DRK-Vortrag klärt über Situation von Flüchtlingskindern auf


Sozialpädagogin Karin Loos referierte zu den Lebenslagen von Flüchtlingskindern. Foto: DRK
Sozialpädagogin Karin Loos referierte zu den Lebenslagen von Flüchtlingskindern. Foto: DRK | Foto: Privat



Wolfenbüttel. Fünf Figuren laufen durch die Nacht. Mond und Sterne leuchten klar am Himmel, doch trotzdem ist es sehr dunkel. Vier der Personen tragen jeweils einen Koffer. Auch ein Kind ist mit dabei, es geht an der Hand eines Erwachsenen. Dieses Bild entstand in der Kunsttherapie von einem Flüchtlingskind. Die Lebenslagen der geflüchteten Kinder und Jugendlichen waren Thema von Karin Loos. Die Sozialpädagogin referierte bei der Vortragsreihe zur DRK-Flüchtlingshilfe. Gut 50 Teilnehmer waren dazu in das Solferino am Exer gekommen.

„Kinder reagieren auf ihre Bezugspersonen, etwa wenn die Eltern Angst haben und nicht wissen, wie es weitergeht‟, berichtete Karin Loos. Können wir in Deutschland bleiben oder werden wir abgeschoben? Oder müssen wir in ein anderes europäisches Land? Fragen wie diese geistern den Flüchtlingen durch den Kopf. „Diese immerwährende Unsicherheit bringt einen absoluten Kontrollverlust‟, verdeutlicht die Expertin vom Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen. Und Kontrollverlust könne schnell zu einer Traumatisierung führen. Das Verhältnis zwischen Eltern und ihrem Nachwuchs gerät aus den Fugen. Familienmitglieder, die in einer Flüchtlingsunterkunft leben, rücken sich zwangsläufig auf die Pelle. Kinder und Jugendliche haben keinerlei Privatsphäre. Und das wirkt sich auch auf Erziehungsmaßnahmen aus. Karin Loos fragt: „Wie soll ein Fernsehverbot durchgesetzt werden? Dann sind nämlich alle betroffen.‟

Noch schlimmer: Die Rollen zwischen Eltern und Kind vertauschen sich. Während der Nachwuchs die deutsche Sprache in der Schule lernt, können deren Erzieher keinen Sprachkurs belegen. Und so kommt es, dass die Kinder den Dolmetscher geben müssen – etwa bei Behördengängen, Arztbesuchen und Sprechtagen in der Schule. „Das geht einfach nicht, das ist ein No-go‟, verdeutlichte die Sozialpädagogin. Hinzu kommt noch, dass Flüchtlingskinder nur schwer Vertrauen zu Menschen aufbauen, die mit ihnen arbeiten. Es gebe gewisse Familiengeheimnisse, erklärte Karin Loos. Etwa, was auf der Flucht passiert ist oder in welchen anderen europäischen Ländern noch Verwandte leben. Die Abschiebung könnte die Konsequenz sein, wenn sie sich anvertrauen. „Die Kinder können nicht unterscheiden, was wirklich gefährlich ist.‟

Weitere Termine der Fortbildungsreihe zur DRK-Flüchtlingshilfe sind der 15. September und der 15. Oktober, jeweils um 17 Uhr im Solferino, Am Exer 17. Um Anmeldung per eMail (fluechtlingshilfe@drk-kv-wf.de) oder Telefon (05331/9750280) wird gebeten.


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