Wolfenbüttel: Offener Brief der Bürgerinitiative Ahlumer Siedlung an die WoBau, den Bürgermeister und den Landrat

von Marc Angerstein


| Foto: Privat



Die Bürgerinitative Ahlumer Siedlung wendet sich mit einem heute öffentlich gemachten Brief an die Wolfenbütteler Baugesellschaft (WoBau), Bürgermeister Thomas Pink und Landrat Jörg Röhmann. Die Initiative kritisiert darin, neben geplanten Mieterhöhungen, auch den menschlichen Umgang mit den Mietern seitens der WoBau. Über 60 Mieter haben das Schreiben laut dem für DIE LINKE im Rat der Stadt Wolfenbüttel parteilos sitzenden Abgeordneten Florian Röpke, der ebenso Initiator und Sprecher der Bürgerinitiative ist, unterzeichnet.

Wir veröffentlichen den offenen Brief an dieser Stelle unkommentiert und ungekürzt. Die Empfänger des Briefes waren für eine Stellungnahme telefonisch nicht erreichbar.

Wolfenbüttel, Dezember 2012


Verhalten der Wolfenbütteler Baugesellschaft / Pläne für die Ahlumer Siedlung


Sehr geehrte Herren,


wie Sie sicherlich der Presse entnommen haben, sind am 28.08.2012 etliche Mieter von WoBau-Wohnungen in der Ahlumer Siedlung, sowie auch andere am Thema Interessierte meiner Einladung gefolgt und haben eine von mir ausgerichtete Infoveranstaltung zu den Plänen der Wolfenbütteler Baugesellschaft mbH in der Ahlumer Siedlung besucht. Im Verlauf dieser Veranstaltung fiel allen Anwesenden auf, dass abgesehen von den ins Auge gefassten Luxussanierungen ein noch viel größerer Gesprächsbedarf besteht und die Mieter sich von der Baugesellschaft nicht ernst genommen fühlen. Daraufhin riefen wir die Bürgerinitiative Ahlumer Siedlung ins Leben.
Etliche Mieter berichteten z.B. davon, dass sie im Dialog mit der WoBau häufig Aussagen hinnehmen müssten, deren Quintessenz im Grunde sei „Wenn Ihnen nicht gefällt, was wir machen, dann ziehen Sie doch einfach aus!“. Einen derartigen Umgang mit Mietern finden wir skandalös, nicht zuletzt auch aus dem Grunde, dass es teilweise diese über Jahrzehnte dort lebenden Menschen waren, die die Baukosten für diese Gebäude durch ihre Mieten abbezahlt haben.
Wir fordern Sie als in die Pläne der Wolfenbütteler Baugesellschaft mbH involvierte Menschen daher auf, sich dem Dialog mit den Mietern auf Augenhöhe zu stellen und nicht über deren Köpfe hinweg hinter verschlossenen Türen Entscheidungen zu fällen, die nicht nur dem Wunsch der Mieter eklatant widersprechen, sondern darüber hinaus langfristig eine massive Abschaffung bezahlbaren Wohnraumes in einem Familienviertel bewirken.
Um Ihnen unsere Haltung vorab zu verdeutlichen, hier einige Eckpunkte, bei denen wir einen großen Gesprächsbedarf sehen:
Wohnraum darf -nicht nur in der Ahlumer Siedlung- kein Luxusgut werden, welches nur wohlhabenden Familien mit mehr als einem PKW zugänglich ist. Die Wolfenbütteler Baugesellschaft mbH muss sich hier ihrer hohen sozialen Verantwortung bewusst werden.
Aus diesem Grunde lehnen wir eine Umlage in Höhe von 11% kategorisch als viel zu hoch ab und fordern zudem ein, dass Mieterhöhungen nur bei angemessenen Gegenleistungen stattfinden. Darüber hinaus stellen wir als Denkansatz die Idee in den Raum, die Höchstmiete für WoBau-Wohnungen an das Einkommen zu koppeln.
Weiterhin fordern wir auf, die Mieter stärker an der Entscheidungsfindung zu beteiligen, gerade in Bezug auf Modernisierungsmaßnahmen. Als ein für die Kommunikation mit den Mietern nötiges Bindeglied bietet sich unsere Bürgerinitiative an.
Wir fordern mehr Transparenz. So ist uns zum Beispiel unverständlich, warum die Anschaffung von Feuermeldern mit jährlich 5 Euro pro Feuermelder für den Mieter zu Buche schlagen soll, da hier lediglich geringe Anschaffungs- und keinerlei Wartungskosten entstehen.
Darüber hinaus fordern wir Sie auf, Ihre im direkten Kundenkontakt befindlichen Mitarbeiter dahingehend zu schulen, Mieter nicht als Menschen zweiter Klasse zu behandeln, die lediglich ein notwendiges Übel im Geschäftszweig Wohnungsbau sind.
Wir hoffen auf Ihre Gesprächsbereitschaft und Ihr Entgegenkommen und freuen uns auf einen lebhaften und für alle Seiten befriedigenden Dialog.


Mit freundlichem Gruß,

die Unterzeichner







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