Filmkritik: “Fack ju Göthe” - Voll kraaas, ey...

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Können ungebildete Teenager, eine niveaulose Ausdrucksweise und ein Ex-Knacki als Lehrer komisch sein? Jup, das geht. In der Komödie “Fack ju Göthe” werden die Lachmuskeln und das Herz in einer wunderbaren Mischung angesprochen. Regie führte Bora Dağtekin (Türkisch für Anfänger).

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Thorsten Werner Foto:



“Der Filmstart war gigantisch. Der Film läuft jetzt die zweite Woche und war am letzten Wochenende komplett ausverkauft. Das tolle an diesem Film ist, dass er nicht nur etwas für junge Menschen ist. Auch das ältere Publikum lacht sich echt kaputt”, freut sich Theater-Manager Thorsten Werner.

In den Hauptrollen glänzen Elyas M’Barek als Ex-Knacki und späterer Aushilfslehrer Zeki Müller, Karoline Herfurth als spießige Lehrerin Lisi Schnabelstedt und Katja Riemann als klebstoffschnüffelnde Rektorin Gudrun Gerster. Auch wenn die Story anfangs abgedroschen, vorhersehbar und altbacken erscheinen mag - Ex-Knacki wird zufällig Lehrer, schüchterne Lehrerin verliebt sich und aus Loosern werden vorzeigbare Schüler- ist die sehr humorvolle Umsetzung wirklich gelungen.

Die Geschichte ist ebenso kitschig wie cool, mit tollen Darstellern, witzigen verbalen Entgleisungen und zum Schluss sogar mit einigen tiefsinnigen Szenen. Stellenweise erlebt der Besucher etwas übertriebene Szenen und Sprech-Durchfälle, die zwischenzeitlich etwas “overacted” wirken. Doch all das macht diesen Film einfach so charmant und witzig und wird durch die liebevolle Inszenierung der Darsteller wettgemacht.

Der Film


Zeki Müller (Elyas M’Barek) wird aus dem Gefängnis entlassen, in dem er 13 Monate wegen eines Raubes eingesessen hat. Der Ex-Knacki hat nur einen Gedanken: Er will an das Geld, das seine nicht besonders clevere Freundin damals blöderweise auf einer Baustelle versteckt hat, auf der nun die Turnhalle der Goethe-Gesamtschule steht. Doch wie es der Zufall will, wird ausgerechnet dort ein Hausmeister gesucht. Das ist Zeki's Chance. Kurzum bewirbt er sich, wird aber aber von der klebstoffschnüffelnden Rektorin Gudrun Gerster (Katja Riemann) als Aushilfslehrer eingestellt. Nun nimmt die Komödie ihren Lauf. Zeki bringt mit unkonventionellen Mitteln seine aufmüpfigen Schüler zur Räson und schreckt auch vor dem Gebrauch eines Paintball-Gewehrs nicht zurück. Und eine höfliche Umgangsform ist dem jungen “Lehrer” ohnehin fremd. Doch dann passiert etwas in den Köpfen der Schüler - sie fangen an ihren Lehrer zu respektieren (was in Anbetracht seiner eher unpädagogischen Maßnahmen nicht verwunderlich ist) und werden zu passablen Schülern.

Und während sich Zeki noch mit seinen Schülern auseinandersetzt und ganz nebenbei nach seinem Geld sucht, fängt er an, seine neue Rolle zu mögen. Er denkt über sein Leben nach, das bisher nicht besonders ruhmreich verlaufen ist. Und dann ist da auch noch die spießige Referendarin Elisabeth “Lisi” Schnabelstedt, die ihn einerseits mit ihrem besserwisserischen Gehabe auf den Geist geht, ihm andererseits zeigt, dass ihn ihm mehr steckt, als ein Kleinkrimineller.

Naja, an dieser Stelle ist das Happy End wohl vorprogrammiert. Macht aber gar nichts, denn bis hierhin ist der Film eine einzige Freude. Da sieht man auch gerne über das vorhersehbare Ende hinweg. Und irgendwie ist es ja auch “voll süüüß, ey” …

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Josi und Pauline fanden "Fack ju Göthe" klasse. Besonders das Ende hat den beiden Schülerinnen gefallen. Foto:


Sehr empfehlenswert 


Zweifelsohne sind Ausdrücke wie “kleine Pisser”, Fuck you” und “Scheiße” Geschmackssache und werden sicher nicht bei jedem Kinobesucher gleich einen Lachanfall auslösen. Doch diese Komödie, zusammen mit großartigen Nachwuchs-Schauspielern, ist ein kurzweiliges Kinoerlebnis, das sich reichlich an der Schublade bedient, in die unsere Jugend oftmals und gern gesteckt wird, ohne bösartig und abfällig zu wirken.

“Fack ju Göthe” ist einfach herrlich unkompliziert, lustig, cool und absolut sehenswert. Und wir sprechen hier von einer deutschen Komödie, die nicht mit Stars wie Matthias Schweighöfer, Till Schweiger und Co. aufwartet, sondern mit frischen und frechen Jung-Schauspielern punktet.

“Fack ju Göhte” ist nach “Türkisch für Anfänger” der zweite Film des Regisseurs Bora Dagtekin. Auch in seiner neuen Komödie vertraut Dagtekin auf seinen Darsteller Elyas M`Barek, mit dem er schon “Türkisch für Anfänger” drehte. M'Barek konnte in “Die Chroniken der Unterwelt” sogar schon seine erste Hollywood-Rolle verbuchen.

“Fack ju Göthe” ist ein heiteres Kinoerlebnis für alle ab 16 Jahren und wohl die deutsche Kino-Überraschung des Jahres. Also, nichts wie hin, ins CineStar Wolfenbüttel und einfach mal ganz krass ablachen... Die Spielzeiten finden Sie hier.

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