Wolfenbüttel. In der Stadt Wolfenbüttel wird es aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Änderung bei den Schulbezirken kommen. In einer Sondersitzung des Schulausschusses am gestrigen Donnerstag hat sich eine deutliche politische Mehrheit dafür abgezeichnet.
Kinder, die ab dem Schuljahr 2024/2025 eingeschult werden und im Wohngebiet zwischen der Ahlumer Straße und der B79/Leipziger Straße ansässig sind, müssten nach einem Vorschlag der Stadtverwaltung künftig die Wilhelm Busch Grundschule an der Cranachstraße, statt wie bisher vorgesehen die Grundschule am Geitelplatz besuchen. Grund dafür sind die prognostizierten Schülerzahlen der kommenden Jahre, die die räumlichen Kapazitäten am Geitelplatz sprengen würden. Die Wilhelm Busch Grundschule habe hingegen noch ausreichend Räumlichkeiten zur Verfügung. SPD, Grüne sowie die Gruppe BuW/FDP sprachen sich auf der Sondersitzung für diesen Vorschlag aus, was in der entscheidenden Ratssitzung am 22. März eine deutliche Mehrheit ergeben würde.
Auch Schulbezirk Fümmelse soll angepasst werden
Und noch eine Änderung steht zur Entscheidung an. Zur Stärkung der Schülerzahlen und Aufrechterhaltung der Einzügigkeit an der Grundschule Halchter könnten Grundschüler aus Leinde ab dem Schuljahr 2024/2025 in Halchter statt in Fümmelse eingeschult werden. Hiermit könnte, so die Stadtverwaltung, auch einem Erreichen der Kapazitätsgrenzen an der Grundschule Fümmelse vorgebeugt werden. In der Sondersitzung des Schulausschusses sprachen sich CDU, Grüne und die Gruppe BuW/FDP jedoch dagegen aus. Insofern es bei der Ratssitzung zu keinen Abweichungen einzelner Abgeordneter kommt, wäre auch in diesem Fall eine Mehrheit gegeben und der Vorschlag damit vom Tisch.
Statt zur Grundschule am Geitelplatz sollen die zukünftigen Erst- bis Viertklässler des hier rot umrahmten Wohngebietes zur nicht mehr im Bild befindlichen Wilhelm Busch Grundschule an der Cranachstraße gehen. Foto: Stadt Wolfenbüttel; Pfeil Markierungen durch regionalHeute.de
An beiden Änderungsvorhaben gibt es deutliche Kritik. Eltern im Wohnbereich südlich der Ahlumer Straße bemängeln vor allem den langen Fußweg von im Maximalfall fast zwei Kilometern, der für die Erst- bis Viertklässler entstehen würde und über die viel befahrene B79 führt. Anspruch auf eine Schülerbeförderung hat man erst ab mehr als zwei Kilometern. Kerstin Glier äußerte für die CDU-Fraktion Bedenken. Der Schulweg sei unsicher und zu lang. Die Christdemokraten sprechen sich dafür aus, dass stattdessen der Södeweg dem Schulbezirk der Wilhelm Busch Grundschule zugeordnet wird, da aufgrund der Entfernung das Anrecht auf eine Schülerbeförderung bestehe.
SPD und Grüne folgten dem nicht, gaben jedoch zu Protokoll, sich intensiv mit den unterschiedlichen Ansichtspunkten auseinandergesetzt zu haben. Man habe sich auch die Situation vor Ort angesehen, sagte Henning Kramer für die Grünen. Dr. Anne-Christine Baller (SPD) sagte, dass immer irgendwann der Punkt käme, an dem Entscheidungen getroffen werden müssten und man hier der Stadtverwaltung folgen würde. Im Übrigen sieht der Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung vor, dass die Sicherheit des Schulweges überprüft und im Bedarfsfall verbessert werden soll.
Einzelne Eltern, die zur Sondersitzung als Zuhörer anwesend waren, zeigten sich enttäuscht und verärgert ob der Pläne. "Sie gehen mit der Kapazitätsverteilung um wie ein Wirtschaftsunternehmen", warf ein Vater der Verwaltung vor. Er kritisierte, dass Verwaltung und Politik bei der Schaffung neuer Wohngebiete wie dem Södeweg mit Blick auf die örtliche Infrastruktur nicht vorausschauend handeln würden und einem später plötzlich auffalle, dass es zu Engpässen kommt. Wohnortsentscheidungen, die Eltern gezielt aufgrund der Schulversorgung getroffen hätten, blieben unberücksichtigt.
Ortsbürgermeister zitiert Pippi Langstrumpf
Für das Leinder Anliegen sprach dessen Ortsbürgermeister Edward Krüger (CDU) vor und unterstellte der Stadtverwaltung gar eine Pippi Langstrumpf-Mentalität, getreu des Mottos "Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt." Hierbei nahm er Bezug auf ältere Aussagen der Verwaltung, nach derer man sich gegenteilig zu den heutigen Aussagen verhalten hätte. Dem widersprach der zuständige Schuldezernent Thorsten Drahn und kündigte eine Auseinandersetzung mit den Vorwürfen im Protokoll zur Sitzung an. Das Pippi Langstrumpf-Zitat des Ortsbürgermeisters kritisierte er als nicht angemessen. Im Anliegen der Leinder geht es darum, die Kinder am liebsten künftig in der in Trägerschaft des Landkreises Wolfenbüttel befindlichen Grundschule in Cramme einzuschulen zu lassen. Alternativ aber wie gehabt in Fümmelse. Dessen Ortsbürgermeister Marc Angerstein (CDU) meldete sich ebenfalls zu Wort und merkte an, dass man ungern auf die Leinder Schüler verzichten wolle, um den Grundschulstandort Fümmelse auch bei später wieder sinkenden Schülerzahlen möglichst lange erhalten zu können. Die Verwaltung prognostiziert für Fümmelse ab 2026 nicht gedeckte Kapazitäten.
"Es ist immer anstrengend, wenn Gefühl und Sache auf einen Nenner gebracht werden müssen", fasste die Ausschussvorsitzende Birgit Oppermann (CDU) die Debatte abschließend zusammen. Auch wenn der Rat der Stadt Wolfenbüttel in seiner Sitzung am 22. März eine Entscheidung treffen wird, bleibt das Thema über einen Umgang mit dem künftigen Schulstandort Halchter offen. Eine Fortsetzung der Debatte zur Findung alternativer Lösungen dürfte damit gewiss sein.
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