Wolfenbüttel: Thomas Stoch ist neuer Präsident der International Short Break Association


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Eine kurze Pause kann viel bewirken. Weltweit setzt sich die International Short Break Association (ISBA) – „short break“ bedeutet kurze Pause – dafür ein, dieses Konzept der Behindertenarbeit zu etablieren und zu verbessern. Die weltweit vernetzte Vereinigung hat jetzt auf ihrer alle zwei Jahre stattfindenden Konferenz im kanadischen Toronto den Wolfenbütteler Thomas Stoch zu ihrem Präsidenten gewählt. Der Leiter des Integrations- und Therapiezentrums des Deutschen Roten Kreuzes wird dem Amt gemäß die nächste Konferenz des Weltverbandes 2014 in Wolfenbüttel ausrichten. 300 Teilnehmer aus allen Ländern der Erde werden dann in der Lessingstadt zu Gast sein.

Der Begriff „short break“ sei gut gewählt, findet Stoch. In Deutschland hat sich für diese Form der Unterstützung die Bezeichnung „Familienentlastender Dienst (FED)“ etabliert. Der FED berät und unterstützt behinderte Menschen und ihre Angehörigen und gönnt den Personen, die Angehörige pflegen, eine kurze Pause – beispielsweise durch Freizeitangebote oder Einzelbetreuungen zu Hause. Diese Form der Unterstützung sei der richtige Weg, ist sich Stoch sicher. Das große Interesse an der Arbeit des ITZ in der Region und auch aus dem ganzen Bundesgebiet sei dafür eine Bestätigung.

Bei den Konferenzen der ISBA tauschen sich Fachleute aus, deren Aufgabe es ist, behinderte Menschen und ihre Angehörigen zu beraten und zu betreuen. Vielfältige Workshops und das Vorstellen von Modellen guter Praxis aus verschiedenen Ländern schaffen laut ISBA einen wertvollen „Think-Tank“, in dem neue und innovative Ideen entstehen können. Der Austausch mit den Kollegen aus aller Welt bringe neue Perspektiven auf die eigenen Verhältnisse. „In Deutschland ist das System der Behindertenhilfe sehr stationär und immer noch von Großeinrichtungen geprägt. Die gesellschaftliche Teilhabe steht hier leider noch längst nicht im Vordergrund“, habe Stoch bei der Konferenz in Toronto wieder festgestellt. Es mangele zudem an flexiblen und innovativen Lösungen und an der Bereitschaft von Behörden und Kostenträgern, hier etwas zu bewegen. Da seien insbesondere die skandinavischen und nordamerikanischen Länder sowie Großbritannien viel weiter. In Irland arbeitet beispielsweise eine Einrichtung mit Landwirten zusammen, die auf ihren barrierefrei umgebauten Höfen Kinder mit Behinderungen aufnehmen, um deren Familien zu unterstützen – das wird staatlich gefördert und ist eine tolle Sache für alle Beteiligten. „Warum machen wir so etwas nicht auch mal in Deutschland“, fragt Stoch. Er könne sich einen solchen Ansatz auch im Landkreis Wolfenbüttel vorstellen.

Seit zwei Jahren arbeitet der Wolfenbütteler bereits im Komitee der ISBA mit Kollegen aus insgesamt acht Ländern zusammen an Programmen und der Ausrichtung des Weltverbandes. In diesem Gremium wurde ausdrücklich der Wunsch geäußert, die nächste Konferenz in Deutschland auszurichten. „Eigentlich wollten die internationalen Kollegen nach Berlin. Aber ich konnte sie dann doch für Wolfenbüttel begeistern“, freut sich Stoch und deutet augenzwinkernd an, dass neben der Nähe zu Berlin auch die Bekanntheit eines regionalen Kräuterlikörs eine Rolle spielte. Die ISBA-Konferenz 2014 werde das DRK auch dafür nutzen, um für die Arbeit des FED in Deutschland zu werben. Auch die landesweite Vernetzung der einzelnen FED-Einrichtungen möchte er vorantreiben.

Dabei zähle Stoch auf Unterstützung aus der Region. Schließlich habe Wolfenbüttel die seltene Chance, sich rund 300 Gästen aus der ganzen Welt zu präsentieren. Stoch könne sich vorstellen, die internationalen Gäste im Schloss bewirten zu lassen und auch das schöne neue Lessingtheater hier einzubinden. „Neben aller Fachlichkeit ist auch das Rahmenprogramm zum ungezwungenen Austausch zwischen den Teilnehmern sehr wichtig“, so der ITZ-Leiter. Auch die sehr gute Zusammenarbeit des DRK mit der Ostfalia-Hochschule sei wertvoll, beispielsweise für die inhaltliche Gestaltung der Konferenz. „Vielleicht haben auch Studenten Lust, sich einige Vorträge anzuhören“, so der ITZ-Leiter. Zukünftig seien auch Austauschprogramme denkbar, bei denen Behindertengruppen oder DRK-Mitarbeiter im Ausland dazulernen. Ein Planungsteam für die Konferenz sei bereits eingerichtet, erklärt Stoch. Ebenso hat der Sozialpädagoge bereits eine Homepage für die Konferenz aufgesetzt (www.isba.me), die auch die Arbeit des Weltverbandes erklärt.


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