LeserMeinung: Offener Brief von Jürgen Kumlehn an Bernhard Foitzik - "Treten Sie zurück!"




Sehr geehrter Herr Ratsherr Foitzik,

Mit Ihrem Leserbrief vom 29.12.2011 in der Braunschweiger Zeitung zur aktuellen Entwicklung um Asse II nutzen Sie das grundgesetzliche Recht der Meinungsäußerung. Ebenso ist es nun mit meiner nun folgenden Kritik an Ihren Äußerungen. Bevor ich diese mache, möchte ich Ihren Leserbrief hier wiederholen. Natürlich weiß ich nicht, ob Ihre Zuschrift an die BZ auf den nun folgenden Text gekürzt worden ist:


Angst vor der Wahrheit
Es geht um die Wahrheit, denn hier soll etwas vertuscht werden. Die christlich-gelben Landesregierungen in Hannover haben während der Einlagerungszeit zugelassen, dass illegal hochradiaktive Materialien in der Asse eingelagert wurden. Man hat panische Angst davor, dass diese Dinge an das Tageslicht kommen, vielleicht auch Korruption und Bestechung.
Das Verhindern der Anbohrung ist für diese Leute das oberste Ziel. Hier muss die Staatsanwaltschaft tätig werden, sonst wird ein ganzer Landstrich bis nach Wolfenbüttel oder Schöppenstedt unbewohnbar. Bei einem Einsturz der Asse wird das Grundwasser im Umkreis mehrerer Kilometer verseucht. Wenn es Tote und Verletzte gibt, sind diese Leute dafür haftbar zu machen. Es wird Zeit, dass jemand Anzeige erstattet.

Bernhard Foitzik, Denkte

Ihre für mich extrem unseriöse Beschreibung der aktuellen Situation erinnert mich an die Zeiten der Verdummungsinformationen der früheren Asse-Betreiber.

Offenbar ist Ihnen nicht geläufig, dass nicht nur "christlich-gelbe" Landesregierungen, sondern Bundes- und Landesregierungen mit der Beteiligung von CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNEN über die Jahrzehnte des Betriebs von Asse II schändlich versagt haben. Eine genaue Aufstellung dieser Regierungen veröffentlichte heute Herr Hantelmann in seinem Leserbrief  in der Braunschweiger Zeitung.

Ich finde es nicht nur schade, dass Ihr Leserbrief keine sachlichen Äußerungen enthält. Meiner Meinung nach fügen Sie den seriösen und sachlichen Bemühungen um die "Rausholung" des Atommülls einen großen Schaden zu. Sie behaupten Dinge, die offenbar nur Ihrer negativ-polemischen Denkweise zuzuschreiben sind. Haben Sie Belege für die "panische Angst" und dafür, dass Sie behaupten, es habe möglicherweise "Korruption und Bestechung" gegeben? Welcher Regierung von denen, die Herr Hantelmann aufführt, werfen Sie die Möglichkeit der "Bestechung und Korruption" vor? Nur den "christlich-gelben"?

Wir haben in der jahrzehntelangen Asse-Diskussion wahrlich zu viel unseriöse und schädliche Aussagen erlebt. Ihr Leserbrief mit der apokalyptischen Annahme, die Region werde unbewohnbar, befinden Sie sich auf dem Niveau des einstigen Asse-Mitarbeiters Dr. Hermann Hinsch, der in seinem Buch - allerdings aus anderer Sicht - "Das Märchen von der Asse" ähnlich verdummende Aussagen macht.

Von Egon Albrecht, dem früheren technischen Leiter der illegalen Atommülldeponie stammt diese Aussage, die dem fürchterlichen Niveau Ihres Leserbriefes entspricht: Oder denken Sie nur einmal an die Schuhprüfgeräte, die es vor Jahren noch in Schuhgeschäften gab – die strahlten kräftiger als wir hier jemals etwas abbekommen.

Ich frage mich, was Sie von unserem Rechtsstaat halten, wenn Sie wegen der Verzögerung der Versuchsbohrungen nach dem "Staatsanwalt" rufen. Dieser Ruf erinnert mich an totalitäre Verhaltensweisen. Unser Rechtsstaat kann gottseidank erst tätig werden, wenn genügend Verdachtsmomente vorhanden sind und sie auch konkret Personen zugeordnet werden können. Ihre Aussagen stehen nicht nur der Asse-Problematik kontraproduktiv gegenüber sondern auch unserem Rechtsstaat.

In der Anlage habe ich mein Schreiben an Sie betreffs Ihrer Äußerungen zur Asse aus dem Kommunalwahlkampf inklusive Ihrer Antwort beigefügt. Da Sie als Resultat der Kommunalwahl zu einer Person der Öffentlichkeit geworden sind, halte ich es für erforderlich, mein Schreiben und Ihre Antwort der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Zusammengenommen fände ich es besser, wenn Sie Ihre Mandate im Asse-Samtgemeinderat und im Denkter Gemeinderat freimachen würden. Ich glaube nämlich nicht, dass Politiker mit derartig negativen Polemiken besonders in der wichtigen und drängenden Asse-Problematik hilfreich bei einer Lösungsfindung sein können: Treten Sie zurück!

Freundliche Grüße,
Jürgen Kumlehn
Erinnerer

WolfenbüttelHeute.de veröffentlicht den E-Mail-Verkehr zwischen Jürgen Kumlehn und Bernhard Foitzik hier:
Vielen Dank!
Schönen Gruß,
J. Kumlehn
----- Original Message -----
From: Bernhard Foitzik
To: Jürgen Kumlehn
Sent: Sunday, September 04, 2011 5:52 PM
Subject: Re: Asse II

Am 02.09.2011 11:28, schrieb Jürgen Kumlehn:
Sehr geehrter Herr Foitzik,

in der BZ-Kandidatenvorstellung am 20. August haben Sie auch Aussagen zu Asse II gemacht. Sie erwähnen kritisch ein "Zwischenlager für Jahrzehnte" und betonen, der rausgeholte Müll müsse "konsequent und schnell aus dem Assegebiet entfernt werden".

Bitte teilen Sie mir mit, welchen zukünftigen Standort die Asse-Grünen und vor allem Sie für den rausgeholten Atommüll anschließend vorschlagen: Wohin soll er und wie transportiert werden?

Sie erwähnen einen "Fonds, der den durch Asse II geschädigten Haus- und Grundbesitzern zugute kommt". Bitte teilen Sie mir mit, was Sie genau darunter verstehen. Gehöre ich als Hausbesitzer am östlichen Ortsrand von Wolfenbüttel, ca. 9 Kilometer vom Schachteingang entfernt, zu den Hausbesitzern, die geschädigt sind? Und wenn ja, welche Summe haben diese Hausbesitzer - also auch ich - Ihrer Meinung nach zu bekommen.

Über eine ehrliche Antwort, die Sie ja auch von verantwortlichen Politikern erwarten, würde ich mich sehr freuen.

Freundliche Grüße,

Jürgen Kumlehn
Erinnerer
Platanenstraße 24
38302 Wolfenbüttel
05331-977487
www.ns-spurensuche.de
www.spurensuche-meinung-bilden.de



Sehr geehrter Herr Kumlehn, die Sorge, die ich zum zusätzlichen Zwischenlage habe ist nicht ganz unberechtigt. Man wird den aus der Asse geholten Müll überirdisch lagern bis ein Endlager gefunden ist. Sie können sich jetzt selber ausrechnen, wann das sein wird. Wo ein Endlager hin soll, liegt nicht in meiner Entscheidung, sondern ist Aufgabe des Landes und des Bundes also den Verursachern dieses Desasters, die ohne die Folgen der Entsorgung zu bedacht zu haben, Atomkraftwerke genehmigten.

Ich kann zu meiner Forderung und zu Ihrer Frage nur ausführen, wofür ich mich einsetzen werde, wenn ich denn gewählt werde.

Hierzu zwei Beispiele:

Jemand möchte an der Asse sein Haus verkaufen, weil er das Geld für seine Alterssicherung braucht. Nach Schätzwert würde er 200T Euro bekommen, man bietet ihm, wegen der Asse, jedoch nur bis max. 130T Euro. Der Differenzbetrag müsste dann aus dem Fond beglichen werden. Der Fond sollte natürlich auch dazu genutzt werden Hausbesitzern Zuschüsse zur Erzeugung Alternativer Energie zu geben, um uns weiter weg von der Abhängigkeit von den Stromkonzernen zu bringen.

Es könnten Bioenergiedörfer entstehen, die die Assedörfer völlig unabhängig machen könnten und auch eine Stadt wie Wolfenbüttel mit Strom und Heizung versorgen.

Da Sie am Rand Wolfenbüttels wohnen und nicht direkt an der Asse, käme für Sie wahrscheinlich nur eine Entschädigung aus so einem Fond in Frage, wenn der Asseschacht einstürzen sollte und radioaktive Luft die ganze Gegend verseucht, wovor uns Gott bewahren möge.


Ich wünsche uns alles Gute,
mit freundlichen Grüßen,

Bernhard Foitzik


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