Mobile Retter: Soforthilfe im Notfall durch Handy-App

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Der Landkreis möchte mobile Retter einsetzen. Foto: Mobile Retter; Johanniter
Der Landkreis möchte mobile Retter einsetzen. Foto: Mobile Retter; Johanniter

Peine. Bei einem medizinischen Notfall zählt jede Sekunde. Um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durch qualifizierte Ersthelfer zu überbrücken, möchte der Landkreis nun das Helfernetzwerk "Mobile Retter" auch in Peine etablieren. Am gestrigen Dienstag wurde das Vorhaben vorgestellt.


Beim plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand ist eine schnelle, professionelle medizinische Hilfe lebensentscheidend für den in Not geratenen Menschen.

Trotz eines überaus gut strukturierten Rettungsdienstes mit einem dichten Netz an Rettungswachen, vergehen nach Eingang des Notrufes bei den Leitstellen – gerade in ländlichen Regionen – wertvolle Minuten bis zum Eintreffen der ersten Rettungskräfte. Minuten, die alles entscheiden können.

Gelingt dem Rettungsdienst-Team eine Herz- Kreislauf-Wiederbelebung, so sind dennoch häufig schwere und irreversible Schädigungen des Gehirns durch den zu langen Sauerstoffmangel zu beklagen. Schäden, die trotz intensiver und mühsamer Rehabilitation oft nicht zu kompensieren sind. So erklärt der Verein, der hinter der "Mobile Retter"-App steht.

Die Idee


In dem Einzugsbereich der Leitstellen leben oft mehrere Tausend professionelle, medizinische Experten – Experten in puncto „Wiederbelebung“ (Krankenschwestern, Pfleger, Sanitäter, Rettungsassistenten, Feuerwehrkräfte, DLRG-Schwimmer, Ärzte) und somit findet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch jemand in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes: es besteht somit ein flächendeckendes Netz aus Personen, allesamt gut ausgebildet oder auch erfahren in Sofortmaßnahmen, die sicherlich mit einer professionell durchgeführten Herz-Druck-Massage sofort helfen könnten und würden, wenn sie nur von dem Notfall „Leblose Person“ in ihrer direkten Nachbarschaft oder Umgebung wüssten.


Mobile Retter


Die Entwicklung eines innovativen Smartphone basierten Benachrichtigungssystems: Freiwillig über die mobile retter-APP registrierte, qualifizierte Ersthelfer bilden mit den mittlerweile weit verbreiteten Smartphones (iPhone, Android) ein räumlich wie zeitlich flächendeckendes Netz an Kompetenz für Maßnahmen der Herz-Kreislauf-Wiederbelebung. Mit Eingang des Notrufes in der Rettungsdienstleitstelle spürt das mobile retter-Server in der Leitstelle aus diesem Netz den nächst verfügbaren qualifizierten Ersthelfer in Echtzeit auf. Dieser wird– mit der Einsatzadresse und der Wegbeschreibung auf seiner Smartphone mobile retter-APP rasch an den Einsatzort navigiert, und leitet die notwendigen Rettungsmaßnahmen ein, solange, bis der mitalarmierte Rettungsdienst kommt.



Erfolgreich getestet wurde die App zum Beispiel bereits im Kreis Gütersloh in der Pilotphase. Seit September 2013 seien dort 618 Alarmierungen eingegangen. Davon seien 370 Einsätze durch Mobile Retter angenommen worden (295 mal trafen die Helfer am Einsatzort ein). Das Netzwerk besteht dort aus 502 Freiwilligen.

22,5 Prozent (127) der Alarmierungen waren bestätigte Reanimationen, von denen 46 Prozent (58) durch Mobile Retter eingeleitet wurden. Mit der sukzessiv steigenden Ersthelfer-Zahl können derzeit über 75 Prozent der alarmierten Einsätze durch einen Mobilen Retter übernommen werden. In 20 Prozent aller Einsatzübernahmen wurde die Mobile Retter-Alarmierung aufgrund des Ersteintreffens des Rettungsdienstes storniert.

Deutschlandweit gibt es sogar 4.200 Freiwillige Retter, die über die App zur Verfügung stehen. Diese haben insgesamt in rund 3.500 EinsätzenHilfe geleistet.

Qualifizierung zum Mobilen Retter


Um sich als Mobiler Retter zu registrieren ist zuvor eine Prüfung notwendig, da schließlich auch nur qualifizierte Helfer zum Einsatz kommen sollen. Die Registrierung gestaltet sich allerdings einfach. Qualifizierte Ersthelfer könnensich mit der mobile retter-APP selbständig anmelden, Mentoren der Einrichtungen (Kliniken, Hilfsorganisationen, Feuerwehren) bestätigen dann die Qualifizierungen ihrer Kollegen: das minimiert den Verwaltungsaufwand, die Mitarbeiter- Datenbank pflegt sich dadurch quasi selber.

Für Peine findet die notwendige Erstunterweisung demnächst zu folgenden Terminen statt:

Mittwoch, 19.09.2018, 18 bis 21 Uhr
Mittwoch, 26.09.2018, 18 bis 21 Uhr
Samstag, 06.10.2018, 9 bis 12 Uhr
Mittwoch, 10.10.2018, 18 bis 21 Uhr
Mittwoch, 17.10.2018, 18 bis 21 Uhr
Mittwoch, 24.10.2018, 18 bis 21 Uhr

Kontakt: Landkreis Peine, Abteilung Bevölkerungsschutz Tel: 05171 / 401 – 8354
Email: mobile-retter@landkreis-peine.de

Weitergehende Informationen und Anmeldung unter: www.mobile-retter.de


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