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Hospizverein in Not: Kostenexplosion reißt Loch in die Kasse

Um das HospizZentrum in Wendessen fertig zu stellen, fehlen mehrere hunderttausend Euro.

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Dem Hospizverein fehlen 700.000 Euro, um das alte Gusthaus zu einem HospizZentrum umzubauen. | Foto: Anke Donner / Video: Anke Donner

Wolfenbüttel. Eigentlich sollte nun allmählich der Betrieb im HospizZentrum Wolfenbüttel aufgenommen werden. Doch Krieg und Corona haben der Fertigstellung einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Mehr als 700.000 Euro fehlen dem Hospizverein Wolfenbüttel, um aus dem ehemaligen Gutshof Wendessen einen Ort für ein würdevolles Sterben zu machen.



2020 hat der Hospizverein das Gutshaus von der Stadt Wolfenbüttel per Erbbaurechtsvertrag übernommen. Eine grundlegende Sanierung stand nun ins Haus, da das Gebäude viele Jahre leer stand. Das 1.400 Quadratmeter große Haus muss für die Bedürfnisse todkranker Menschen hergerichtet werden. Dazu gehören der Anbau eines Fahrstuhls und Türenverbreiterungen. Auch das Dach muss erneuert, Fußböden und Fenster ausgetauscht und Wasser-und Elektroleitungen verlegt werden.

Kostenexplosion reißt Loch in die Kasse


Das alles sollte längst fertig sein, sagt Dagmar Ammon, erste Vorsitzende des Hospizvereins, im Gespräch mit regionalHeute,de. Und bis März sah alles auch noch gut aus. Man war, zumindest was die Finanzen angeht, im Rahmen. Doch dann kam der Krieg in der Ukraine und damit die Kostenexplosion. 700.000 Euro fehlen bisher. Niemand weiß, wie viel es noch werden wird.


Die Bauarbeiten sollen im September weitergehen. Doch beim Beauftragen der einzelnen Gewerke gehe man vorsichtig voran. Kein Auftrag wird erteilt, solange die Finanzierung nicht gesichert ist, betont Ulrike Jürgens vom Hospizverein. Und um die auf die Beine zu stellen, hofft man weiter auf die Hilfe aus der Bevölkerung, der Kreis- und Stadtverwaltungen, Stiftungen und die Unternehmen der Region. Von denen gab es bisher jedoch nur wenig Unterstützung, wie Dagmar Ammon sagt. Ganz gezielt hatte man im Frühjahr Unternehmen aus dem Landkreis angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Nicht nur finanzieller Art. Doch die Resonanz sei dürftig ausgefallen. „Gerade einmal eine Handvoll hat sich gemeldet“, sagt sie mit Enttäuschung in der Stimme. Dabei sei das, was in Wendessen entsteht, etwas für die Bürger.

„Wir wünschen uns die Bürger an unserer Seite“


Bisher habe man sowohl von der Bevölkerung, als auch von Stadt und Landkreis Unterstützung erhalten, macht Ammon deutlich. So konnte der Anbau für den Fahrstuhl durch den Assefonds finanziert werden. Die Stadt habe einen Teil der Pacht erlassen und die Mitgliederzahlen seien gewachsen, seit das Vorhaben HospizZentrum öffentlich wurde. Auch größere Spenden von überregionalen Stiftungen seien eingegangen. Doch gerade jetzt setzte man auf weitere Unterstützung, damit das HospizZentrum in spätestens eineinhalb Jahren seiner Bestimmung übergeben werden kann.

Ein Ort für alle


Dann soll in dem ehemaligen Gutshaus ein stationäres Hospiz mit zehn Einzelzimmern entstehen. Untergebracht werden soll auch der Hospizverein, der vor Ort Trauerbegleitung anbietet. „Dann auch mit Kindern“, sagt Dagmar Ammon.

Doch bis dahin ist es ein langer Weg, wissen Dagmar Ammon und Ulrike Jürgens. Die beiden Frauen engagieren sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in dem Verein. Die Arbeit sei nicht immer leicht und bringe die Ehrenamtlichen oftmals an ihre Grenzen. Da ist das Aufarbeiten im eigenen Team ein elementarer Baustein der Arbeit. Doch auch darum wird sich innerhalb des Vereins gekümmert. Nicht nur die Sterbenden werden begleitet, auch die Lebenden. Dazu gehört auch die Betreuung der Angehörigen. Auch diese finden in dem fertigen HospizZentrum Beistand. Sie haben dann sogar die Möglichkeit, längere Zeit bei ihren sterbenden Angehörigen zu bleiben - auch über Nacht. Und der Bedarf an Hospizplätzen sei groß, berichten Dagmar Ammon und Ulrike Jürgens weiter. Deshalb sei es so wichtig, dass das Projekt wieder Fahrt aufnehme.

Försterling besucht Hospizverein


Vor kurzem hat der FDP-Landtags- und Kreistagsabgeordnete Björn Försterling die Baustelle besucht. Die Arbeit des Vereins habe ihn sehr beeindruckt und sei es wert, dass sie unterstützt werde. Und jeder könne das mit Spenden oder einer Mitgliedschaft machen, sagt er auf Nachfrage von regionalHeute.de. Und er macht deutlich, dass seitens der Stadt und des Landkreises mehr Unterstützung erfolgen sollte. "Das Angebot des Hospizvereins bereichert seit Jahren die Stadt und den Landkreis Wolfenbüttel. Mit dem stationären Hospiz wird dieses Angebot erweitert und es ist einmalig im Landkreis. Daher sollten Stadt und Landkreis den Umbau finanziell unterstützen", sagt er und verspricht, das HospizZentrum im Rahmen der Haushaltsberatungen zu thematisieren. Förderprogramme des Landes würden nicht hundertprozentig passen, da müsse man nach der Landtagswahl nochmal Anpassungen prüfen, antwortete er auf die Frage, inwiefern das Land helfen könnte.

"Der Verein macht eine hervorragende Arbeit. Im Kern geht es darum, dass niemand allein gelassen wird - auch nicht im Tod. Der Hospizverein ist damit eine große Säule des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ob in der Sterbebegleitung, der Trauerarbeit oder aber bei der Begleitung Unbedachter, der Mensch und das Miteinander stehen im Fokus", sagt Försterling abschließend.

So können Sie helfen


Wer sich im Hospizverein engagieren möchte, kann sich direkt an den Verein wenden. Informationen gibt es unter www.hospizverein-wf.de. Spenden können direkt an folgendes Spendenkonto gerichtet werden: IBAN: DE 90 2709 2555 5017 9527 00
BIC: GENODEF1WFV Volksbank Wolfenbüttel-Salzgitter eG, Wolfenbüttel. Wer einen musikalischen Nachmittag für einen guten Zweck erleben möchte, kann am 18. September zum Benefizkonzert des Deutsches Juristenorchesters in die Trinitatiskirche kommen. Beginn ist 15 Uhr, der Erlös kommt dem Hospizverein zugute.


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