Lessingtheater im Mai: Startschuss für das zweite Lessingfestival


Der Startschuss für das zweite Lessingfestival fällt im Mai. Foto: Werner Heise
Der Startschuss für das zweite Lessingfestival fällt im Mai. Foto: Werner Heise | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Am 5. Mai fällt mit einer großen Eröffnungsveranstaltung im Lessingtheater der Startschuss für das 3-wöchige Lessingfestival. Der thematische Rahmen wird dieses Mal durch ein Begriffspaar gebildet, das ein hochkomplexes Spannungsfeld eröffnet: »Freiheit und Verantwortung«.


In zahlreichen Veranstaltungen werden künstlerische, gesellschaftliche, politische und persönliche Aspekte dieser beiden Pole unter die Lupe genommen, berichtet die Stadt Wolfenbüttel. Das Publikum erwartet eine Fülle verschiedenster Formate und Genres an außergewöhnlichen Orten. Renommierte Tanzkompagnien, experimentelle Konzerte, modernes Schauspiel, Ausstellungen, Dokumentartheater, Audio-Inszenierungen und vieles mehr stehen auf dem Programm.

Die Eröffnung – Entdecker voran!


Dieser ganz besondere Abend verspricht eine Vielfalt an künstlerischen Impulsen, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit dem Festivalthema »Freiheit und Verantwortung« befassen. Die Gäste sind nur sich selbst verantwortlich und stellen sich ganz nach Belieben ihren individuellen »Abend« zusammen. Mit dabei sind Tänzerinnen und Tänzer des »Dance On Ensemble«, kleinere und größere Notfälle behandelt das »Quartett im Treppenhaus«, Navid Kermani liest aus seinem Buch »Entlang den Gräben«, das Lüneburger Körperfunkkollektiv hat sich der Kunst des Radioballetts verschrieben und zum Schluss ein musikalischer Höhenflug mit »Radio Europa« im Festivalzelt. Flanieren, staunen, genießen, nachdenken, selbst aktiv werden, alles ist möglich!
5. Mai 2018, ab 18 Uhr, Eintritt frei

Dokumentartheater über die Geschichte der Russlanddeutschen: Gesalzene Wassermelonen


Es klang wie das Paradies, als Katharina die Große die Deutschen an die Wolga holte. Doch dann bezichtigte Stalin die Deutschen 1941 als Kollaborateure und deportierte sie zur Zwangsarbeit nach Sibirien und Kasachstan. Der Autor und Regisseur Jens-Erwin Siemssen besuchte Mitglieder der Deutschen Minderheit und ging auf Spurensuche in Kasachstan. Aus Interviews, die unter anderem auch mit Wolfenbütteler Aussiedlern geführt wurden, entstanden die Motive der Theatervorstellung – welche in Eisenbahnwaggons stattfindet.
6. bis 10. Mai 2018, Imperial-Werksgelände

Handke: Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße


Voller Hybris und Sehnsucht hat sich ein Mensch an einen Fantasie-Ort geflüchtet und harrt, nach Antworten suchend, am Rand der Landstraße aus. Wie in einem Roadmovie ziehen im Rausch Gestalten vorbei: Fremde Schönheiten und Verlockungen, Wortführer und Häuptlinge – vermeintlich Unbekannte, die immer wieder die Welt verkörpern. Und dazwischen eine Künstler-Seele, die sich mit ihrer ganzen schöpferischen Kraft auflehnt und streitet, sich verliebt und hasst: Wohin wird dieser Trip führen?
8. und 9. Mai 2018, 19.30 Uhr, Staatstheater Braunschweig

Welcome to the comfort zone – Ein Spiel mit Realität und Fiktion, eine Reise durch reale und imaginierte Räume


Angst ist ein Gefühl, das jeder von uns kennt – und doch würden die meisten von uns gerne auf diese Bekanntschaft verzichten. Es ist ein subjektives Gefühl und keine äußere Tatsache. In der aktuellen Arbeit von Christian Weiß müssen die Besucher*innen vertrauen – Bilder werden einzig und allein in ihrem Gehirn konstruiert. Eine undurchsichtige Brille schränkt ihr Sehen ein; ein Kopfhörer lenkt ihr Hören. Geleitet von Audioanweisungen und geführt von einer Tänzerin, ist es ein Spiel mit Realität und Fiktion, eine Reise durch reale und imaginierte Räume.
9. bis 13. Mai 2018, Kommisse

Tanz-Choreografie von Helena Waldmann: Gute Pässe Schlechte Pässe – Eine Grenzerfahrung


Im Mittelpunkt von »Gute Pässe Schlechte Pässe« – und ebenso zentral auf der Bühne – steht eine Mauer aus Menschen, die zwei sehr unterschiedliche Ensembles, eine zeitgenössische Tanzkompanie und eine aus der Welt des Cirque Nouveau, voneinander trennt. Waldmanns Protagonisten: Dreißig Menschen – Tänzer und Akrobaten, Mauerbauer und Mauerschauer, Hiesige und Fremde. Auch wenn die Bühne sie eint, entstehen verschiedene Lager, verhärten sich die Fronten.
12. Mai 2018, 19.30 Uhr

Jugendtheater ab 15 Jahren: Kriegerin


»Demokratie ist das Beste, was wir je auf deutschem Boden hatten. Wir sind alle gleich. In einer Demokratie darf jeder mitbestimmen.« Doch dass mit »jeder« auch Ausländer gemeint sind, passt der jungen Marisa so gar nicht. Ihr Hass richtet sich gegen Fremde, Politik und Polizei. Die sind schuld, dass Deutschland den Bach runtergeht. Wer nicht in ihr Weltbild passt, kriegt aufs Maul. Das bekommen auch die beiden jungen Flüchtlinge Rasul und Jamil zu spüren. Marisa räumt die beiden kurzerhand mit ihrem Auto von der Straße. Als Rasul danach bei Marisa auftaucht, weil er nun auf sich alleine gestellt ist, kommen der jungen Neonazi Zweifel an ihrer Ideologie.
15. Mai 2018, 11 und 18 Uhr, Westfälisches Landestheater, ab 15 Jahren

Live-Hörspiel: Dark Room


Das Publikum lauscht in völliger Dunkelheit einem politischen Drama als Orchester-Live-Hörspiel. In einsamer Finsternis auf Feldbetten liegend, ziehen die Musik und die bekannten Stimmen von Tobias Kluckert und Marcus Off das Publikum in ihren Sog. Stücke von Schostakowitsch, Say, Shaw und Karlowicz werden mit der Geschichte eines Journalisten verwebt, der sich seinem Beruf und der Freiheit verpflichtet fühlt. Weil er der Obrigkeit zu unbequem geworden ist, muss er von einer Gefängniszelle aus miterleben, wie sich die politische Situation immer weiter verschärft. Dabei fragt er sich, wer wie und an welcher Stelle die zunehmende Einschränkung der demokratischen Grundrechte hätte aufhalten können.
17. Mai 2018, 19.30 Uhr

Der Poetry-Slam: Klartext – Wolfenbüttel reimt sich


Eine Bühne, fünf Poeten, zwei Vortragsrunden und ein Ziel: Die Herzen der Zuschauer für sich und seinen Text zu begeistern. Im Rahmen des Lessingfestivals 2018 stellen sich die Poetinnen und Poeten einem exklusiven Themen- und Worte-Mehrkampf und lesen in einer Pflicht- und einer Kür-Runde. Angelehnt an das diesjährige Festival-Motto widmen sich die Dichterinnen und Dichter in der »Pflicht« dem Thema »Freiheit versus Verantwortung?«. In der Kür greifen die Slammerinnen und Slammer schließlich tief in ihre poetischen Schatzkisten und präsentieren einen rasanten Mix ihrer besten Bühnen-Texte.
19. Mai 2018, 19.30 Uhr

Nach dem Roman von Michel Houellebecq: Unterwerfung


Frankreich im Jahr 2022. Bei den Präsidentschaftswahlen konkurrieren die Kandidaten des Front National und der Muslim-Bruderschaft. In den Städten brodelt der Volkszorn, die Konflikte werden mit aller Gewalt ausgetragen, das Land befindet sich am Rande eines Bürgerkriegs. Literaturwissenschaftler François steht vor der Frage, ob das der Beginn eines neuen positiven Lebensabschnitts ist oder die Unterwerfung unter ein diametral entgegengesetztes System.
23. und 24. Mai 2018, 19.30 Uhr, Westfälisches Landestheater

Eine explosive Mischung aus Klezmer, radikalen jiddischen Songs, politischem Kabarett und furiosem Folk: Daniel Kahn & The Painted Bird


Der in Berlin lebende, aus Detroit stammende Song-Poet hat die Band mit neuen und alten Freunden und Weggefährten formiert: Der Berliner Klezmer-Veteran Christian Dawid mit seinem Arsenal von Blasinstrumenten sorgt dafür, dass sich »The Painted Bird« wie eine betrunkene Seemanns-Kapelle anhören, die eine jüdische Hochzeitsfeier auseinandernehmen. Jake Shulman-Ment führt seine Geige wie ein rasierklingenscharfes Messer durch die Stücke, der bewährte Schlagzeuger Hampus Melin sorgt für perkussive Sounds und den nötigen Drive, Michael Tuttle schlägt den Bass wie gewohnt furios und so sorgen sie für eine faszinierende Stimmung.
26. Mai 2018, 19.30 Uhr

Das Festivalzelt – Ein Treffpunkt zum Diskutieren, Resümieren, Feiern und Entspannen.


Wie ein Satellit vor der Raumstation, so leuchtet in den Abendstunden das Festivalcafé auf dem Vorplatz des Lessingtheaters. Es bietet drinnen wie draußen Platz zum Verweilen, Ausruhen und Auftanken. Mit liebevoll gestalteter Upcycling-Einrichtung und einer kleinen, aber feinen Auswahl an Fairtrade-Getränken und Snacks ist das Thema »Freiheit und Verantwortung« auch hier erlebbar. Auf dem Programm stehen viele Veranstaltungen: Mittwochs werden informative Vorträge und spannende Diskussionsrunden geboten. Der »DOK-Donnerstag« zeigt Dokumentarfilme und am Wochenende laden Konzerte zum Tanzen und Lauschen ein und der »Familientag« bietet Aktionen, die auch schon den Jüngeren Spaß machen.
5. bis 27. Mai 2018, täglich von 15.30 bis 19.30 Uhr (außer Pfingsten), Eintritt frei

An anderen Orten – Kulturerlebnisse auf völligem »Neuland«


Ein Festival will Besonderes bieten, herausragen aus dem gewohnten Kulturangebot, Neues wagen und unbekannte Wege beschreiten. Vielfalt im Programm entsteht durch vielfältige Beteiligung – diverse Institutionen, Vereine und Privatpersonen haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten in die Planungen eingebracht. Aus dieser Netzwerkarbeit sind neben interessanten neuen Kontakten auch neue Veranstaltungsorte entstanden. Und so bietet das Programm nicht nur Veranstaltungen an beliebten und bekannten Orten, sondern auch spannende Kulturerlebnisse auf völligem »Neuland«.

Herausragend ist hierbei die Produktion »Gesalzene Wassermelonen«, die auf dem Werksgelände der Firma Imperial in Linden die Geschichte der Spätaussiedler zu neuem Leben erweckt. Außerdem öffnet ein privater Eiskeller seine Türen und die Kommisse präsentiert sich neu erfahrbar. Des Weiteren sind der Kunstverein, die Herzog August Bibliothek und Wolfenbütteler Schulen dabei.

Vorverkauf und Information


Theaterkasse, Stadtmarkt 7A, 38300 Wolfenbüttel
Telefon 05331 86-501, Telefax 05331 86-507
www.lessingtheater.de | karten@lessingtheater.de
Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr


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