DRK bot Vortrag zum Thema "Mediensucht bei Kindern"


Eberhard Freitag (Fünfter von links) referierte auf Einladung von Thomas Stoch (rechts daneben) vor Eltern und Interessierten mit viel Sinn für Humor. Foto: DRK
Eberhard Freitag (Fünfter von links) referierte auf Einladung von Thomas Stoch (rechts daneben) vor Eltern und Interessierten mit viel Sinn für Humor. Foto: DRK | Foto: DRK

Wolfenbüttel. "Vorlesen ist eine Liebeserklärung an Ihre Kinder" - Mit diesem Zitat endete der Vortrag des Referenten Eberhard Freitag im DRK-Solferino über die Probleme von Computerspielen und digitaler Kommunikation.


"Was machen Kinder mit Medien - Was machen Medien mit Kindern?" war der Titel der Informationsveranstaltung, die auf Einladung von Thomas Stoch stattfand, dem Fachbereichsleiter des Integrations- und Therapiezentrums (ITZ), das zum Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Wolfenbüttel gehört.

Eberhard Freitag, Diplom-Pädagoge von der Fachstelle Mediensucht „Return“ in Hannover, der mit seinem Kollegen Lucas Döbel am selben Tag den Fachkräften des ITZ eine Fortbildung gegeben hatte, informierte an diesem Abend die zahlreichen anwesenden Mütter und Väter über die Gefahrenpotenziale, die von Computerspielen, digitaler Kommunikation und Online-Pornografie ausgehen können. Freitag kommt aus der Sucht- und Drogenhilfe und berät seit neun Jahren Eltern und Jugendliche. „Medien zu verteufeln ist auch kein Weg“, erklärte er. Denn das Internet sei aus unserem Leben und Alltag nicht mehr wegzudenken. Der Referent bezeichnete das Internet als "uferlosen Ozean", in dem sich die Kinder bewegen. "Damit sie in diesem keinen Schiffbruch erleiden, ist die Charakterprägung und Vorbildfunktion seitens der Erziehungsberechtigten am wichtigsten", argumentierte Freitag. Viele Kinder hätten allerdings ein Maß an Bildschirmmedien zur Verfügung, das ihrem Reifegrad in keiner Weise entspreche. Sie werden mit einer Fülle von destruktiven Inhalten im Netz konfrontiert, die sie nicht angemessen verarbeiten können. Das Ziel müsse deshalb eine kompetente, mündige und verantwortliche Mediennutzung sein.

Tipps vom Experten


Was speziell die Spiele angeht – das „Zocken“, wie es im Fachjargon heißt – riet der Experte den Eltern dazu, das Nutzerverhalten ihrer Kinder zu verstehen und zu achten. Problematisch werde es, wenn die virtuellen Erlebnisse und Erfolge die Anforderungen und Erfahrungen des realen Lebens verdrängen. Freitag beschrieb dieses Phänomen als narzisstischen Traum. Je weniger Missionen die Kinder im realen Leben haben, desto anfälliger sind sie dafür. Die Spiele dienen dann als Ersatz, denn Belohnung und Befriedigung ist beim Spielen schneller und leichter zu erreichen als in der Realität. Im schlimmsten Fall könnte sich ein Leistungsabfall und extremer sozialer Rückzug einstellen. Um dem entgegenzuwirken, empfahl der Suchtberater, eine klare gemeinsame Haltung zu finden und einzunehmen, die Balance auszutarieren und eventuell Software-Lösungen für Grundschulkinder zu installieren, die Zeiten und Inhalte der Applikationen und Internetseiten regeln. "Es gilt, den Kindern positive Herausforderungen zu ermöglichen." Zudem wies Freitag auf die Internetseiten www.janellburleyhofmann.com (Smartphone-Regeln) und www.medienratgeber-fuer-eltern.de hin.

Eine angeregte Diskussion und viele persönliche Gespräche am Rande beendeten den Informationsabend im DRK-Solferino. Thomas Stoch wies noch einmal darauf hin, dass insbesondere Eltern von Jugendlichen mit Autismus und einige Kunden des ITZ, die das Trainingswohnen oder das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) nutzen, von diesem Thema betroffen sind. Daher war die Informationsveranstaltung und die vorherige Fortbildung für die Fachkräfte des ITZ ein Gewinn.


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