Jugendhilfeausschuss des Landkreises: 2,3 Millionen Euro mehr für Jugendamt nötig

von Thorsten Raedlein




Landkreis. In ihrer heutigen ersten Sitzung nach der Sommerpause mussten die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses des Landkreises erst einmal über den Nachtragshaushalt beschließen. Und dieser sieht für das Jugendamt eine Aufstockung von 2,5 Millionen Euro vor. Rund 200000 Euro können an anderer Stelle eingespart werden, 2,3 Millionen Euro müssen zusätzlich eingeplant werden. 

Schuld am nun aufgetretenen Defizit seien die frühen Haushaltsplanungen. Ein verlässlicher Bedarf sei da nur schwer vorher zu sehen. So habe zum Beispiel 2012 der Bedarf der Heimplätze erst in den letzten Monaten des Jahres sprunghaft zugenommen. Auch im Bereich der ambulanten Hilfe war ein Fallanstieg zu verzeichnen; dieser kann jedoch nicht mit eigenen Kräften bedient werden, da beim ASD nicht alle Stellen besetzt sind. Der Landkreis muss Expertenhilfe zukaufen; hier leide auch der Landkreis am Fachkräftemangel. Vom Ausschuss gab es grünes Licht für den Nachtragshaushalt.

Ebenfalls auf grün steht aus Sicht des Ausschusses die Ampel für die Fortsetzung des Projektes „Pro Aktiv Center“ (PACE) im Jahr 2014. Das Programm wurde 2004 vom Land initiiert, um besonders benachteiligten Jugendlichen die bestmögliche Unterstützung zu geben, um durch Erwerbstätigkeit ihren Lebensunterhalt selbst sicherzustellen. Die aktuelle Förderperiode läuft Ende des Jahres aus. 2014 wird ein Übergangsjahr sein, die nächste Förderperiode soll erst 2015 starten. Für 2014 würden daher rund 144000 Euro Kosten auf den Kreis zukommen, 120000 Euro würde die N-Bank tragen. Bei einer Enthaltung wurde diese Vorgehensweise empfohlen.

Jörg Hermann, Leiter der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche berichtete den Ausschussmitgliedern über die Arbeit der Einrichtung. In den vergangenen 20 Jahren sei stetig ein Zuwachs an Beratungsbedarf zu verzeichnen gewesen. Trotz stabiler Personaldecke sei es gelungen, die Wartezeit vom Erstkontakt bis zur Beratung mit rund drei Wochen im Griff zu behalten. „Aufgrund der starken Auslastung ist dies nur möglich, wenn die Anzahl der Termine pro Fall möglichst gering gehalten wird“, sagt Hermann. In Notfällen sei aber stets eine sofortige Beratung möglich. Derzeit stagnieren die Fallzahlen zum Glück. Hauptanmeldegründe seien Probleme im Rahmen von Trennung und Scheidung.

Das Angebot für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern sei seit 2009 Schritt für Schritt ausgebaut und etabliert worden. Es umfasse zusätzlich zum Beratungsangebot für Familien auch Leistungen für andere Fachdienste der Jugendhilfe sowie Vernetzungsaktivitäten. Im Vergleich zu den Familien mit Kindern über drei Jahren, werden bei den bis Dreijährigen deutlich mehr Familien durch das Jugendamt und vom Familiengericht zugewiesen oder die Beratungsstelle wird ihnen empfohlen.

Wie mit Jugendlichen umgegangen wird, die eher Richtung Braunschweig orientiert sind (da sie zum Beispiel dort zur Schule gehen oder Braunschweig für sie besser erreichbar ist), oder ob es eine Beratung vor Ort in den Gemeinde gibt, wollte Holger Barkhau wissen. Aktuelle Fälle seien dem Kreis hier nicht bekannt. Einen Kostenausgleich mit anderen Städten gebe es daher nicht. Wäre der Bedarf dokumentiert, könne man jedoch Verhandlungen anstreben. Eine Beratung vor Ort sei leider kaum nachgefragt. Versuchsweise wurde einmal eine Erziehungsberatung in Baddeckenstedt angeboten.

Zum Abschluss der Sitzung gab es noch einige Bekanntmachungen: Gefunden wurde mittlerweile ein Name für den gemeinsam mit der WoBau unterhaltene Sozialraum im Ulmenweg. Der heißt künftig „Die Ulme“. Am 5. September, 16 Uhr, wird im Landkreis die Fotoausstellung „Sozialarbeit in Grundschulen“ eröffnet.


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