Salzgitter. Schüler des vergangenen 12. Jahrganges der IGS Salzgitter haben eine Geschichts-und Erinnerungstafel für den Alten Friedhof in Lebenstedt entworfen. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das vom Bildungsreferenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräbertursorge e.V., Dr. Rainer Bendick, unterstützt wird. Am heutigen Dienstag wurde die Tafel im Beisein von Oberbürgermeister Frank Klingebiel eingeweiht.
Anhand eines Kriegerdenkmals auf dem Alten Friedhof in Salzgitter-Lebenstedt haben sich die teilnehmenden Schüler mit Heinrich Oppermann beschäftigt, an den das Denkmal erinnert. Inhalte der Projektarbeit waren sein Leben und insbesondere seine Erfahrungen im deutsch-französischen Krieg 1870 und 1871, in dem er selbst kämpfte und an den Folgen der Ruhr auch im Lazarett in Château-du-Loir verstarb.
Oberbürgermeister Frank Kingebiel, der zugleich auch Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Salzgitter e.V. ist, lobte die Arbeit der Schüler und deren Engagement und bezeichnete das Projekt und die damit verbundene Botschaft als großartig. „Das ist eine überaus gelungene Kooperation der IGS Salzgitter mit dem Volksbund. So haben unsere Schülerinnen und Schüler die einzigartige Möglichkeit, am konkreten Beispiel quasi Geschichte zum Anfassen zu erforschen. Eure Arbeit, liebe Schülerinnen und Schüler, ist ein deutliches Zeichen für Frieden, Freiheit und Demokratie, für die wir uns Tag für Tag einsetzen müssen, denn diese sind nicht selbstverständlich. Ich bin zutiefst überzeugt, dass es Frieden dauerhaft nur mit gelebter, offener und ehrlicher Völkerverständigung geben kann. Und eine gute Zukunft wird es nur geben können mit dem Wissen um die Geschichte und der aktiven Bewältigung der Vergangenheit.“
Walter-Johannes Herrmann, Vorsitzender des Volksbundes, Bezirksverband Braunschweig, ergänzte: „Durch diese praktische Arbeit wird der Geschichtsunterricht greifbar und damit nachhaltiger.“ Ihm stimmte auch Hans-Jürgen Gatzen, Oberstufenkoordinator der IGS Salzgitter, zu: „Geschichte ist Teil der Politischen Bildung. Am konkreten Beispiel können wir vermitteln, dass Krieg immer noch eine Gefahr ist und es unserer Verantwortung ist, etwas dagegen zu tun.
Aufbauend auf Oppermanns Briefe, die er in die Heimat schrieb, ging es im Projekt um die Themen deutsch-französischer Krieg, Rechtfertigung von Kriegen, Verrohung der Soldaten, Umgang mit der Zivilbevölkerung sowie aus soziologischer Sicht die Mechanismen zum Aufbau von Hass und Feindschaft.
Ergebnis dieses Projektes ist die 1,10 x 1,60 Meter große Geschichts- und Erinnerungstafel aus Alubibond, die Besucher des Alten Friedhofes zukünftig zum geschichtlichen Hintergrund des Kriegerdenkmals informieren soll.
Walter-Johannes Herrmann, Vorsitzender des Volksbundes, Bezirksverband Braunschweig. Foto: Axel Otto
Die Kosten in Höhe von etwa 800 Euro haben die Braunschweigische Sparkassenstiftung und das Netzwerk „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" als Sponsoren übernommen. Schon im vergangenen Jahr wurde eine ähnliche Tafel zum Thema Kriegsgräber aus dem 2. Weltkrieg auf dem Alten Friedhof eingeweiht, die ebenfalls Schüler eines 12. Jahrganges der IGS erarbeitet haben. Die IGS Salzgitter hat das Projekt mittlerweile ins Curriculum des gesellschaftswissenschaftlichen Profils aufgenommen. Auch im aktuellen Schuljahr ist ein solches Projekt geplant. Forschungsgegenstand ist ein Kriegerdenkmal in Salzgitter-Barum.
Wer war Heinrich Oppermann?
Heinrich Oppermann wurde am 15. Juli 1846 in Salder geboren. Er war der einzige Sohn einer wohlhabenden Bauernfamilie. Oppermann diente im braunschweigischen Infanterieregiment 92 und nahm zunächst als Gefreiter, dann als Unteroffizier am deutsch-französischen Krieg teil. Er schrieb insgesamt 44 Briefe an seine Familie, in denen er über seinen Alltag als Soldat im Krieg berichtete: die Schrecken der Schlachten, die Versorgungsprobleme und Ausrüstungsmangel der Truppe sowie die Einquartierungen und Requisitionen bei französischen Zivilisten. Aus seinen Briefen geht hervor, dass ihn der Anblick der Schlachtfelder von Mars La Tour und Saint Privat sowie der Zerstörungen zutiefst ernüchterte. Er schrieb seinen Eltern: „Froh könnt ihr sein, dass die Kriegsfackel nicht bei Euch lodert, es ist wirklich jammervoll; das Elend der Leute ist schrecklich, sie werden alle arm.
Er starb am 5. März 1871 an den Folgen der Ruhr im Alter von 25 Jahren im Lazarett in Château-du-Loir (Frankreich). Seine Mutter, Auguste Oppermann, ließ das Denkmal errichten. Es ist eine Trauer- und Siegessäule zugleich. Oppermanns Grab in Château- du-Loir war bisher unbekannt. Dr. Rainer Bendick fand dies wieder und hat sich dafür eingesetzt, dass dort auf dem Friedhof eine Erinnerungsplakette am örtlichen Denkmal angebracht wird, auf dem die Namen der französischen und deutschen Kriegstoten stehen.
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