Wolfenbüttel. Nachdem Leonhard Pröttel, Abgeordneter der Grünen sowohl im Wolfenbütteler Stadtrat als auch Kreistag, vor einigen Wochen gegen die Wolfenbütteler Polizei wetterte, meldet sich jetzt plötzlich Wolfenbüttels Bürgermeister Ivica Lukanic (parteilos) mit einem Statement zu Wort. Er fordert darin einen respektvolleren Umgang miteinander und warnt vor Populismus.
Im August beklagte Pröttel auf der Plattform "X" (ehemals Twitter), dass ein Polizist in der Wolfenbütteler Innenstadt einen Fahrradfahrer kontrollierte und dafür seinen Streifenwagen im Halteverbot abstellte. Außerdem ließ er durchblicken, dass der Radfahrer - seiner Meinung nach ausländischer Herkunft - ganz gezielt ins Visier genommen worden sei. Eine genauere Erläuterung zu seinem Post ließ Pröttel auf Nachfrage von regionalHeute.de unbeantwortet. Wir berichteten in unserem Artikel "Wolfenbütteler Ratsherr wettert gegen die Polizei". Jetzt plötzlich meldet sich der Bürgermeister mit einem Statement zu Wort, in dem er Respekt einfordert.
Lukanic mit klarer Ansage
"Wer unzufrieden ist, lässt das auch mal an seinen Mitmenschen aus. Das beginnt schon mit kleinen Konflikten im Umfeld. Bestimmt kennt jeder vergleichbare Situationen. Die eigene Unzufriedenheit wird von Betroffenen selten reflektiert oder hinterfragt. Das steht jedoch einem respektvollen Umgang miteinander im Weg. Alle haupt- und nebenamtlich Engagierten in unserer Gesellschaft haben einen Auftrag, sorgen für Ordnung, für Sicherheit, unsere Gesundheit, bauen Schulen, unterhalten Straßen und fällen Entscheidungen für das Wohl der Allgemeinheit. Man muss mit diesen Ergebnissen nicht immer zufrieden sein und darf, ja soll kritisch sein. Trotzdem ist es wichtig, zuerst miteinander zu sprechen und vorbehaltlos aufzuklären, statt reflexartig anzuklagen", schreibt Bürgermeister Ivica Lukanic.
In den vergangenen Monaten habe auch er erleben müssen, wie die Spaltung der Gesellschaft zunimmt, die teilweise durch den Populismus einiger weniger Verantwortungsträger selbst geschürt werde. Die Motive seien vielfältig und ließen sich häufig auf politischen Übereifer und Opportunismus zurückführen oder die Mobilisierung der Claqueure im eigenen politischen Lager. "Politik hat Verantwortung, nicht nur mit ihren Vorschlägen für Bürgerinnen und Bürger, sondern auch in ihrem Umgang, in ihrem Ausdruck und der Sprache. Wer Polarisierung sät, erntet gesellschaftliche Spaltung", unterstreicht der Bürgermeister.
Es werden Grenzen überschritten
Deshalb sei ein respektvoller Umgang miteinander die Grundvoraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft. Wenn Mitarbeiter von Hilfsdiensten wie zum Beispiel Feuerwehr, DRK und Polizei, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenhäusern oder in der Verwaltung oder Politiker mit Worten oder auch körperlich angegangen werden, werden Grenzen überschritten, macht Lukanic deutlich.
Pröttel selbst erwähnt er dabei mit keinem Wort. Auf Nachfrage heißt es, man wolle keine Namen nennen, der Text sei allgemein wichtig. Aus den folgenden Zeilen sowie dem durch die Stadt mitgesandten Foto, das Lukanic mit dem durch Pröttel kritisierten Kontaktbeamten zeigt, lässt sich dann höchstens ableiten, dass sich der Grüne-Ratsherr angesprochen fühlen soll.
So schreibt Lukanic, dass man andere Personen nicht mit falschen Beschuldigungen, Vorhaltungen oder Verdächtigungen - schon gar nicht öffentlich - diskreditieren solle. Insbesondere als Politiker sollte man hier mit gutem Beispiel vorangehen. "Wir können nicht etwas von anderen fordern und uns selbst dann über diese Regeln hinwegsetzen. Das funktioniert nicht", so der Bürgermeister. Natürlich dürfe und solle man Missstände respektvoll ansprechen, "aber irgendetwas zu konstruieren, was nicht haltbar ist, geht zu weit. Und dafür darf man sich dann auch ruhig mal entschuldigen, wenn man schon diese Grenze überschritten hat", meint Lukanic.
Lukanic drückt sein Bedauern aus
Und dann wird Lukanic in der Sache deutlich: Der Umgang mit dem Wolfenbütteler Kontaktbeamten in den vergangenen Wochen sei in seinen Augen ein Beispiel gewesen, wie es nicht laufen soll. Zumindest der Bürgermeister habe dem Kontaktbeamten gegenüber sein Bedauern ausgedrückt, heißt es abschließend.
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