„Erst platzieren, dann qualifizieren‟: Neuer DRK-Fachdienst zur betrieblichen Eingliederung


| Foto: DRK



Wolfenbüttel. Für viele Menschen mit einer Behinderung steht die berufliche Laufbahn schnell fest und führt über die Förderschule in eine geschützte Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Manche Menschen möchten diese Laufbahn nicht und suchen nach Alternativen. Hier kommt der ambulante Fachdienst zur beruflichen Eingliederung, kurz FbE, ins Spiel - eine neue Einrichtung des DRK-Kreisverbandes Wolfenbüttel. Er unterstützt beeinträchtigte Menschen mit dem Ziel, sie in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zu vermitteln oder mit ihnen Beschäftigungsperspektiven zu entwickeln.

Seit Juni dieses Jahres ist die gemeinnützige Trägergesellschaft für integrative Sozialprojekte (TFIS) des DRK Wolfenbüttel ein "zertifizierter zugelassener Träger für REHA-spezifische Maßnahmen – Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsplatz". Durch dieses Zertifikat ist eine Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit als Kostenträger möglich, erklärt der Betriebsleiter Uwe Rump-Kahl.

Der neue Fachdienst stellte sich in einem Fachgespräch vor. Daran nahmen die Integrationsfachdienste, wie z.B. die Vereine der Weg und Auris, der Landkreis Wolfenbüttel, die Carl-Gotthard-Langhans-Schule, die Peter-Räuber-Förderschule und die Lebenshilfe Wolfenbüttel teil.

Zum Anfang der Veranstaltung im DRK-Gebäude am Exer zeigte ein Film verschiedene Menschen mit Behinderungen in unterschiedlichen Jobs mit ihren eigenen Job- Coaches; das Konzept nachdem der Fachdienst ebenfalls arbeiten wird.

„Wir haben den Mut dieses Projekt zu starten, weil wir gesehen haben, dass es bei der ` Initiative Sinnvolle Arbeit´(ISA) in Ostercappeln-Venne bei Osnabrück sehr gut funktioniert“, berichtete Teamleiterin Marion Mai.

„Erst platzieren, dann qualifizieren‟

Die Ausbildung und Qualifikation erfolgt direkt am Arbeitsplatz durch den Job Coach. Diese Art der betrieblichen Ausbildung steigert die Motivation und die Lernprozesse werden intensiviert, da die Person die direkten Auswirkungen ihres Handelns (bzw. Nichthandelns) erleben kann, wodurch die Qualifizierung direkt im Betrieb eine noch wichtigere Bedeutung erhält.

Die Arbeit vor Ort hat elementare Vorteile, denn das Abstraktionsvermögen von Menschen mit Behinderung ist häufig nicht ausgeprägt. Der Ernstfall der betrieblichen Erprobung und Qualifizierung und die dort verlangten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse können für Menschen mit Behinderung nicht simuliert werden. Das Erlernen von arbeits- und sozialrelevanten Fähigkeiten und Fertigkeiten bedarf wirklichkeitsentsprechender Erfahrungs- und Erprobungsräume.

„Unser Dienst bringt Vorteile für die Unternehmen. Zum Beispiel wird Fachpersonal entlastet und die Firmen bekommen hochmotivierte Kräfte‟, erklärte Rump-Kahl.

„Sicherlich haben Menschen mit Behinderung in einigen Bereichen deutliche Einschränkungen. Dafür bringen sie aber in hohem Maße persönliche Ressourcen mit: Sie zeichnen sich häufig durch hohe Motivation, Fleiß, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Konstanz und Freundlichkeit aus. Eigenschaften, die besonders in der Arbeitswelt einen hohen Stellenwert haben“, so Nicole Arendt, Job-Coach des neuen Fachdienstes. Sie berichtete von einem jungen Mann, den sie momentan coacht. „Die gemeinsame Erstellung einer Tages- und Arbeitsstruktur, sowie das Mobilitätstraining führte innerhalb kurzer Zeit dazu, dass er selbstständig an seinem Praktikumsplatz erscheint, pünktlich ist und seine Aufgaben immer selbstständiger zuverlässig erledigen kann“

Unter den geladenen Gästen gab es viele Fragen. „Dieser neue Fachdienst ist eine gute Alternative zur Werkstatt und kann eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Teilnehmer werden‟, sagte Hella Böger, Fachberaterin der Schulbehörde im Bereich Bildungsorientierung. Und Rump-Kahl zog ein positives Fazit dieser ersten Informationsveranstaltung: „Der Austausch mit den anderen Institutionen war sehr wichtig." Der Fachdienst zur betrieblichen Eingliederung steht in den Startlöchern und hofft auf eine gute Zusammenarbeit.


mehr News aus Wolfenbüttel