Polizei Wolfenbüttel nimmt Einbrecher-Bande aus Sachsen-Anhalt hoch

Mit der Festnahme eines Einbrecher-Trios im Juli in Wolfenbüttel wurde erst das ganze Ausmaß der Taten deutlich.

von


Andreas Twardowski zeigt das Einbruchswerkzeug, das bei den Durchsuchungen gefunden wurde.
Andreas Twardowski zeigt das Einbruchswerkzeug, das bei den Durchsuchungen gefunden wurde. | Foto: Anke Donner

Wolfenbüttel. Der Polizei Wolfenbüttel ist im Juli ein echter Coup in Sachen Einbruchskriminalität gelungen. Eine Einbrecherbande, die sowohl im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Peine/Salzgitter/Wolfenbüttel, als auch in Sachsen Anhalt agiert hat, wurde festgenommen. Insgesamt mehr als 60 Taten werden dem Trio allein im Landkreis Wolfenbüttel zugeschrieben. Andreas Twardowski, Leiter Kriminal-und Ermittlungsdienst bei der Polizei Wolfenbüttel, hat im Rahmen eines Pressegesprächs Tathergang und die anschließenden Ermittlungen noch einmal im Detail erläutert.


Seit Oktober 2020 trieb das Diebes-Trio aus Sachsen-Anhalt auch im Landkreis Wolfenbüttel sein Unwesen. Mehr als 60 Taten gehen bisher auf das Konto der Männer zwischen 33 und 45 Jahren, die derzeit in Untersuchungshaft sitzen. Derweil laufen die umfangreichen Ermittlungen bei der Polizei Wolfenbüttel, die die Zuständigkeit in dem umfangreichen Fall inne hat, weiter. Vermutlich gehen weitere Einbrüche in den angrenzenden Kreisen ebenfalls auf ihr Konto. Fälle, die innerhalb der Ermittlungen solche Dimensionen erreichen, habe man bei der Wolfenbütteler Polizei selten, sagt Andreas Twardowski.

Wie Andreas Twardowski weiter berichtet, habe man seit Oktober einen ungewöhnlichen Anstieg von Einbrüchen in Geschäftsräume und öffentliche Einrichtungen festgestellt. Die Vorgehensweise, sowie an den Tatorten gefundene Spuren hätten schnell den Schluss zugelassen, dass es sich dabei um ein und dieselbe Tätergruppe handeln muss. Den Durchbruch gab es dann im April, berichtet Twardowski weiter. Bei einem Einbruch in ein Einfamilienhaus im Wolfenbütteler Stadtgebiet - was eher untypisch für die Bande war - wurde neben Geld und EC-Karte auch das Fahrzeug der Familie entwendet.

Die Einbruchswerkzeuge der Tatverdächtigen wurden sichergestellt.
Die Einbruchswerkzeuge der Tatverdächtigen wurden sichergestellt. Foto: Anke Donner


Kommissar Zufall liefert den entscheidenen Hinweis


Etwa zwei Wochen später wurde eben dieses Fahrzeug, zwar mit anderen Kennzeichen, von einer Streife in Halberstadt kontrolliert. Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass der 39-Jährige, aus Halberstadt stammende Fahrer des Autos bereits polizeilich bekannt war. Unter anderem wegen Einbruchs. Nun erhärtete sich der Verdacht, dass der Mann etwas mit dem Einbruch zuvor in Wolfenbüttel zu tun haben musste. Die erste heiße Spur. Was dann folgte war akribische Ermittlungsarbeit verschiedener Behörden über die Bundeslandgrenzen hinaus. In Wolfenbüttel wurde unter der Leitung von Kriminalhauptkommissar Dominik Gerecke extra eine Ermittlungsgruppe gebildet. Gemeinsam mit den Beamten aus Halberstadt und der Staatsanwaltschaft Braunschweig setzten sie die Ermittlungen in Gang, deckten eine Vielzahl von Einbrüchen auf und brachten weitere Tatverdächtige ans Licht. Twardowski betont, dass vor allem die gute und schnelle Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Braunschweig maßgeblich zum Erfolg beigetragen habe. "Ohne diese enge und gute Zusammenarbeit hätten wir heute nicht so ein Ermittlungsergebnis", sagt Twardowski.

In der Polizeiwache Wolfenbüttel füllen die Beweismittel einen ganzen Raum und zwei Garagen.
In der Polizeiwache Wolfenbüttel füllen die Beweismittel einen ganzen Raum und zwei Garagen. Foto: Anke Donner


600 Beweise gesichert


Im Rahme der folgenden Ermittlungen erfolgte dann am 22. Juli eine Durchsuchung von zehn Objekten in und um Halberstadt. Allein aus Niedersachsen waren hier rund 140 Polizeikräfte im Einsatz. Hinzu kamen die Kräfte aus Sachsen-Anhalt. Bei der Durchsuchung wurden mehr als 600 Asservate sichergestellt. Darunter sowohl das Einbruchswerkzeug der Bande, als auch Diebesgut. Das muss nun in Kleinstarbeit gesichtet und zugeordnet werden. Und das ist nicht so einfach, so Twardowski. Denn die Täter haben aus ihren Einbrüchen quasi alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Die sichergestellten Gegenstände reichen von Bargeld, teuren Elektrogeräten über Plüschtiere und Kleidung bis hin zum Katzenfutter. Man geht davon aus, dass die Tatverdächtigen schon gezielt ihre Objekte ausgesucht haben und dabei eher zufällig und spontan weitere Taten begangen. Ihre Beute: Alles, was sich schnell und leicht zu Geld machen lässt.

Dominik Gerecke und Andreas Twardowski haben detailliert über den Fall berichtet.
Dominik Gerecke und Andreas Twardowski haben detailliert über den Fall berichtet. Foto: Anke Donner


Weitere Täter?


Bisher konnten drei Verdächtige mit Wohnsitz Halberstadt festgenommen werden. Ihnen werden bisher im Landkreis Wolfenbüttel 60 Taten angelastet. In Sachsen Anhalt dürften es noch mehr sein, schätzt Twardowski. Der dabei verursachte Schaden belaufe sich schätzungsweise im sechsstelligen Bereich. Die Männer seien bei ihren Taten ausgesprochen brutal vorgegangen und hätten hohen Schaden angerichtet, sagt Dominik Gerecke, der die Ermittlungsgruppe leitet. Oftmals sei der Schaden, der an Türen, Fenstern und Gebäuden verursacht wurde, höher als der Wert der Beute. Vorzugsweise, so berichtet Twardowski, seien die Männer in Bäckereien eingestiegen. Aber auch Gemeindeverwaltungen, Kindergärten, Kirchen oder Schulen waren Ziel des Einbrecher-Trios, das mutmaßlich schon mehrere Jahre solche Taten begeht. Das herauszufinden, sei nun Gegenstand der Ermittlungen. Im weiteren Verlauf werden nun weitere Spuren ausgewertet. Dazu gehört auch die Erstellung eine Bewegungsbildes, um die mutmaßlichen Täter den Tatorten zuordnen zu können. Außerdem werden Fußspuren an den Tatorten abgeglichen und Kommunikationen ausgewertet.

Ausgeschlossen werden könne auch nicht, dass es weitere Täter gibt oder ob Spuren sogar in die organisierte Kriminalität führen.


mehr News aus Wolfenbüttel


Themen zu diesem Artikel


Kriminalität Kindertagesstätte Polizei