Job-Coach: Seite an Seite ins Berufsleben


Job-Coach Nicole Arendt begleitet Jugendliche mit Förderbedarf am Anfang eines Praktikums und hilft ihnen, Aufgaben strukturiert anzugehen. Foto: DRK
Job-Coach Nicole Arendt begleitet Jugendliche mit Förderbedarf am Anfang eines Praktikums und hilft ihnen, Aufgaben strukturiert anzugehen. Foto: DRK | Foto: DRK

Wolfenbüttel. Es gibt einen Satz, gegen den Nicole Arendt in ihrem Job immer wieder ankämpft: „Eine Beschäftigung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung ist empfohlen“. Die 41-Jährige arbeitet als Job-Coach beim „Fachdienst zur beruflichen Eingliederung“, kurz FBE.


Diese Abteilung des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel qualifiziert junge Menschen mit Behinderung für den ersten Arbeitsmarkt – direkt im Unternehmen.

„Unsere Kunden sind Jugendliche mit Behinderung, die oftmals eine Regelschule besuchen oder besucht haben. Dass ein Gutachten sagt, sie sollen in eine Werkstatt, sorgt bei ihnen für Ängste, Irritationen und oft auch Ablehnung“, erzählt die studierte Sozialpädagogin. Dabei ist es schon die Formulierung, die falsch ist: „Eigentlich wird damit ausgesagt, dass Hilfe, also die Qualifizierung, für die ersten Schritte auf dem Arbeitsmarkt erforderlich ist. Und da kommen wir ins Spiel.“ Der FBE vermittelt den Jugendlichen Praktika direkt in Unternehmen und begleitet sie auf ihrem Weg zum Arbeitnehmer.

2014 endete Arendts Arbeitsvertrag beim Niedersächsischen Triathlon-Verband, als sie eine Stellenanzeige des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel entdeckte. Der Fachdienst war zu dem Zeitpunkt noch in der Gründungsphase, die ersten Monate bestanden aus Förderanträgen, der Erstellung eines Qualitäts-Handbuches und einer Zertifizierung, um Rehabilitations-Leistungen anbieten zu dürfen. „Seitdem haben wir 25 junge Menschen bei ihrem Einstieg ins Arbeitsleben begleitet, die meisten davon sind in einem der Unternehmen geblieben“, berichtet voller Stolz Nicole Arendt, die mittlerweile Teamleiterin ist.

Gut vernetzt


In einer ersten Kennlernphase erkunden die Job-Coaches, welche Vorstellungen und Wünsche der Jugendliche hat. „Wenn geistige Behinderungen oder Lernbehinderungen bestehen, ist oft wenig Wissen darüber vorhanden, was es für Berufe gibt. Wir tasten ab, ob Vorstellungen über die Berufe der Eltern da sind und was daran gefällt, welche Zukunftswünsche bestehen - und wir testen die Fähigkeiten“, erklärt Arendt. Danach gehe es an die Auswahl und die Kontaktaufnahme zu Unternehmen, in denen ein Praktikum denkbar wäre. „Aber nach vier Jahren sind wir inzwischen soweit vernetzt, dass sich Betriebe sogar an uns wenden, wenn sie eine offene Stelle haben. Oder sie schlagen andere Unternehmen vor, in denen es gerade passen könnte“, freut sich die 41-Jährige.

Viele Firmen stehen dem Gedanken der Inklusion offen gegenüber, können sich aber nicht vorstellen, an welchen Stellen sie einen Mitarbeiter mit Behinderung einsetzen können. Oder es fehlt die Zeit für dessen Einarbeitung. „Wir begleiten die Jugendlichen im Betrieb. Erst ist ein Job-Coach jeden Tag dabei, baut den Kontakt zu den Mitarbeitern auf und lässt sich von denen zeigen, was zu tun wäre. Wir können die Begleitung sogar auf kleinere Handlungen, nach Bedarf des Praktikanten, runterbrechen und anleiten“, erklärt Arendt. So würden die Facharbeiter in den Betrieben allmählich von Routineaufgaben entlastet und der potenzielle Mitarbeiter finde sich ein. „Nach ein bis zwei Wochen können wir anfangen, uns stundenweise rar zu machen. Irgendwann geht es, im Idealfall, ganz ohne Coach.“ Das Ziel der Praktika sei es, zum Schluss in ein reguläres Angestelltenverhältnis zu wechseln. „Aber auch danach ist der Arbeitgeber nicht allein. Es gibt Förderprogramme, durch die wir Ansprechpartner bleiben und im Zweifelsfall als Vermittler einspringen.“

Vermitteln müssen Arendt und ihre Kollegen auch, wenn es um die rechtliche Abwicklung geht: Mit den Jugendlichen, deren Angehörigen, den Trägern der Eingliederungshilfe und den Betrieben müssen viele unterschiedliche Fragen geklärt und Bedürfnisse beachtet werden. „Wir kommunizieren mit drei verschiedenen Agenturen für Arbeit und sechs Kommunen - in denen zudem die Ansprechpartner häufig wechseln“, berichtet Nicole Arendt. Doch die Lage verbessere sich zunehmend: „Mittlerweile hat sich rumgesprochen, dass wir die Experten für Teilhabe und Eingliederung sind.“


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