Wurzeln, Baumschnitt und Naturdenkmäler: dreimal Holz gab es im Bauausschuss am Dienstag. Ob der städtische Baumschnitt bald in Wolfenbüttels Kaminen landet, muß die Stadt noch prüfen. Ob alte Bäume, die das Stadtbild prägen, vor dem Fall geschützt werden können, soll ein neues Förderprogramm abklären. Bereits gestern berichtete WolfenbüttelHeute.de über die breiten Wurzeln, die eine Änderung der Bauplanung in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße nötig machen.
Die SPD-Fraktion hat einige Vorschläge, wie die "nicht unerheblichen Mengen" an Holzresten, die bei städtischen Baumpflegearbeiten anfallen, zu nutzen sind. Beispielsweise könnte ein Teil des Restholzes für die private Kaminbefeuerung verkauft werden, heißt es in der SPD-Anfrage. Die Sozialdemokraten schlagen weiterhin vor, in den Lebenshilfe-Werkstätten Frühstücksbrettchen oder andere Souvenirs für die Stadt aus dem Holzabfall herzustellen. Zudem plädiert die Fraktion für mehr Vielfalt und auch den Einsatz wertvollerer Gehölze, wenn Bäume innerstädtisch nachgepflanzt würden. Dann erhalte man auch wertvolleren Abfall, der sich vermarkten ließe, so die Argumentation der SPD. Die Anfragen, die bereits im vergangenen Sommer gestellt wurden, befinden sich noch immer in der Prüfung durch die Stadt. Knut Foraita, der Stadtkämmerer schlug vor, sie an den Betriebsausschuss der Städtischen Betriebe weiterzuleiten, da diese für die Baumarbeiten zuständig seien.
Große alte Bäume erregen oft Ehrfurcht. Meistens sind sie auch im Gedächtnis einer Stadt verankert mit ihrer Geschichte. Wie läßt sich verhindern, daß solche Bäume aus dem Stadtbild verschwinden? Das war die Frage, die jetzt zum Beschluss eines "Förderprogramms zum Erhalt ortsbildprägender Großbäume" führte. Der Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt, wie er in Gänze heißt, beauftragte am Dienstag die Verwaltung mit der Erstellung einer Satzung. Im Haushalt stehen künftig 6.000 Euro jährlich für das Förderprogramm zur Verfügung. Damit sollen Großbäume als "geschützte Landschaftsbestandteile" den Baudenkmälern gleichgestellt werden. Beide prägen das Bild einer Stadt und "tragen zu seiner Attraktivität und Schönheit bei", wie es im Verwaltungspapier heißt.
Im Kern solle das Förderprogramm den privaten Eigentümer beim Erhalt und der Pflege eines derartigen Baumes unterstützen. Nach fachgerechter Begutachtung, setze die Stadt gemäß § 29 Bundesnaturschutzgesetz als schützenswert fest, wodurch ein Erhaltungsgebot entstehe. An den Kosten, die aus einem Erhaltungsgebot entstehen, solle die Stadt sich zu 50 Prozent beteiligen. Dies gelte nur solange, "wie ein ortsbildprägender Erhalt möglich ist". Danach gehe die Verfügungsgewalt wieder vollständig auf den Eigentümer über. Nach Schätzungen der Stadt handle es sich derzeit um rund 20 bis 25 Einzelbäume im Stadtgebiet.
Der Vorschlag fand die Unterstützung aller Parteien. Während die CDU auf der Freiwilligkeit des Programmteilnahme bestand, wollten die Grünen die Eigentümer gerne verpflichten. Ulrike Krause (Grüne) kommentierte: "Würde es um Häuser gehen, gäbe es einen Aufschrei wegen der Freiwilligkeit." Landschaftsarchitekt Manfred Dicks berichtete seitens der Stadt, es gäbe bereits jetzt trotz Freiwilligkeit eine spürbare Nachfrage. Dicks betonte aber auch, daß das Programm auf rechtssichere Beine gestellt werden müsse. Dafür sei ein Vertrag zu entwickeln, der dann zwischen Eigentümer und Stadt geschlossen werde.
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