Landkreis. Da waren die schulpolitischen Sprecher von CDU, SPD und Grünen baff, als sie von der Resolution der Samtgemeinden Asse und Schöppenstedt erfahren haben, die den Erhalt der Schulstandorte Remlingen und Schöppenstedt fordert, jedoch diesbezüglich eine Vorgehensweise aufzeige, die in dieser Art und Weise nicht umzusetzen sei.
Gemeinsam mit dem Schulausschuss-Vorsitzenden Julian Märtens (SPD) haben Klaus Hantelmann (CDU), Thomas Jakob (SPD) und Holger Barkhau (Grüne) eine gemeinsame Stellungnahme abgegeben, denn die Schulentwicklungsplanung sei nämlich ein in den Auswirkungen äußerst komplexes Thema, was keine Schnellschüsse vertrage. Der Landkreis Wolfenbüttel werde in den kommenden zehn Jahren einen voraussichtlichen Rückgang von 40 Prozent der Haupt- und Realschüler zu verzeichnen haben – ein Umstand, der erheblichen Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit der Haupt- und Realschulen im ländlichen Raum nehmen werde.
Aus diesem Grund sei seitens der Landkreisverwaltung und des Kreistages die Arbeitsgruppe „Schulentwicklungsplanung“ gegründet worden, die Kriterien für zukünftige Schulstandorte wie zum Beispiel eine Mindestzügigkeit, die zur Erfüllung und Sicherung sinnvoller pädagogischer Arbeit notwendig ist, aufgestellt habe.
Es werde mit Blick auf die prognostizierten Schülerzahlen schnell deutlich, dass eine langfristige pädagogisch wertvolle Arbeit zukünftig nur möglich sei, wenn eine Konzentration der Schülerinnen und Schüler an den letztendlich verbleibenden Standorten erfolge. Der Erhalt aller jetzigen Schulstandorte sei - unter Einhaltung der aufgestellten Kriterien zur Wahrung der Qualität sowie der pädagogischen Standards - nicht möglich, auch wenn dieses natürlich der Wunsch aller Beteiligten sei.
Vor dem Hintergrund, dass der Kreistag letztendlich entscheiden müsse, an welchen Standorten zukünftig eine konzentrierte und qualitativ hochwertige Beschulung erfolgen soll, habe sich die Arbeitsgruppe „Schulentwicklungsplanung“ sowohl auf einheitliche Kriterien als auch auf eine gemeinsame Vorgehensweise aller Fraktionen geeinigt.
Der aktuelle Stand der Dinge sei, dass aus allen bisher entwickelten Szenarien die im Kreistag vertretenen Fraktionen drei bis vier dieser Entwürfe auswählen sollen, welche dann von der Verwaltung detailliert ausgearbeitet würden. Die Auswahl und Benennung der Szenarien werde in der kommenden Sitzung erfolgen.
Die Schulpolitiker legen großen Wert darauf, dass in diesen Szenarien keine zu schließenden Schulstandorte benannt werden; diese würden vielmehr anhand der aufgestellten Kriterien ermittelt. Durch die Resolutionen werde das bisherige sehr konstruktive und harmonische Arbeiten der Arbeitsgruppe „Schulentwicklungsplanung“ gefährdet. Als ein Zwischenfazit der Arbeitsgruppe „Schulentwicklungsplanung“ sei mehrmals klar und deutlich formuliert worden, dass – so schwer es auch allen Mitgliedern falle – nicht alle Schulstandorte zu erhalten seien. Die Bürgermeisterin der Samtgemeinde Asse sei Mitglied der Arbeitsgruppe und kenne die entsprechenden Fakten. Obwohl anscheinend viele Kommunalpolitikerinnen und –politiker der Samtgemeinden Asse und Schöppenstedt höchst besorgt zu sein scheinen, sei bis auf eine Ausnahme niemand der Kreistagsabgeordneten aus diesen Gebietskörperschaften bereit gewesen, in der Arbeitsgruppe mitzuwirken.
Märtens, Hantelmann, Jakob und Barkhau sei bekannt, dass sich natürlich jedes kommunalpolitische Gremium im Rahmen von Resolutionen zu politischen Themen äußern könne. Allerdings verweisen sie in diesem Fall auf die Zuständigkeit des Kreistages und seiner Gremien für die Schulentwicklungsplanung; daher erwarten sie ein Höchstmaß an Sensibilität und halten jegliche weiteren Versuche der Einflussnahme und Instrumentalisierung der Bevölkerung für kontraproduktiv. Alle Mitglieder der Arbeitsgruppe seien darum bemüht, eine langfristige und pädagogisch sinnvolle Lösung im Hinblick auf diese zugegebenermaßen nicht einfache und hochemotionale Problemstellung zu finden. Gerade deshalb sei es umso wichtiger, dass die Arbeitsgruppe „Schulentwicklungsplanung“ ohne äußere Einflüsse und unter Wahrung größtmöglicher Objektivität zu einem belastbaren Ergebnis gelange, auf dessen Grundlage der Kreistag entscheiden könne.
Die Resolution der Samtgemeinden im Wortlaut:
Die Räte der Samtgemeinden Schöppenstedt und Asse fordern den Kreistag des Landkreises Wolfenbüttel auf, im Zuge der aktuellen Diskussion über eine neue Schulentwicklungsplanung des Landkreises die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern in den Mittelpunkt zu stellen.
Dies bedeutet nach unserer Überzeugung, dass für diejenigen, die ihren Lebensmittelpunkt bewusst in den ländlichen Raum gelegt haben, ebenfalls ein schulisches Angebot im Bereich des Sekundarbereichs I und nach Möglichkeit im Sekundarbereich II vorgehalten werden muss. Nach dem bei den Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit vor allem die Interessen der Stadt Wolfenbüttei berücksichtigt worden sind, müssen nunmehr Entscheidungen getroffen werden, die die ländlichen Gemeinden bei ihnen Bemühungen unterstützen, der drohenden demografischen Entwicklung entgegenwirken zu können. Insofern sind alle Optionen zu untersuchen, die den Erhalt der Schulstandorte Schöppenstedt und Remlingen ermöglichen.
Dabei sollten nicht nur die Zusammenlegungen von Standorten geprüft werden. Vielmehr sind alle kooperativen Formen schulischer Zusammenarbeit zu erwägen (bestehende Schulen mit Außenstellen, neue Schulen ‐ z. B. eine IGS im ländlichen Raum ‐ mit Außenstellen).
Im Hinblick auf die Umsetzbarkeit von Verbesserungen des schulischen Angebots für den ländlichen Raum ist es aus unserer Sicht unerlässlich, dass die Schulträgerschaft und die Schulplanung eines regional ausgeglichenen Angebots für alle Schulen des Sekundarbereichs I und II vom Landkreis wahrgenommen werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass für die Kreisstadt ein attraktives Angebot erhalten bleibt und die Belange der ländlichen Gemeinden ausreichend berücksichtigt werden.
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