Wolfenbüttel: Podiumsdiskussion zur Schülerbeförderung - "Das Abitur darf nicht von Kosten abhängig sein"

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Der Kreiselternrat lud am heutigen Abend zu einer Podiumsdiskussion in das Schulzentrum der Lessing-Realschule und der IGS an der Ravensberger Straße in Wolfenbüttel ein. Im Mittelpunkt der Diskussion stand das Thema Schülerbeförderung. Mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Bildungswesen besprach man das viel diskutierte Thema.

"Es besteht dringender Gesprächsbedarf von Seiten der Eltern und Schüler", so Dr. Michael Kyas, Vorsitzender des Kreiselternrats, bei seiner Begrüßung. "Heute haben wir eine besondere Gelegenheit, unsere Fragen los zu werden."

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Andreas Meißlers moderierte die Diskussion Foto:



Moderiert wurde die Veranstaltung an diesem Abend von Andreas Meißler, Pressesprecher des Kreiselternrats, unter dem Motto "Bildungs-Mobilität". An der Veranstaltung nahmen auch Landrat Jörg Röhmann, Frank Oesterhelweg (CDU), der SPD Landtagsabgeordnete Falk Hensel, sowie Berthold Brücher (Bündnis90/Grüne) und André Owczarek (Linke) teil. Besonders in der SPD ist die Angelegenheit der kostenlosen Schülerbeförderung ein wichtiges Thema. Die SPD- Kreisfraktion hat vor geraumer Zeit den Antrag zur kostenlosen Schülerbeförderung gestellt.

Gleich zu Anfang der Diskussionsrunde musste sich Landrat Jörg Röhmann der Frage Meißlers stellen, wie sich die Schülerbeforderung aus sicht der Verwaltung darstellt. Dazu der Landrat: " Ich bin etwas zwiegespalten. Natürlich möchte ich, dass allen Schülern die gleichen Bildungsmöglichkeiten zuteilwerden. Aber wir dürfen nicht außer acht lassen, dass uns die Umsetzung beinahe eine Million Euro kostet. Das ist viel Geld, welches wir an anderer Stelle einsparen müssen."

Die politischen Vertreter waren sich an einer Stelle mehr als einig. "Bildung darf nicht an finanziellen Mitteln scheitern," wirft Falk Hensel ein. Gleichwohl er wüsste, dass es eine hohe finanzielle Belastung für den Landkreis darstellt. "Ich weiß auch, dass wir durch Einsparungen die Summe aufbringen müssen" sagte er weiter. Vom Land Niedersachsen ist absehbar keine Unterstützung zu erwarten, deshalb müsse man nun auf Kreisebene dafür kämpfen. Und das wollen die Parteien tun. Hier hat sich eine Einigkeit entwickelt, die zumindest auf das gleiche Ergebnis abzielt. Sicher spielen innerhalb der Fraktionen noch andere Gedanken eine Rolle. Grundsätzlich aber unterstützen sowohl CDU, Linke und Bündnis90/Grüne den Antrag der SPD. Berthold Bücher betrachtet das Thema vor allem von der Seite, dass die kosten des ÖPNV generell gesenkt werden müssten. "So kann jedem die Mobilität gesichert werden", sagte der Landtagskandidat der Grünen. Brücher brachte auch den Vorschlag ein, einen Workshop zu bilden. So könne man genau herausfinden, was man im Einzelnen wolle. Denn der Teufel steckt im Detail. Was soll an welcher Stelle getan werden? Wer ist zuständig und wie kann es umgesetzt werden? Die Synchronisierung von finanziellen Mitteln, Fahrplänen, Finanzen und Zuständigkeiten müsse genau geklärt werden. Da stimmte auch Frank Oesterhelweg zu. "Es spielen viel Faktoren zusammen, die beachtet werden müssen. Eine Koordinationsgruppe wäre doch ein Anfang," stimmte er zu. Das bestätigte auch Landrat Jörg Röhmann. "Man kann nicht klar sagen, wer für was zuständig ist. Das ist ein sehr komplexes Thema, das man einfach auch berücksichtigen muss. Nicht alles liegt in der Hand der Stadt, oder des Landkreises. Die Zuständigkeiten sind breit gefächert", merkte er an. Aber er bat auch darum, sich weiterhin Gedanken zu machen und zu helfen.

Den anwesenden Eltern schien, neben der Finanzierung der Schülerbeförderung, noch an ganz anderer Stelle 'der Schuh zu drücken'. Die Zustände in den Bussen und die schlecht abgestimmten Fahrpläne bereiten vielen Eltern Kopfzerbrechen. "Die Busse sind teilweise so voll, dass die Kinder während der ganzen Fahrt dicht gedrängt stehen müssen. Für die Schüler sind das Zustände, die man so nicht hinnehmen kann" äußert eine Mutter ihre Besorgnis. "Manchmal kommen die Kinder völlig fertig von der Schule, sogar weinend, weil der Bus überfüllt war und schlecht klimatisiert" Daran müsse dringend etwas geändert werden.

Die Antwort von Peter Geschler, Geschäftsleiter der RBB für den Bereich Goslar, sorgte für allgemeinenes Kopfschütteln. "Wir müssen die Kapazitäten der Busse ausnutzen. Es ist normal, dass Schüler auch mal im Bus stehen müssen", so Geschler. "Gegen das Stehen im Bus sei auch nichts einzuwenden. Nur sind heutzutage die Busse derartig voll, dass es schon gefährlich für die Schüler wird", sagte eine andere Mutter. "Wir wären ja schon ein ganzes Stück zufrieden, wenn sie sich mal morgens in einen voll besetzten Schulbus setzten und mal sehen, wie es ist", kam der Vorschlag aus dem Publikum.

Ein weitere Problem sind die schlecht abgestimmten Fahrpläne mit den Stundenplänen. Manche Schulen werden garnicht mehr angefahren, andere in einem schlechten Rhythmus. Entweder ist der Unterricht noch nicht beendet, oder die Schüler müssen eine Stunde auf den nächsten Bus warten. Das gleiche Problem besteht auch vor dem Unterricht. Oft sind Eltern gezwungen, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu fahren. Hier muss eine bessere Synchronisation der Schulen und der Verkehrsbetriebe erfolgen. "Das wird sicher nicht leicht, wenn man sich die Schulentwicklung der letzten Jahre ansieht. Schulen entstehen, werden geschlossen, oder zusammen gelegt", gibt Hendrik Schmidt-Mühlen, Leiter Linienverkehr und Schülerbeförderung beim Reisebüro Schmidt, zu bedenken. "Aber die Schüler sind das Rückrad der ÖPNV und sie sind uns natürlich wichtig."

Die Schülerbeförderung wird wohl auch zukünftig für Diskussionsstoff sorgen. Ob und in wie weit die Umsetzung möglich ist, konnte auf der heutigen Veranstaltung nicht geklärt werden. Aber das war auch nicht das Ziel. Zu viele Verfahrensweise stehen den Befürwortern noch bevor. Ein Anfang ist gemacht. Denkanstöße gegeben und Fragen diskutiert.


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