Wölfchen und Büttelchen haben auf dem Wolfenbütteler Weihnachtsmarkt ihr neues Wichtelhaus bezogen und wirken seitdem jünger und frischer als in den letzten Jahren. Pubertär jugendlich. Ihre Patentante, Viola Bischoff von der Wolfenbütteler Marketing und Tourismus Servicegesellschaft (WMTS), bestreitet mit Cremes nachgeholfen zu haben.
Diese jugendlichen Riesenwichtel verbreiten nun wieder Angst und Schrecken, egal wo sie auftauchen. So sollen sie sogar eine Weihnachtsfeier der Rathausmitarbeiter gesprengt haben. Nur Bürgermeister Thomas Pink und sein Pressesprecher Olaf Danell waren offenbar vorgewarnt und konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Vermutung, sie seien die Trolls, bestätigte sich nicht.
Das NDR-Fernsehen kam aus der Landeshauptstadt Hannover angereist um über diese Weihnachtsmarktvandalen zu berichten. Doch die medienscheuen Riesenwichtel tricksten das Kamerateam aus und tauchten unter. So blieb den Fernsehjournalisten nichts anderes übrig, als Wolfenbütteler Stadtführer zu lesen und irgendwelche Weihnachtsmarktbeschicker zu interviewen.
Der ebenfalls aus Hannover kommende SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil machte sich im Schutze der schummrigen Weihnachtsmarktbeleuchtung auf die Suche nach den zwei Kobolden und steuerte zielgerichtet den Stand der Lebenshilfe an. Als ihm selbst dort die Begegnung mit Wölfchen und Büttelchen erspart blieb, erklärte er Wolfenbüttel kurzerhand zu einer sympathischen Stadt. Nicht auszudenken, er hätte die Gnome kennen gelernt. Er hätte wohl angenommen, alle Wolfenbütteler seien überdimensioniert, zumal er von Landrat Jörg Röhmann begleitet wurde.
Wolfenbütteler Psychologen, die gemeinsam mit den von Röhmann ausgezeichneten Gesundheitswanderern in unsere Lessingstadt gelangten, erklären das ominöse Verhalten der Riesen-Kinderschrecks mit Überlebensängsten: Hatte doch bisher niemand darüber nachgedacht, was mit ihnen passiert, wenn ihr Wichtelhaus zusammen mit dem Weihnachtsmarkt Ende Dezember abgebaut wird. Auch ihre fürsorgliche Patentante nicht.
Diese Schicksalsnachricht lies bei null Grad Außentemperatur niemanden kalt. Bundesumweltminister Peter Altmaier kam extra aus der fernen Bundeshauptstadt angereist, um mit der ASSE II-Begleitgruppe darüber zu sprechen, ob Wölfchen und Büttelchen nicht in einem der ASSE-Schächte bei ganzjährig konstanten 28 Grad überwintern könnten. Da dort allerdings noch etwa 126.000 Fässer mit leicht radioaktivem Abfall lagern, wurde diese Idee wieder verworfen - sehen doch die Wichtel selbst schon leicht verstrahlt aus.
Der Salzdahlumer SPD-Ortsbürgermeister Ralf Achilles ergriff die Initiative und peitschte ein neues Baugebiet in seinem Ortsrat durch. Wölfchen und Büttelchen sollen dort Neubürger werden. Deshalb lies er auch eine neue Ortschronik veröffentlichen, die dem Zuzug der Wichtel schon vorgreift. Der CDU-Stadtratsfraktionsvorsitzender Prof. Dr. Christoph Helm hingegen möchte die zwei Gnome gern in der Kernstadt unterbringen und überschlägt sich mit Vorschlägen: So will er sie entweder in neu zu schaffenden studentischen Wohnquartieren verstecken oder sie über den Dächern der Stadt im Hausmannsturm einsperren, wie einst Rapunzel. Die Fümmelser Ortsbürgermeisterin Hiltrud Bayer brachte das neue Piratenschiff der Grundschule als eine Art Arche Noah ins Gespräch.
Auch unpolitische Bürger engagierten sich für die Wolfenbüttel-Wichtel. So öffneten sie spontan einen 300 Quadratmeter großen Eis-Keller, den Wölfchen und Büttelchen aber nicht gut fanden, weil dort ihre Lieblingssorte "Vanille" nicht vorrätig war. Da die Jahnturnhalle erst 2014 fertigsaniert sein soll, steht sie als Unterkunft nicht zur Verfügung. Das ehemalige Verwaltungsgebäude der WOBAU wird nun durch das Job-Center blockiert, eine Bleibe für die Wichtel sei dort ausgeschlossen.
Patentante Bischoff, die bis vor kurzem noch zwei Etagen unter dem Finanzdezernenten Knut Foraita residierte, ereilte die Nachricht, er hätte einen plötzlichen und erfreulichen fiskalischen Haushaltsüberschuss von 8,6 Millionen Euro zu verbuchen. Damit muss doch für unsere Gnome was zu machen sein...
Aus gut informierten Kreisen heißt es, es sei Bürgermeister Thomas Pink gewesen, der die Kaufhaus-Ruine als etwaige Bleibe für die Wichtel ins Gespräch brachte. Viola Bischoff und der Stadtrat waren von dieser Idee begeistert. Die Wichtel hätten eine Bleibe in direkter Nähe zum Weihnachtsmarkt-Platz und somit jedes Jahr kurze Wege, um die Kinder zu erschrecken.
Den genauen Kaufpreis müsse man bei dieser Verwendung allerdings geheimhalten, damit der Landesrechnungshof nicht ausrechnen könne, wie viele hundert Jahre die Wichtel dafür in Wolfenbütteler Hotels untergebracht werden könnten. Letztendlich haben die Abgeordneten in einer geheimen Sitzung mehrheitlich dem Kauf des Hertie-Kaufhauses zugestimmt. Wann genau Wölfchen und Büttelchen einziehen können, ist allerdings noch unklar, also genauso geheim.
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