"Wolfenbüttel braucht endlich einen Yachthafen": Reaktionen auf die Straßenbahn für Wolfenbüttel

Die Grünen in Wolfenbüttel möchten die Verlängerung der Straßenbahn von Stöckheim in die Lessingstadt prüfen. Dieser Vorschlag stößt auf geteilte Meinungen.

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Kommt sie nach Wolfenbüttel? Unsere Leser sind zwiegespalten.
Kommt sie nach Wolfenbüttel? Unsere Leser sind zwiegespalten. | Foto: Anke Donner

Wolfenbüttel. Auf den Vorschlag der Grünen, die Verlängerung der Straßenbahn von Stöckheim nach Wolfenbüttel zu prüfen (regionalHeute.de berichtete), gab es von unseren Lesern aber auch aus der Politik heftige Reaktionen. Teilweise wurde dieser Vorschlag spöttisch kommentiert.


Manch einer unserer Leser empfindet die Diskussion als auch die Idee als unsinnig, da diese nun zu spät käme. "Eine unsinnige Diskussion. War sinnvoll als man die Straßenbahn bis Stöckheim gebaut hat, da war den Wolfenbüttelern der Mond zu neu, jetzt braucht man das nicht mehr", heißt es da beispielsweise. Eine Leserin kann den Zeitpunkt ebenfalls nicht verstehen und verweist auf die, ihrer Meinung nach, schlechten Busverbindungen: "Lustig, ich musste eine Zeit lang oft morgens um 5:30 Uhr von der Gegend ums Klinikum früh nach Braunschweig. Die Busse sind zu langsam im Berufsverkehr. Ich bin dann mit dem Auto zur Endhaltestelle und von dort aus Bahn gefahren. Damals hab ich recherchiert, dass es ewig Diskussionen um die Verlängerung nach Wolfenbüttel gab. Wäre meine Rettung gewesen! Aber Wolfenbüttel wollte nicht. Nun ist der Kreisverkehr zu Ende gebaut, ein Wohngebiet entstanden und JETZT kommt man wieder mit der Idee? Toll ".

Dass es besser sei, statt eine Straßenbahn zu bauen, die Busverbindungen zu verbessern, gerade in Hinblick auf das Wolfenbütteler Umland, empfinden weitere unserer Leser. "Die sollten erstmal für vernünftige Busverbindungen ins und im Umland sorgen und nicht wieder solch ein Blödsinn verzapfen", hält ein Nutzer fest. Eine andere Leserin verweist hingegen auf die mangelnden Verbindungen zwischen Salzgitter und Wolfenbüttel: "Na ja, reicht nicht, dass Zug und Bus zwischen Wolfenbüttel und Braunschweig fahren? Vielleicht sollte mal nachgefragt werden, ob nicht eine Verbindung zwischen Salzgitter nach Wolfenbüttel gemacht wird". Hier sei erwähnt, dass keine direkte Zugverbindung zwischen Wolfenbüttel und Salzgitter existiert und ein Umstieg in Braunschweig in Kauf genommen werden muss.

"Na los, ihr Grünen, macht das mal! "


Kritisiert wird auch die ökologische und die ökonomische Sinnhaftigkeit des Unterfangens: "Und dann soll sicher für die Straßenbahn eine breite Trasse Wald abgeholzt werden? [...]", fragt sich eine Leserin auf Facebook, worauf ein weiterer Leser spöttisch anmerkt, dass "die Grünen [...] auch Wälder für Windräder roden [wollen], um CO₂ freien Strom zu erzeugen". Ein dritter Nutzer ergänzt dazu: "Das kommt ja auch noch dazu. Die Bahn in BS bekommt ja Kohlestrom vom HKW Mitte".

Ein anderer Leser würde sich über die Verlängerung freuen, zweifelt jedoch an der wirtschaftlichen Machbarkeit: "Ich würde es echt toll finden. Aber ich glaube, das Projekt sprengt jeden Kostenrahmen". "Grundsätzlich eine sehr gute Idee. Aber Planungen und darauf folgende Einwände und Klagen würden Jahrzehnte dauern. Kannst du vergessen…", ergänzt ein weiterer Leser. Wieder ein anderer unterstellt den Grünen sogar Verlogenheit: "Na los, ihr Grünen, macht das mal! Dafür müssen wieder Bäume gefällt und andere Grünflächen zerstört werden. Also genau die Doppelmoral mit der ihr die E-Mobilität befürwortet".

Ulrike Krause (Bündnis90/ die Grünen) an der Breiten Herzogstraße. Hier könnte eine Straßenbahnlinie verlaufen. Die Idee stößt bei unseren Lesern jedoch auf geteilte Meinungen.
Ulrike Krause (Bündnis90/ die Grünen) an der Breiten Herzogstraße. Hier könnte eine Straßenbahnlinie verlaufen. Die Idee stößt bei unseren Lesern jedoch auf geteilte Meinungen. Foto: Martin Laumeyer


Wie auch in unserem Gespräch mit Ulrike Krause, verweisen einige Leser auf frühere Ideen und auch auf die alte Straßenbahn, die es in Wolfenbüttel bis 1954 gab. Aus dieser Vergangenheit heraus sehen einige Nutzer die Idee positiv und fragen sich, warum es heute nicht klappen sollte: "Ist ja nicht so, dass es früher nicht auch funktioniert hätte, die Straßenbahn führte bis 1954 über den Neuen Weg bis in die heutige Fußgängerzone", schreibt ein Leser.

Einige Leser schlagen vor, dass man auch weitere Städte anbinden könnte: "Klasse Idee, dann kann man gleich Vechelde inklusive aller Ortsteile anschließen[...]". "Würde Sinn ergeben, die Straßenbahn auch mal über die Grenzen Braunschweigs hinaus fahren zu lassen. Geht in anderen Städten auch. Zumal die Linie 1 schon ganz nah an Wolfenbüttel verläuft", merkt ein anderer Leser an.


"Ich finde, Wolfenbüttel braucht endlich einen Yachthafen"


Ein Leser ist noch nicht überzeugt und fragt: "[...]Was wäre denn der Vorteil gegenüber den schon bestehenden Busverbindungen? Die Infrastruktur ist bei einer Straßenbahn deutlich teurer, dazu soll noch die Autobahn untertunnelt werden. Und da Wolfenbüttel selbst keine eigene Straßenbahn besitzt, wird man dort an einer festen Stelle ankommen und sich dann doch anders fortbewegen müssen. [...]".

Andere Leser schrieben spöttisch über die Idee und schlugen - wohl nicht ernstgemeinte - Ideen vor: "Ich finde, Wolfenbüttel braucht endlich einen Yachthafen, damit man dann über die Oker mit seiner Yacht nach Braunschweig kann. Man könnte da auch zum Beispiel dann auch wieder Koggen benutzen um Güter umweltschonend nach Braunschweig und zurück nach Wolfenbüttel liefern [...]". "Wären Rikschas nicht kostengünstiger?", fragt sich ein anderer Leser.

Auch die Politik meldet sich zu Wort


Doch auch aus der Politik kamen Reaktionen. Auf Facebook kommentierte Pierre Balder von der FDP: "Also zusammengefasst: Wichtig ist den Grünen, dem Individualverkehr (Autos) Fläche wegzunehmen. Der eigentlich viel praktischere Einsatz von Elektro-Bussen würde dieses Ziel ja nicht unterstützen. Lärm, Kosten etc. spielen keine Rolle". Die bei der Kommunalwahl ausgeschiedene Bürgermeisterkandidatin der PARTEI in Wolfenbüttel Bettina Kiehne-Weinreich ist der Idee gegenüber positiv eingestellt: "Weniger Auto, dafür eine Straßenbahn. Hat doch schon früher funktioniert".

regionalHeute.de erreichte am Dienstagabend auch eine E-Mail der Piratenpartei, in der sie den Vorschlag der Grünen unterstützt. In diesem Schreiben weisen sie darauf hin, dass bereits beim Bau der Straßenbahn nach Stöckheim zu Beginn der 2000er, sich viele Menschen in Wolfenbüttel fragten, ob eine ebensolche Verlängerung möglich wäre - auch in Hinblick auf die alte Straßenbahn. "2020 wurde dies erneut aufgegriffen, ein Vorschlag dazu mit einer konkreten Streckenführung Alter Weg - Bahnhof - Ernst-Moritz-Arndt-Straße wurde auf dem Portal linieplus.de veröffentlicht", ergänzt Arne Hattendorf von den Piraten.

Die Piraten wünschten sich schon lange einen gut ausgebauten und fahrscheinlosen ÖPNV. "Außerdem denke ich schon, dass das die Straßen entlasten würde", sagt Elina Hattendorf, und "es ist an der Zeit, das mal zu prüfen". Skeptisch seien die Piraten hingegen bei dem Thema, vorzugsweise dem vorhandenen Verkehr Flächen wegzunehmen. Laut den Piraten könnte das zu einem starken Verkehrsdruck durch Ausweichverkehr führen. Dennoch solle diese Verlängerung geprüft werden. "Wenn einer Prüfung schon im Vorfeld Optionen weggenommen werden, trägt das sicher nicht zur Qualität des Ergebnisses bei", so die Piraten im Schreiben an regionalHeute.de.


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