Peiner Bürgermeister: "Medien tragen erhebliche Mitverantwortung am Rassismus"

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Auf dem Neujahrsempfang der Stadt Peine übte Bürgermeister Klaus Saemann harte Kritik an den Medien. Foto: Marc Angerstein
Auf dem Neujahrsempfang der Stadt Peine übte Bürgermeister Klaus Saemann harte Kritik an den Medien. Foto: Marc Angerstein | Foto: Marc Angerstein

Peine. Eine erhebliche Mitverantwortung daran, dass Rassismus eine Hochkonjunktur in der Bundesrepuplik Deutschland erfahre, tragen nach Ansicht des Peiner Bürgermeisters die Medien. Auf dem Neujahrsempfang der Stadt Peine am Montagabend verurteilte Bürgermeister Klaus Saemann die Medien dafür und äußerte eine "berechtigte Angst", wenn Rechtsradikale die Oberhand in Deutschland bekommen.


"Die Medien sind eine ganz wesentliche Vermittlungsinstanz, die in die eine und auch in die andere Richtung beeinflussen kann. Nicht umsonst unterliegen in einigen Ländern die Medien der Zensur", so Saemann. Es sei jedoch vermessen die Medien allein für den täglichen Rassismus verantwortlich zu machen. Und es sei auch keine Einbahnstraße, die von den Medien ausginge und in das Alltagsbewusstsein führt. "Medien nehmen alltägliches Denken auf, spitzen es zu und reproduzieren solche Haltungen Tag zu Tag aufs Neue. [...] In den Köpfen wird durch Berichterstattung, Diskussionsrunden oder Umfragen ein Bedrohungsgefühl implantiert, das geradezu danach verlangt, die vermeintliche Gefahr endlich abzuwehren und nun endlich - möglicherweise auch gewaltsam - dagegen vorzugehen", sagte der Peiner Bürgermeister gegenüber den mehr als 200 geladenen Gästen.

"Reißerische Schlagzeilen fernab jeder Realität"


Als Besonders eklatant empfindet Saemann Bilder, die fernab jeder Realität entstanden sind oder reißerische Schlagzeilen wie "Flüchtlingsstrom - Wer soll das alles bezahlen?". Wobei er sich offenbar auf einen Artikel der Zeit bezieht. Doch genau das schüre den Unmut derer, die mit Hartz IV nicht über die Runden kommen oder die nur einen Minijob haben und jeden Euro fünfmal umdrehen müssten, bevor sie ihn ausgeben. Diese Unzufriedenheiten würden Menschen in die Fänge der AfD treiben, anstatt diese Partei in die Isolation zu treiben.

"Propaganda als Garant für guten Absatz"


"Genau das ist aber eher schlecht für den Absatz so mancher Printmedien. Positive Berichte lassen sich eben leider schlechter verkaufen. Propaganda dagegen ist ein Garant für einen guten Absatz", beurteilte Saemann, bevor er seine Gäste dazu aufrief bei allen Gelegenheiten und nach allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gegen rechtgerichtete Gruppierungen zu argumentieren und Sympathisanten darüber aufzuklären, dass eine rechtsgerichtete Politik der falsche Weg in die Zukunft sei.

Ursprünglich hatten wir an dieser Stelle einen Audiomitschnitt der Rede des Bürgermeisters veröffentlicht. Dieser wurde auf Verlangen der Stadt Peine entfernt. Die Stadt Peine beruft sich darauf, dass Video- und Tonaufnahmen auf der Veranstaltung nicht zugelassen waren und verweist auf Hinweisschilder, die in der Veranstaltungshalle darauf hingewiesen hätten, durch unsere Redaktion jedoch in keiner Weise wahrgenommen wurden.

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