Wolfenbüttel. Mit großer Trauer reagiert die Stadt Wolfenbüttel auf die Nachricht vom Tod von Laura Eppy. Die am 27. März 1921 geborene Wolfenbüttelerin verstarb in der Nacht zum 23. September, heißt es in einer Mitteilung der Stadt am Freitagabend.
„Wir haben mit ihr eine Zeitzeugin aus Wolfenbüttels dunkelster Vergangenheit verloren, wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren“, betont Bürgermeister Ivica Lukanic.
Flucht nach Amerika
Gemeinsam mit ihrem Vater, dem bekannten Wolfenbütteler Arzt Dr. Siegfried Kirchheimer, floh die damals 17-jährige Lore vor der nationalsozialistischen Verfolgung in die Vereinigten Staaten von Amerika und lebte fortan in New York.
Am 17. November 1938 war Lore Kirchheimer, geboren 1921, an Bord des Linienschiffes „SS Manhattan“ von Bremerhaven aus in See gestochen. Ein einmaliges Fotodokument von der Überfahrt befindet sich in der Dauerausstellung des Bürger Museums Wolfenbüttel und zeigt sie zusammen mit ihrem Vater an Deck des Schiffes. Die Tragik: Lore Kirchheimer konnte die Flucht über den Atlantik zu diesem Zeitpunkt nur mit ihrem Vater antreten. Erst beim Abholen der Visa im amerikanischen Konsulat in Hamburg wenige Tage vor der Abfahrt hatte Dr. Siegfried Kirchheimer erfahren, dass die Ausreisegenehmigungen für seine Ehefrau und die beiden weiteren Kinder verwehrt worden war.
Familie kam nach
Nach dem Terror durch das NS-Regime und dem Entzug der wirtschaftlichen Grundlage hatte die jüdische Wolfenbütteler Familie Kirchheimer seit Sommer 1938 bei Verwandten in Bad Driburg gelebt. Dort warteten sie auf die Ausreisegenehmigung für die gesamte Familie in die USA. Erst 1941, unmittelbar bevor die Ausreise für alle Jüdinnen und Juden aus Deutschland verboten wurde und Deportationen in die Vernichtungslager begannen, konnten die übrigen drei Familienmitglieder Deutschland verlassen und nach New York folgen.
Die Familie Kirchheimer nahm nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft trotz der traumatischen Verfolgungsgeschichte den Kontakt zur ehemaligen Heimatstadt auf. Lore Kirchheimer heiratete später in den USA und nannte sich fortan Laura.
Eine Hörstation in deutscher und englischer Sprache, die Biografie Siegfried Kirchheimers und persönliche Dokumente, wie das Foto von der Überfahrt, die originale Hausnummer der Praxis und zugleich des Wohnhauses und das originale Telegramm nach Besuch des US-Konsulats in Hamburg 1938, dokumentieren die Verfolgungsgeschichte der Familie Siegfried Kirchheimer in der Dauerausstellung des Bürger Museums.
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