Scharfe Kritik: Umweltverbände gegen neue Talsperren im Harz

Die Harzwasserwerke sollten "erst mal Hausaufgaben machen".

Granetalsperre - eine der Harzer Talsperren.
Granetalsperre - eine der Harzer Talsperren. | Foto: BUND Westharz/ Peter Kamin

Goslar. Die Harzwasserwerke GmbH würden gerne neue Talsperren bauen und bestehende Dämme erhöhen, das werde für die Umweltverbände nun klarer. Mitten in der Klimakrise ließen sich solche Pläne "bestens neu verpacken". Die Granetalsperre solle erhöht werden und im Innerstetal wolle man zwischen Wildemann und Lautenthal sogar eine neue Talsperre bauen – die kleine Siedlung Hüttschenthal würde verschwinden, viele Wanderwege und die Innerstetalstraße müssten verlegt werden und dabei würden weitere Naturflächen unter Asphalt verschwinden. Dies kritisieren die NABU-Kreisgruppe Goslar und der BUND-Regionalverband Westharz in einer Pressemitteilung.



Über mögliche Vorhaben informierten die Harzwasserwerke am Dienstag. Dabei wurde der Nutzen der Talsperren im Rahmen des Klimaschutzes thematisiert.

Bevor solche Pläne aber ernsthaft neu diskutiert werden, so die Sprecher Wolfgang Moldehn von der NABU-Kreisgruppe Goslar und Dr. Friedhart Knolle vom BUND-Regionalverband Westharz, müssten die Zuständigen "erst mal ihre Hausaufgaben machen".

Umweltverbände kritisieren den Plan


Die Harzwasserwerke müssten auch für die Innerstetalsperre ein glaubwürdiges und konsequentes Wasserschutzgebiet planen und die zuständigen Wasserbehörden müssten zunächst die entsprechende Schutzverordnung erlassen. Eine Beileitungstalsperre im oberen Innerstetal, wie sie jetzt geplant werde, würde mit einem Überleitungsstollen direkt mit der Granetalsperre verbunden werden. Daher benötige dann das ganze Innerstetal und damit auch die Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld ein Wasserschutzgebiet. So die Umweltverbände.

Die Niedrigwasserabgabe der Eckertalsperre müsse zudem erhöht werden - bis jetzt sei es nur ein kleines Rinnsal, das aus der Talsperre fließe und die Ecker falle in der jetzigen Zeit der Klimakrise oft teilweise trocken. So sehe keine glaubwürdige Niedrigwasseraufhöhung aus der Talsperre aus.

Verbindung zwischen West und Ost


Die Umweltverbände kritisieren: "Die Kleinstaaterei in der Wasserwirtschaft muss aufhören. Bis heute gibt es keine Verbindungsleitung zwischen dem Talsperrensystem des Westharzes und dem des Ostharzes, obwohl zur Verbindung – die in Krisenzeiten schnell notwendig werden könnte – nur ein kurzes Stück Leitung gelegt werden müsste! So sieht kein glaubwürdiges Trinkwasser-Verbundsystem im Jahre 2023 aus!"

Die Kommunen müssten wieder den Vorrang auf die dezentrale Wassergewinnung legen. Das sei auch im Wasserhaushaltsgesetz vorgeschrieben, werde aber oft missachtet. Es müsse vorbei sein mit der Stilllegung der örtlichen Wasserversorgung und dem "bequemen Anschluss an die Harztalsperren".

Hochwasserschutz unzureichend


Man habe schon vor Jahren öffentlich festgestellt, dass der technischer Hochwasserschutz der Talsperren im Stil der 1970er Jahre und überholt sei. Die letzten Hochwässer mit ihrer flächenhaften Wirkung und schwer einschätzbaren lokalen Dynamik und die halbleeren Talsperren in der Dürre seit 2018, die bis heute anhalte, hätten gezeigt, dass es wirkungsvoller sei, die Renaturierung der Fließgewässer, das Freihalten der Flussauen von Bebauung und die Ausweisung von weiteren Wasserrückhalteflächen im Bereich der Flüsse voranzutreiben.

"Das sind die Hausaufgaben, die das Land Niedersachsen zu machen hat, bevor weitere Teile der Harzlandschaft für eine verfehlte Wasserpolitik geopfert werden! Denn die Harzwasser-Pipelines in das norddeutsche Flachland dienen heute auch dazu, Grundwasser zu verschneiden, damit die zu hohen Nitratgehalte gesenkt werden, die aus einer verfehlten Landwirtschaftspolitik herrühren", so die Umweltverbände.

"Wenn sich die Zuständigen in der Klimakrise jetzt nicht mit voller Kraft diesen Hausaufgaben widmen, sondern gleich wieder auf neue Talsperren setzen, drängt sich der Verdacht auf, dass es doch wieder nur um den Trinkwasserverkauf geht. Denn die Harzwasserwerke GmbH haben in den letzten Jahren so viele neue Wasserverträge geschlossen und damit zugleich auch ökologisch sinnvolle Grundwasserwerke verdrängt, dass sie jetzt 'ausverkauft' sind. In diese Lage hat sich das Unternehmen allerdings selbst gebracht. So kündigt das Unternehmen jetzt offenbar den 'Harzer Wasserfrieden' auf, der jahrzehntelang anhielt."


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