TU stellt fest: Gendersternchen macht keine Probleme

Ein Experiment mit Psychologie-Studenten soll nun weitreichende Rückschlüsse ermöglichen.

Der Glottisschlag ist ein stimmloser Verschlusslaut, der zwischen der maskulinen Form oder dem Wortstamm und der weiblichen Endung von Wörtern
Der Glottisschlag ist ein stimmloser Verschlusslaut, der zwischen der maskulinen Form oder dem Wortstamm und der weiblichen Endung von Wörtern | Foto: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Braunschweig. Die TU Braunschweig verwendet schon seit einiger Zeit in ihren Texten Gendersternchen und andere sogenannte "geschlechtergerechte" Sprache - jetzt will das Institut für Pädagogische Psychologie in einem Experiment geprüft haben, dass es zumindest bei der gesprochenen Variante keine Verständnisprobleme gebe, wie die TU am heutigen Montag mitteilte.



Dabei haben die Wissenschaftler nach eigenen Angaben "die Verständlichkeit und ästhetische Bewertung von gesprochenen Texten mit dem Glottisschlag" untersucht. Der Glottisschlag ist eine kurze Sprechpause zwischen der maskulinen Form oder dem Wortstamm auf der einen, und der weiblichen Endung von Wörtern auf der anderen Seite. Diese "gesprochene Lücke" kommt zum Beispiel auch im Wort "Spiegelei" vor.

Versuchsgruppe bestand vor allem aus Psychologie-Studenten


An dem Experiment hatten insgesamt 105 Personen teilgenommen, allerdings überwiegend Psychologie-Studierende, wie die TU einräumte. Solch kleine Gruppen, die zudem noch aus einem ganz bestimmten Milieu bestehen, sind bei Studien dieser Art durchaus üblich und sorgen dafür, dass die Ergebnisse nur eine begrenzte Aussagekraft haben. In diesem Fall sahen die Teilnehmer per Zufall eine von zwei Versionen eines acht Minuten langen Lehrvideos, wobei die eine Version das traditionelle generische Maskulinum verwendete, also nur-maskuline Formen wie zum Beispiel "Lehrer", "Schulleiter" oder "Teilnehmer", und in der zweiten Version der Glottisschlag genutzt wurde, wie beispielsweise "Lehrer-innen", "Schulleiter-innen" oder "Teilnehmer-innen". Insgesamt wurden 27 Textstellen "manipuliert", so die Forscher.

Nachdem sich die Versuchspersonen das Lehrvideo angesehen hatten, füllten sie einen Fragebogen zur Verständlichkeit des zuvor gesehenen Clips aus. "Die Ergebnisse zeigen keine statistisch signifikante Beeinträchtigung hinsichtlich der allgemeinen Verständlichkeit der Lehrvideos", kommentierte Marcus Friedrich vom Institut für Pädagogische Psychologie sein Experiment, das offenbar schon die Bedingungen für die Aufnahme in die Fachzeitschrift "Psychology Learning & Teaching" erfüllt. Dort werden die Ergebnisse veröffentlicht.

Psychologie-Studenten mit Ästhetik zufrieden


Ebenso soll der Glottisschlag den Teilnehmern nicht erschwert haben, den Wörtern eine Bedeutung zuzuschreiben oder die Syntax der Sätze zu entschlüsseln. Auch das "ästhetische Erleben" der Lehrvideos sei angeblich nicht beeinträchtigt gewesen. In der Studie wurden ausschließlich Plural-Formen untersucht. In Folge-Studien sollen nun auch die komplexeren Singular-Formen wie zum Beispiel "der bzw. die Spieler-in" untersucht werden. Die Ergebnisse sollen zudem auch mit anderen Personengruppen "geprüft" werden, wie es hieß. Als Beispiel nennt der Forscher dafür Schüler oder Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen.


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