Scheue Wildkatze auch außerhalb des Elms sicher bestätigt




Region Wolfenbüttel/ Braunschweig/ Helmstedt/ Wolfsburg. Was Förster lange Zeit vermutet haben, wird nun durch das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (ITAW) und dem Niedersächsischen Forstamt Wolfenbüttel sicher bestätigt: Die Wildkatze ist nicht nur im Elm heimisch, sondern lebt auch in den umliegenden Waldgebieten des Braunschweiger Landes.

Rund anderthalb Jahre legten sich die Wildbiologen und Förster auf die Lauer, um mit Fotofallen und DNS-Analysen den eindeutigen Beweis zur Rückkehr der Wildkatze in die Waldgebiete unserer Region zu erbringen. Erstmals gelang dabei auch der genetische Nachweis von Wildkatzen nördlich von Helmstedt an der Bundesautobahn A2, die bisher als schwer zu überwindende Ausbreitungsbarriere galt. Diese Beobachtungen sind eindeutige Hinweise darauf, dass sie sich weiter auf ihrem Weg in Richtung Norden befindet. Finanziert wurde das Gemeinschaftsprojekt vom Forstamt Wolfenbüttel aus dem Naturschutzhaushalt unter finanzieller Beteiligung der Stiftung "Zukunft Wald" der Niedersächsischen Landesforsten.

"Die naturnahe Waldbewirtschaftung der Landesforsten nach dem LÖWE - Programm wirkt sich positiv auf die Wildkatzenpopulation aus", erklärt Dr. Gunter Sodeikat vom Institut für Wildtierforschung, "die Wildkatze fühlt sich in den bewirtschafteten, aber doch abwechslungsreichen Laub- und Mischwäldern offensichtlich wohl!" Weiterhin bevorzugen sie die Nähe zu Wiesen, Waldrändern sowie gewässerbegleitende Strukturen und meiden in der Regel die menschlichen Siedlungen und Straßen. Diese Lebensraum-Voraussetzungen werden von vielen Waldgebieten der Region erfüllt.

Von der gezielten Gestaltung abwechslungsreicher Wald- und Waldrandstrukturen sowie dem Belassen von alten Bäumen und ausreichend Totholz in den Wäldern profitieren neben der Wildkatze noch viele - oftmals seltene - Tier- und Pflanzenarten. Auch das Vernetzen von Wildkatzenlebensräumen und der Bau von Wildbrücken zum gefahrlosen Überqueren von vielbefahrenen Straßen hilft.



Um die scheue und zudem nachtaktive Wildtierart zu entdecken und nachzuweisen wurde ein einfacher Trick angewendet: Besonders während der Paarungszeit im Winter lassen sich Wildkatzen mit Hilfe von Baldrian magisch anlocken. Deshalb stellt man raue Holzpflöcke in den vermuteten Streifgebieten auf und besprüht diese mit der stark duftenden Tinktur! Die Tiere können dem Geruch nicht widerstehen, reiben sich an diesen Lockstäben und hinterlassen im günstigen Fall dabei einige Haare. Gleichzeitig löst die Wildkatze eine Fotofalle aus, die zusätzlich ihr Verhalten am Lockstab dokumentiert. Die Haare werden dann bei den ein- bis zweiwöchentlichen Kontrollen vorsichtig mit Pinzetten abgesammelt und zur genetischen Analyse verschickt. Erst dann hat man die echte Gewissheit. Auf diese Weise konnten insgesamt 14 verschiedene Wildkatzen-Individuen eindeutig in den Waldgebieten Asse, Dorm, Schieren, Lappwald, wiederholt im Elm sowie an der Grünbrücke im Oderwald bei Flöthe nachgewiesen werden.



Nun bleibt zu hoffen, dass sich die Wildkatzen noch weiter in Richtung Norden ausbreiten. Hier kann nur ein Netzwerk von Wanderungskorridoren, Querungshilfen wie Grünbrücken und Untertunnelungen die weitere Ausbreitung fördern und gleichzeitig die Verkehrsverluste gezielt reduzieren.



Wildkatzen sind nicht etwa davongelaufene Hauskatzen. Sie wirken größer, sind kräftiger und sind tatsächlich wilder als unsere Stubentiger. Prähistorische Knochenfunde belegen, dass schon unsere steinzeitlichen Vorfahren Wildkatzen recht gut gekannt haben müssen. Heute ist die Wildkatze allerdings für die meisten Menschen ein unbekanntes Wesen. Dabei ist sie im Gegensatz zur Hauskatze, die vermutlich von den Römern aus Afrika mitgebracht wurde, eine echte Europäerin.

Von einer grau getigerten Hauskatze unterscheidet sie sich in der Regel durch dunkle Streifen im Nacken- und Schulterbereich sowie einem dunklen Aalstrich auf dem Rücken. Besonders charakteristisch sind die vier bis fünf deutlich abgesetzten dunklen Bänder am buschigen Schwanz.


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