Wolfenbüttel. Seit Monaten diskutieren Politik und Bürger über das Für und Wider eines Zunz-Platzes in Wolfenbüttel. Nicht nur die Frage ob, sondern auch wo beschäftigt die Gemüter. Zuletzt waren Bürgermeister Thomas Pink und sein Bruder Winfried Pink mit einem Antrag gescheitert, den Platz hinter dem Bürgermuseum zum Zunz-Platz zu machen. Nun hat der "Erinnerer" Jürgen Kumlehn selbst Hand angelegt und die Fläche am Zeughaus kurzum zum "Leopold-Zunz-Platz" gemacht - inklusive Beschilderung.
Jürgen Kumlehn hat die Botschaft selbst mitgeteilt. Mit seiner Aktion, die er gemeinsam mit Dr. Kristllieb Adloff durchgeführt hat, will er das Thema aufrecht halten und vor allem die Politik dazu bewegen, die Würdigung des ehemaligen Schülers und späteren Lehrers der hiesigen jüdischen Samsonschule, Leopold Zunz, nicht aus den Augen zu verlieren. Um daran zu erinnern und die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker dafür zu aktivieren, haben Adloff und Kumlehn von der früheren Stolpersteininitiative, spontan und symbolisch ein Straßenschild auf dem Rasen am Zeughaus eingepflockt. Die beiden "Aktivisten" appellieren damit an die Mitglieder des Stadtrates in einer der ersten Sitzungen des Rates nach der Kommunalwahl nun endgültig die Ehrung vorzunehmen.
Dieser Platz vor dem Zeughaus, in dem seit Jahrzehnten wissenschaftliche Bücher der Herzog August Bibliothek gelagert und mit denen im nahen Lesesaal wissenschaftliche Arbeiten - auch zum Judentum - vorbereitet werden, eigne sich nach Ansicht von Adloff und Kumlehn auch aus weiteren Gründen in besonderer Weise zur Ehrung des weltweit bekannten Wissenschaftlers Leopold Zunz. "Zudem wohnte Zunz nicht weit entfernt während seiner Wolfenbütteler Zeit im 18. Jahrhundert in der damaligen Kernstadt, der heutigen Altstadt", sagt Jürgen Kumlehn weiter.
Seit bereits 19 Jahren würden sich Bürger der Stadt Wolfenbüttel darum bemühen, einen Ort, Platz oder Straße nach Leopold Zunz zu benennen. Zunz war ein jüdischer Wissenschaftler und Vorkämpfer der Emanzipation der deutschen Juden und gilt als Begründer der "Wissenschaft des Judentums", der Erforschung der jüdischen Geschichte, Kultur und Religion mit den wissenschaftlichen Methoden des 19. Jahrhunderts", sagen Kumlehn und Adloff weiter.
"Gerade in diesem Jahr, in dem in Deutschland an die Aufnahme von Juden vor 1700 Jahren erinnert wird, wäre es wirklich an der Zeit, die Ehrung des berühmten Wissenschaftlers aus der Lessingstadt Wolfenbüttel zu vollenden", fordern Dr. Kristllieb Adloff und Jürgen Kumlehn von der früheren Stolpersteininitiative, von der mit der finanziellen Hilfe Wolfenbütteler Bürger 96 Stolpersteine verlegt werden konnten
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