Ziehen statt baggern: Kanalsanierung in nur einem Tag

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Es zischt, es dampft und es knarzt. Aber irgendwann macht es "Plopp" und der alte Kanal ist wieder wie neu. Kein Hexenwerk, keine Zauberei, sondern ein modernes Verfahren zur Rohrsanierung. Seit einigen Jahren wird es in Wolfenbüttel praktiziert, ein Rohr mit 50 Zentimetern Durchmesser in einer Länge von 100 Metern an einem Stück mit diesem so genannten PE-Liner- oder Copmact-Pipe-Verfahren zu sanieren – wie am Mittwoch an der K90 in Adersheim geschehen –  ist aber nicht alltäglich und derzeit auch die Grenze des technisch Machbaren.

Die ABW untersuchen ihr Kanalnetz regelmäßig auf bauliche Schäden. Wenn bei den Untersuchungen gravierende Mängel festgestellt werden (Standsicherheit beeinträchtigt, Undichtheiten, Funktion und Betrieb nicht gewährleistet) werden Sanierungsmaßnahmen eingeleitet. Wenn möglich, wird dabei darauf verzichtet, den Kanal auszugraben. Alternativ kommt, wie Max Behrndt von den ABW berichtet, das "Liner-Verfahren" zum Einsatz.

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Vorarbeiter Steffen Jordan (l.) und Stanislav Rau beobachten, wie der PE-Liner in den Schacht eingezogen wird. Foto:



Dabei wird ein vom Hersteller C-förmig vorverformtes HDPE-Rohr verwendet. Die daraus resultierende Reduzierung des Querschnittes ermöglicht das Einziehen per Winde und Stahlseil in den zu sanierenden Kanal. Druck und Wärme sorgen dann beim weiteren Arbeitsablauf dafür, dass der Inliner sich durch den so genannten "Memory-Effekt" dicht an die Innenwandung des alten Rohres legt.

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Alexander Paul am Dampfgenerator. Foto:



Nach dem Einzug des Liners wird nämlich mit Hilfe einer Dampftemperatur von 128 Grad Celsius das Rohr erhitzt und anschließend durch Druck wieder in den kreisförmigen Originalzustand versetzt. Die Moleküle im Material „erinnern“ sich quasi an ihre Ausgangsform im Werk. "Das Ergebnis ist ein statisch eigenständiges und belastbares Rohr, das in Bezug auf die Qualität mit einer Neuverlegung vergleichbar ist", erklärt Alexander Paul von der beauftragten Fach-Firma Trolining aus Troisdorf.

„Das Compact Pipe-Verfahren ist ausgereift und steht für wirtschaftliche und nachhaltige Kanalsanierung“, fasst ABW-Geschäftsführer Matthias Tramp zusammen. Zudem erfolgt der Einbau relativ schnell und die bei offenen Sanierungsmaßnahmen üblichen Beeinträchtigungen des Bauumfeldes halten sich in Grenzen. Eine vollständig offene Erneuerung stellt Anwohner vor große Herausforderungen. Umfangreiche Tiefbau-Arbeiten ziehen Beeinträchtigungen für Verkehr und Lebensqualität nach sich, da sie mit Lärm, Schmutz und Absperrungen verbunden sind. So ist in der Regel ein Tag ausreichend, den Kanal zu sanieren.

Normalerweise werden in Wolfenbüttel Kanalsysteme mit einem Durchmesser zwischen 200 und 400 Millimetern mit diesem Verfahren saniert. Wie das funktioniert zeigt unser Video einer Sanierung in Wendessen Anfang dieses Jahres.

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