Berlin. Die sogenannte "Rente mit 63" verfehlt offenbar zentrale politische Ziele, für die sie einst durchgesetzt wurde. So haben Ruheständler, die die Regelung in Anspruch nehmen, viel seltener größere gesundheitliche Probleme als diejenigen, die nicht auf diesem Wege vorzeitig in Rente gehen.
Dies zeigen Untersuchungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). "Den Leuten in der Rente mit 63 geht es tatsächlich deutlich besser als den anderen", sagte Ruth Schüler, Rentenexpertin beim IW, der SZ. Die damalige Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hatte die Rente mit 63 im Jahr 2014 unter anderem mit dem Argument durchgesetzt, dies sei eine "Regelung für Menschen, die jahrzehntelang hart gearbeitet haben und nun nicht mehr können". Die Rente mit 63 erlaubt Beschäftigten nach 45 Beitragsjahren ohne Abschläge in Rente zu gehen. Inzwischen ist die Altersgrenze hierfür auf 64 Jahre gestiegen.
Nahles hatte damals zudem gesagt: "Wer 45 Jahre hart gearbeitet hat, soll früher ohne Abschläge gehen dürfen." Laut dem Rentenexperten Axel Börsch-Supan vom Münchner Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik arbeiten die Ruheständler, welche die Regelung nutzen, im Schnitt allerdings deutlich kürzer als 45 Jahre, nämlich 39 Jahre (Männer) und 37 Jahre (Frauen). Nahles, heute Chefin der Bundesagentur für Arbeit, verteidigte die Rente mit 63 als Würdigung der Leistung langjährig Beschäftigter. "Dazu stehe ich."
Der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) dagegen kritisierte die Regelung scharf. "Die Rente mit 63 war ein Fehler mit Ansage. Sie steht nur wenigen offen und benachteiligt jüngere Generationen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". In Baden-Württemberg habe man eine starke Industrie, die dringend auf gute Fachkräfte angewiesen sei.
"Die Rente mit 63 trifft uns da empfindlich und schadet dem Wirtschaftsstandort."
mehr News aus der Region