometer anreisen und den Harz befüllen und zudem bei vollen Parkplätzen nicht weiterfahren, sondern trotzdem halten würden. "Für mich macht es einen Unterschied, ob man früh morgens vor dem Ansturm unterwegs ist - wir starteten um 6 Uhr - oder tagsüber beim Massenlauf beteiligt ist. Im Übrigen war unser Start der Wanderung von einem einsamen abgelegenen Punkt aus. Grundsätzlich haben wir nichts gegen Bewegung in der Natur. Aber wir haben ein Problem damit, wenn Massenbildung entsteht und sich eine insbesondere verkehrliche Gefährdung entwickelt. Wie soll ein Anwohner oder Berufstätiger bei einem solchen Aufkommen von Harzburg nach Braunlage kommen? Hier haben wir eine Fürsorgepflicht. Die Vorsitzenden der CDU haben einen Missstand beobachtet und einen Vorschlag gemacht, wie die Situation verbessert werden kann. Das war unser Ansinnen und sollte auch geäußert werden dürfen. Alternative Vorschläge hören wir gerne. Das ist Aufgabe der Politik", macht Bogisch seinen Standpunkt deutlich.
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