Leopold-Zunz-Platz: Grüne erhalten Unterstützung von Kumlehn

Für ihren Antrag, den Platz an der Samsonschule nicht nach Leopold Zunz zu benennen, bekommen die Grünen Unterstützung.

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An der Samsonschule am Neuen Weg soll Leopold Zunz einen Platz bekommen.
An der Samsonschule am Neuen Weg soll Leopold Zunz einen Platz bekommen. | Foto: regionalHeute.de

Wolfenbüttel. Nicht nur die politischen Gremien befassen sich aktuell wieder einmal mit der Frage, wo der jüdische Wissenschaftler Leopold Zunz seinen Platz in Wolfenbüttel bekommen soll. Auch Erinnerer Jürgen Kumlehn, der sich seit Jahrzehnten mit der jüdischen Geschichte Wolfenbüttels beschäftigt, macht sich so seine Gedanken um den Zunz-Platz.



Laut des Antrages, der am Donnerstag im Kulturausschuss thematisiert wird, soll eine Platzfläche an der ehemaligen und derzeit im Umbau befindlichen Samsonschule die Straßennamensbezeichnung "Leopold-Zunz-Platz" bekommen. Diese Idee finden die Grünen in Wolfenbüttel nicht gut. Zwar habe Zunz die Samsonschule besucht, stehe aber nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Samsonschule am Neuen Weg. Er habe sie besucht, als sich diese noch in der Harzstraße befand. Daher sei es trefflicher, einen Platz oder eine Straße dort zu benennen, wo Zunz gewirkt hat. Die Grünen schlagen daher in einem Änderungsantrag vor, dem Platz an der Samsonschule den Namen "Samuel-Meyer-Ehrenberg-Platz" zu geben. Dieser war selbst einst Schüler der Schule und sogar von 1807 bis 1846 ihr Direktor. Sein Sohn Philipp Ehrenberg übernahm das Rektorat von 1846 bis 1871.

Kein Bezug zur "neuen Samsonschule"


Kumlehn findet eigenen Aussagen zufolge diesen Vorschlag besser geeignet, wie er in einer Mitteilung verlauten ließ. Zunz habe überhaupt keinen Bezug zur Samsonschule am Neuen Weg - sie wurde erst zehn Jahre nach seinem Tod eingeweiht. Auch die außen an dem Gebäude angebrachte Gedenktafel mit der Aufschrift "Leopold Zunz war ihr bedeutendster Schüler und Lehrer", sei irreführend.


Zunz’ Leben und seine Zeit als Schüler an der Samsonschule (1803-1809), am Gymnasium Große Schule (1809-1811) und als Lehrer (1811-1815) nun so speziell auf die Rückseite des Gebäudes der Samsonschule zu konzentrieren, passe nicht in die "geistige Weite" des Wissenschaftlers und Vorkämpfers der Emanzipation der Juden in Deutschland und darüber hinaus.

"Der Platz, der nach ihm benannt werden soll, ist ein 'Wohnhof', eng eingerahmt von vier fünfgeschossigen Hochhäusern. Über die Möglichkeit eines öffentlichen Zugangs zu dem Wohnhof habe ich in der Drucksache der Stadt Wolfenbüttel keinen Hinweis gefunden. Große Sorge bereitet mir, dass der Name der großen Persönlichkeit Zunz durch diese Einengung und Isolierung - zudem noch am äußersten Stadtrand - kaum eine Wirkung in die weit entfernte Innenstadt haben wird, in der er einst gelebt hat. Zunz‘ Wirken sollte nicht auf das große Gebäude der Samsonschule und nur auf die Kenntnis der Bewohnerinnen und Bewohner der Hochhäuser reduziert werden. Diese fatale Einschränkung würde die nun 20 Jahre alte gehegte Absicht konterkarieren, Leopold Zunz ebenso wie andere Persönlichkeiten wie Lessing, Wilhelm Raabe, Wilhelm Busch, Paul Raabe unter anderem. in die Öffentlichkeit der Wolfenbütteler Einwohnerschaft und der Erinnerungskultur zu installieren", so Kumlehn, der von Anfang an ein Befürworter der Idee war, Leopold Zunz hinter dem Bürgermuseum oder gegenüber dem Zeughaus einen Erinnerungsplatz zu geben. Der Gedanke, Zunz zu Ehren direkt am Zeughaus einen Platz zu schaffen, fand Kumlehn so gut, dass er kurzerhand selbst ein Schild mit der Aufschrift "Leopold-Zunz-Platz" dort aufstellte.


Die Suche geht weiter


Die Suche nach einem geeigneten Platz für Leopold Zunz geht also in die nächste Runde. Der Verwaltungsvorschlag, sowie der Änderungsantrag der Grünen, wird im kommenden Kulturausschuss diskutiert. Aber auch erst, nachdem die Grünen-Ratsfrau und stellvertretende Bürgermeisterin Ghalia El Boustami angemerkt hatte, dass sie die Vorgehensweise, den Ausschuss für Kultur, Tourismus und Städtepartnerschaften nicht vor dem Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt zu beteiligen, für nicht gelungen hielt.


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