Katastrophen-Fazit - „Haben historisches Hochwasser erlebt"

von Nick Wenkel


Fazit zum Hochwasser: Jörg Koglin protokollierte die einsatzreichen Tage. Foto: Nick Wenkel/Werner Heise
Fazit zum Hochwasser: Jörg Koglin protokollierte die einsatzreichen Tage. Foto: Nick Wenkel/Werner Heise | Foto: Archiv/werner Heise

Wolfenbüttel. Ende Juli hielt die dramatische Hochwasser-Lage den gesamten Landkreis Wolfenbüttel in Atem. Nun, knapp einen Monat später, zieht der Katastrophenstab mit Leiter Jörg Koglin, ein Fazit. Im Verlauf der ereignisreichen Tage zeigte sich demnach vor allem, dass es sich um ein untypisches Hochwasser gehandelt habe.


Koglin protokollierte die Tage während der Hochwasser-Katastrophe.Angefangen hat alles bereits am Mittwoch, den 26. Juli. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch war der Niederschlag so hoch, dass die Wasserpegel bereits deutlich anstiegen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits zahlreiche Feuerwehren im Einsatz, vornehmlich im westlichen Kreisgebiet. Im östlichen Teil waren nur vereinzelt Orte betroffen, wie unter anderem Sickte. Die Vorhersagen über den zu erreichenden Scheitelpunkt blieben laut Koglin unzutreffend. Das habe vor allem daran gelegen, dass es sich um untypisches Hochwasser gehandelt habe, bei dem man keine genauen Vorhersagen machen konnte.

Lage spitzt sich zu


Am Donnerstag, 27. Juli, spitzte sich die Lage im Landkreis weiter zu. Während mittlerweile wiederum mehr Feuerwehren im Einsatz waren, verschlimmerte sich die Situation kurzzeitig in Baddeckenstedt. Im Gegensatz zu Schladen, beruhigte es sich dort jedoch relativ schnell. „Es war ziemlich dramatisch. Es bestand die Gefahr, dass das Hochwasser die Brücke in Mitleidenschaft zieht. Ich selbst stand auf der Brücke und habe gespürt, wie sie sich bewegt. Eine massive Stahlbrücke wohlgemerkt", schilderte Koglin die damalige Lage in Schladen.

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Die dramatische Lage in Schladen. Foto: Anke Donner


Rosenwall vollständig überschwemmt


Zu diesem Zeitpunkt war dann auch die Stadt Wolfenbüttel stark betroffen und unterlag den Wassermassen. Bereits Donnerstagvormittag wurden Keller überschwemmt und die Kräfte der Feuerwehr zum Abpumpen gerufen. Ab 17 Uhr begann die Überflutung des Rosenwalls. Besonders prekär: Laut Koglin wohnen viele Menschen am Rosenwall, die krank und hilfsbedürftig sind. Es wurden umgehend Hilfestellungen geleistet, damit alle Anwohner in Sicherheit waren. Dies stellte die Einsatzkräfte vor organisatorische Schwierigkeiten. „Wie kommen wir zu den Leuten hin?", habe man sich gefragt.

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Der überflutete Rosenwall. Foto: regionalHeute.de


Amtsgericht und Große Schule schwer betroffen


Auch das Amtsgericht Wolfenbüttel blieb nicht verschont. Koglin sprach zwischenzeitlich mit einem Mitarbeiter des Gerichts. Dieser schilderte dem Leiter des Katastrophenstabes die Angst, die die Mitarbeiter des Gerichts hatten. Im Keller des Gebäudes befanden sich zu diesem Zeitpunkt wichtige Unterlagen, unter anderem auch Testamente, die von erheblichem Wert seien. Glücklicherweise habe man diese jedoch noch zeitig nach oben bringen können, sodass keine Gefahr bestand.

Für das Gymnasium Große Schule kam jedoch die Hilfe zu spät. Der Musik-, der Technikraum und andere standen bereits vollständig unter Wasser. Die Hilfskräfte konnten nichts mehr dagegen unternehmen. Laut Koglin läge der Schaden an der großen Schule in Millionenhöhe.

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Auch das Amtsgericht blieb nicht vom Hochwasser verschont. Foto: Werner Heise


Auslösung des Katastrophenalarms


Noch am Donnerstag wurde um 21.21 Uhr, erstmals im Landkreis Wolfenbüttel, der Katastrophenalarm ausgelöst. Für Koglin ein absolut richtige und nachvollziehbare Entscheidung. Daraufhin richtete der Katastrophenstab verschiedene Einsatzabschnitte ein, darunter auch den Einsatzabschnitt Steinhäuser Gärten, bei dem eine Überflutung des Seniorenheims drohte.Die Einsatzzentrale wurde zu diesem Zeitpunkt von Schladen ins Wolfenbütteler Rathaus verlagert. Zum einem damit man näher am Geschehen war und zum anderen weil Teile Schladens zu diesem Zeitpunkt schon überflutet waren. „Der Stab denkt und handelt vor der eigentlichen Lage", betonte Koglin nochmals und verwies gleichzeitig darauf, dass man mit den ganze Beteiligten eine „sehr gute Partnerschaft pflegte und es ein angenehmes Arbeiten war, das zusätzliche motivierte."

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Der Katastophenschutz-Stab richtet sich im Rathaus ein. Foto: Werner Heise


Kritik an Pressearbeit


Kritik gab es während der einsatzreichen Zeit vor allem an der Pressearbeit des Landkreises. Koglin erinnerte daran, dass man ein riesiges Informationsgehalt bekommen habe und man genau abwägen musste, was wirklich ernstzunehmend sei und was nicht. Insbesondere wollte man dadurch vermeiden, dass Fehlinformationen an die Öffentlichkeit geraten, die später hätten revidiert werden müssen. Während er sich insgesamt zufrieden mit der Arbeit zeigte, betonte er aber auch, dass man weiterhin daran arbeite und dem nachkommen wolle.

Am Freitaghabe sich die Lage dann merklich entspannt. Zuvor hieß es zunächst, dass eine Verbesserung der Situation erst am Sonntag erkennbar wäre. Dies bewahrheitete sich nicht. Um 15.50 Uhr konnte die Landrätin den Katastrophenalarm beenden und die Einsatzkräfte begaben sich zum Auspumpen der Wolfenbütteler Keller.

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Das "vermisste Kind" und sein Fahrrad. Foto: Werner Heise/aktuell24(BM)


„Vermisstes Kind" hält Stadt in Atem


Doch die Situation sollte nochmal dramatischer werden. Kurz nach Aufhebung des Katastrophenalarm wurde gemeldet „Wasserunfall: Kind in der Oker". Polizei, Feuerwehr, Katastrophenstab, besorgte Bürger, jeder half mit und suchte nach dem Kind. Mit Hinblick auf die letzten Hochwasser, wo es immer mal wieder unangenehme Zwischenfälle gegeben habe, eine schreckliche Vorstellung. Doch die Entwarnung kam relativ schnell: Das Fahrrad des Kindes, das nahe des Hochwassers am Rosenwall gefunden wurde, hatte einen Platten. Vater und Sohn setzten ihren Weg ohne Rad fort (regionalHeute.de berichtete).

Abschließend dankte Jörg Koglin nochmals allen Einsatzkräften und der Bevölkerung. „Wir hatten zum Glück keine Todesfälle und keine Schwerverletzten. Danke nochmal an die Verwaltung, Danke an die Einsatzkräfte und vor allem Danke an die Bevölkerung der Stadt Wolfenbüttel."

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