DRK: "Wenn einen der Schlag trifft – Jeder Schlaganfall ist ein Notfall" - Vortrag im Solferino




Den Rettungsdienst rufen oder abwarten? Bei einem Schlaganfall wissen viele Menschen bis heute nicht, wie sie sich bei diesem Notfall verhalten sollen. „Ich bedanke mich bei Herrn Doktor Brodhun, dass er heute hier sein kann. Liebe Gäste, dieser Vortrag soll helfen, die Öffentlichkeit für das Thema „Schlaganfall“ zu sensibilisieren“, begrüßte Sarah Finette, Leiterin der Ergotherapie im Integrations- und Therapiezentrum (ITZ) des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), die Gäste, die sich zum Fachvortrag zum Thema Schlaganfall im Solferino des DRK zusammengefunden haben. Dr. med. Rudolf Brodhun, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neuropsychiatrie an der Asklepios Klinik Schildautal in Seesen, klärte über Symptome, Geschichte, Behandlungsmöglichkeiten und viele weitere Facetten der Krankheit auf.

„Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland“, berichtete Dr. Brodhun. Ursache seien eine Durchblutungsstörung oder eine Blutung im Gehirn. Der Schlaganfall sei der Hauptgrund für schwere Behinderungen. Symptome bei einem Schlaganfall reichen von vorübergehender Sehstörung, Sprachstörung, herabhängenden Mundwinkel bis hin zur kompletten Lähmung einer Körperseite. „Schon beim Steinzeitmenschen traten Schlaganfälle auf. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Schlaganfälle mit Aderlass und Blutegeln behandelt“, erklärte Dr. Brodhun.

Bis in die siebziger, achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts stand man dem Schlaganfall relativ hilflos gegenüber. „Noch in meinen Anfängen als Mediziner hieß es noch „Leg ihn einfach ins Bett und warte ab“. Dies wurde mit der Entwicklung sogenannter Stroke Units in den neunziger Jahren anders. Stroke Units sind Schlaganfallspezialstationen, auf denen rasche Ursachenabklärung und zielgerichtete Therapie erfolgt. Ein erfahrenes Team von Ärzten, Krankenschwestern, Krankengymnasten, Ergotherapeuten Logopäden arbeiten dort zusammen. Die wichtige Thrombolyse wird in der stroke unit durchgeführt. Dort behandelte Patienten haben eine viel bessere Prognose, was die Sterblichkeitsrate und Behinderung nach dem Schlaganfall angeht. Das zeigen Studien.

Wie entsteht ein Schlaganfall überhaupt? „Hauptursache ist der Verschluss eines Hirngefäßes. Dieser kann am Hirngefäß direkt oder durch eine Embolie entstehen, die sich von den Halsgefäßen oder aus dem Herzen gelöst hat“. Wovon hängt der Behandlungserfolg nach einem Schlaganfall ab? „Er hängt davon ab, wie rasch, effektiv und qualitativ die Behandlung erfolgt. Die wichtigste Maßnahme ist, das akut verschlossene Hirngefäß wieder zu öffnen. Dafür setzt man das Blutgerinnsel wieder auflösende Medikamente ein. Diese Behandlung nennt man „Thrombolyse“. Diese soll das Absterben des Hirngewebes eingrenzen. Denn nach einem Hirngefäßverschluß geht zunächst nur ein Teil Hirngewebe unwiederbringlich zugrunde. Eine Randzone um das abgestorbene Hirngewebe herum wird notdürftig über benachbarte Hirngefäße versorgt und droht ebenfalls abzusterben, wenn man nichts unternimmt. Durch eine Thrombolyse kann man die Randzone retten. Aber dies macht nur innerhalb von 3 allenfalls 4 einhalb Stunden Sinn. Nach dieser Zeit ist eine Thrombolyse nutzlos, weil dann kaum noch gesundes Randzonen-Hirngewebe vorhanden ist“. Ein Mensch mit Schlaganfall sollte deshalb sofort auf eine Stroke Unit gebracht werden. Man sagt auch „Time is Brain“, also Zeit ist Gehirn. „In unserer Region gibt es solche Stroke Units in Braunschweig, Hildesheim, Göttingen, Hannover und in Seesen“, sagte Dr. Brodhun.

Um einen Schlaganfall zu vermeiden, sollte man auf seinen Blutdruck und sein Gewicht achten, gesund essen, sich viel bewegen, nicht rauchen und nicht zu viel Alkohol trinken. Dies gilt besonders für Menschen, die ohnehin schon Risikofaktoren haben, die man nicht beeinflussen kann, wie Alter und familiäre Vorbelastung, so Dr. Brodhun.

Zum Abschluss gab Dr. Brodhun noch einen kleinen Exkurs in das Thema „Vaskuläre Demenz“. Diese Demenzform unterscheidet sich von der Alzheimer-Demenz darin, dass sie meist schubförmig verläuft, Zeichen von Hirndurchblutung in der Computer- und Kernspintomographie zeigt und häufig die Folge hohen Blutdrucks ist.

„In unserer Ergotherapie haben wir auch einige Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben“, berichtete Sarah Finette. „Die Patienten kommen mit den unterschiedlichsten Symptomen zu uns. Bei einigen ist die Selbständigkeit im Alltag weniger, bei anderen deutlich stärker eingeschränkt.“ Die Ergotherapie soll helfen, trotz der vorhandenen Einschränkungen durch die Erkrankung, den Alltag zu bewältigen. Nähere Informationen gibt es im Integrations- und Therapiezentrum (ITZ), Praxis für Ergotherapie, Am Exer 19a in Wolfenbüttel unter: (0 53 31) 92 78 47 70 oder per E-Mail an ergo@itz-drk.de.


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