Berlin. GDL-Chef Claus Weselsky lobt Sahra Wagenknechts neue Partei. Er verzweifele derzeit an der Frage: "Wen soll man denn eigentlich wählen?", sagte Weselsky dem "Zeitmagazin", und ergänzte: "Ich freue mich über das Bündnis Sahra Wagenknecht, wenigstens das kann ich sagen."
Über den Aufstieg der AfD sagte der Gewerkschaftschef: "Ich finde ihn scheußlich, aber ich verstehe ihn. Seit Jahren stempeln wir Wähler als Trottel ab, weil sie sich dagegen wehren, dass das Land aus dem Elfenbeinturm regiert wird. Ich finde die Reaktion der Wähler normal." Er hasse es, wenn Menschen unterstellt werde, dass sie blöde seien. "Ich habe die AfD anfangs mal als wirkliche Alternative betrachtet, da waren ehrenwerte Menschen engagiert. Dann kam diese Radikalisierung, die schlimm ist." Obwohl er immer noch CDU-Mitglied sei, hadere er mit der Union, "nachdem meine Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungszeit alles getan hat, um das Streikrecht auszuhöhlen".
Angesprochen auf seinen oftmals rauen Ton gegenüber der Führungsetage der Deutschen Bahn und die Frage, ob er Populist sei, antwortete Weselsky: "Natürlich. Ich bin populistisch. Was glauben Sie, wie Sie 40.000 Mitglieder in Wallung versetzen? Als Schlaftablette, oder was?" In den Verhandlungen mit der Bahn sei er wiederum "selten" laut geworden. "Ich kalkuliere das. Ich kann kontrollierte Ausbrüche zustande bringen und die andere Seite so in Wallung versetzen."
Claus Weselsky ist seit 2008 Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). In seine Zeit fallen mehrere Bahnstreiks, die bundesweit für Aufsehen sorgten. Im Herbst geht der 65-Jährige in Rente.
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