Zivilcourage: "Ich würde es wieder tun"

von Marc Angerstein


| Foto: Marc Angerstein



Wolfenbüttel. Insgesamt fünf Bürger wurden am Freitagmittag im Wolfenbütteler Polizeikommissariat an der Lindener Straße für Zivilcourage geehrt. In schon gewohnter Regelmäßigkeit ehren die Polizei und die Opfer-Organisation "Weißer Ring" Bürger, die durch ihr couragiertes Handeln zur Aufklärung von Straftaten beigetragen oder diese sogar verhindert haben.

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Frederic und Lisa-Marie haben sich vorbildlich verhalten. Foto:



Die Geschwister Lisa-Marie (21) und Frederic Broihau (23) waren zur richtigen Zeit, nachts um drei Uhr, am richtigen Ort und guckten auch nicht weg, sondern besonders hin. Dabei ging es nicht um die Vereitelung einer Straftat, sondern um richtiges Verhalten am Unfallort - einem, der erst gar nicht als solcher zu erkennen war. Am 28. September war ein Fahrzeug mit drei Jugendlichen zwischen Gielde und Wehre so unglücklich von der Straße abgekommen, dass es von der Straße aus nicht zu sehen war. Die drei schwerverletzten Fahrzeuginsassen im Alter von 19, 18 und 16 Jahren konnten nur gerettet werden, weil Lisa-Marie und Frederic etwas komisch vor kam. Zu diesem Zeitpunkt wussten sie nur noch nicht was und sind daraufhin mehrfach den Straßenabschnitt auf und ab gefahren, haben mehrfach gewendet und den Bereich mit ihrem Scheinwerferlicht ausgeleuchtet. Erst beim genauen Hinsehen erkannten sie das Geschehen, riefen die Rettungskräfte und blieben ersthelfend so lange vor Ort, bis Hilfe kam. Polizeichef Rodger Kerst lobte dies ausdrücklich: "Das war kein Bagatell-Unfall und ich möchte mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn die lebensrettenden Maßnahmen nicht so schnell eingeleitet worden wären." Da Frederic Mitglied der freiwilligen Feuerwehr ist, wusste er vor Ort, was zu tun war.

"Die Leute gucken nur, die machen nichts!"


Aussage eines Geehrten, der anonym bleiben möchte

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Pauline Nolte verhinderte einen Diebstahl. Foto: Marc Angerstein



Am 2. August arbeitete Pauline Nolte (18) auf dem Wolfenbütteler Wochenmarkt. In einer kurzen Pause beobachtete sie zufällig zwei Kinder im Alter von acht und zwölf Jahren mit einer Geldbörse, die sehr viel Geld enthielt. Sich darüber wundernd sprach sie die Kinder an, die daraufhin die schnell davon liefen. Mit der Hilfe von weiteren Passanten konnten die Kinder aufgehalten und zur Rede gestellt werden. Es stellte sich heraus, dass die Kinder die Geldbörse eines Marktbeschickers gestohlen hatten, der sein Geld daraufhin zurück erhielt.
"Pauline Nolte war nicht nur aufmerksam, sie hat die Tat aufgeklärt und die Täter der Polizei übergeben", kommentierte der Polizeichef schmunzelnd.

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Es wurde ein weiterer Bürger geehrt, der allerdings anonym bleiben möchte. Grafik: Polizei Foto:



Wahrscheinlich hat ein Mann am 1. November im Gebiet des Landkreises Schlimmstes verhindert: Von seiner Familie früh morgens geweckt, eilte er seiner Nachbarin zu Hilfe, die von ihrem Ehemann vor den Augen des eigenen Kindes mit einer Axt bedroht wurde. Dank des Pfeffersprays seines Sohnes konnte er den Angreifer vor Ort überwältigen und der Polizei übergeben. Auch dieser Mann wurde geehrt, möchte aber anonym bleiben. Alle seine Nachbarn fanden ihn mutig, lobten ihn auch für seinen Einsatz, guckten dem geschehen aber nur tatenlos zu. "Die Leute gucken nur und machen nichts", sagte er resigniert.
"Ihr Einsatz bedeutet ein Höchstmaß an Zivilcourage, wo Sie billigend in Kauf genommen haben, dass Ihnen selbst etwas passiert. Die Frau wird Ihnen wohl sehr dankbar sein", so Rodger Kerst. "Ich würde es wieder tun", so die Antwort.

Die Polizei rät von solchen persönlichen Einsätzen generell ab. "Sie dürfen sich nicht selbst in Gefahr bringen", mahnt Kerst. Dabei birgt es oft Gefahren, wenn man sich couragiert verhält. "Bitten Sie immer auch andere Passanten um Hilfe und rufen Sie immer die Polizei."

Kerst bezeichnete die Geehrten als Beispiel dafür, was man für andere Menschen tun kann. Dabei geht es nicht immer um Gewalt, es geht oft um Menschen, die in Not geraten. Sponsoren ermöglichten auch diesmal wieder, dass die Couragierten neben einer Urkunde auch jeweils ein Geschenkgutschein überreicht werden konnte. Das E-center Brüggendick, das Asse-Sport-Center und der Strandwolf waren die noblen Spender.


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