"Offenbarungseid des Ministers" - Kritik an schlechter Unterrichtsversorgung

In einer Schule in der Region liegt die Versorgung bei nur knapp über 70 Prozent. Laut FDP-Politiker Björn Försterling sei die Lage in Niedersachsen schlechter, als von Kultusminister Grant Hendrik Tonne zu Beginn des Schuljahrs verkündet.

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Symbolbild | Foto: Rudolf Karliczek

Niedersachsen. Die FDP-Fraktion scheidet zwar aus dem Niedersächsischen Landtag aus, zum Abschied setzt es aber noch einmal Kritik am ebenfalls scheidenden Kultusminister Grant Hendrik Tonne, der künftig SPD-Fraktionsvorsitzender wird. In einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hatte das Kultusministerium eine Liste aller niedersächsischen Schulen mit ihrem jeweiligen Soll-Bedarf und den tatsächlich angebotenen Stunden zur Verfügung gestellt. Für den Wolfenbütteler FDP-Politiker Björn Försterling ist das Ergebnis ein Offenbarungseid für den Minister.



Einem Soll-Bedarf von 1.406.190,6 Unterrichtsstunden pro Woche stünden 1.358.817,3 tatsächliche Unterrichtsstunden pro Woche gegenüber. Das entspreche einer Unterrichtsversorgung von 96,6 Prozent. Ausfälle durch Krankheit, Mutterschutz oder Fort- und Weiterbildungen seien da noch gar nicht berücksichtigt.

Lage hat sich verschlechtert


„Was viele Eltern und Schüler in den letzten Wochen bereits durch die hohen Unterrichtsausfälle festgestellt haben, musste die noch amtierende Landesregierung jetzt auch offiziell einräumen. Die Unterrichtsversorgung hat sich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal verschlechtert", analysiert Björn Försterling, der bildungspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion war. Für den scheidenden Kultusminister Tonne sei dies ein Offenbarungseid, er habe am Schuljahresanfang von 98,5 Prozent gesprochen, tatsächlich seien es zum Stichtag nur 96,6 Prozent gewesen. "Egal, ob er es nicht besser wusste oder die Wahrheit vor der Landtagswahl nicht sagen wollte, für die kommende Ministerin ist dieser Umstand eine Bürde“, so Försterling weiter.

Allerdings heißt es in der Antwort der Landesregierung auch: "Es handelt sich bei den Prognosewerten um Werte, die auf Basis der bisher bekannten Daten ermittelt werden und die insofern nur begrenzte Aussagekraft besitzen. Die Daten sind nicht vergleichbar mit einem stichtagsbezogenen Unterrichtsversorgungswert." So fehlten die Stunden der Referendare, und Fehler seien noch nicht bereinigt.

Werte noch nicht final geprüft


Auf Nachfrage von regionalHeute.de nimmt Försterling auch dazu Stellung: "Tatsächlich handelt es sich zu diesem Zeitpunkt jährlich um die Prognosewerte, die noch nicht final geprüft sind durch das Ministerium. Diese ergeben sich direkt durch die Eingaben der Schulen in die Schulstatistik. Es können sich daher im Einzelnen noch Änderungen ergeben, wenn Eingaben noch korrigiert werden." Die Vergleiche zwischen den Prognosewerten der letzten Jahre mit den jeweiligen endgültigen Daten sprächen aber für eine hohe Genauigkeit. Im vergangenen Schuljahr habe die Abweichung auf das Land bezogen nur 0,05 Prozent betragen. In den Jahren vorher bis zu 0,8 Prozent. "Insofern können wir aus unserer Sicht heute deutlich sagen, dass die Unterrichtsversorgung nicht besser geworden ist und der zum Schuljahresanfang verkündete Wert von Minister Tonne falsch war", so Försterling abschließend.

Schaut man sich die Zahlen der Schulen in unserer Region an, so hat die Grundschule in Ehra-Lessien mit 71,1 Prozent die niedrigste Unterrichtsversorgung. Auch zwei weitere Schulen im Landkreis Gifhorn haben einen Wert unter 80 Prozent, die Oberschule Weyhausen mit 77,3 und die Grundschule Parsau mit 78,0 Prozent. Auffällig auch: Drei Förderschulen der Region liegen im Bereich zwischen 70 und 80 Prozent. Dies sind die Förderschule Lernen in Seesen (75,0 Prozent), die Astrid-Lindgren-Schule in Ilsede (78,2 Prozent) und die Montessori Förderschule in Salzgitter (78,3 Prozent).

Es gibt auch positive Beispiele


Auf der anderen Seite gibt es auch Schulen mit einer Unterrichtsversorgung von weit über 100 Prozent. Den besten Wert aus unserer Region hat die Grundschule Friedrichstraße in Helmstedt mit 128,9 Prozent, vor der Grundschule Sprakensehl im Landkreis Gifhorn (127,1 Prozent), der Grund- und Hauptschule Am Gutspark in Salzgitter (124,9 Prozent) und der Grundschule Wolfshagen im Landkreis Goslar (123,9 Prozent). Auch die beiden Kollegs in Wolfsburg (122,1) und Braunschweig (121,0) haben eine Unterrichtsversorgung von über 120 Prozent.


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