Feder, Tinte und Papier - Projektwoche am Ratsgymnasium


Viola Meradi führt Schülerinnen des Ratsgymnasiums in die Papierrestauration ein. Foto: HvFM/Peter Riewaldt
Viola Meradi führt Schülerinnen des Ratsgymnasiums in die Papierrestauration ein. Foto: HvFM/Peter Riewaldt | Foto: HvFM/Peter Riewaldt



Wolfsburg. Das Ratsgymnasium Wolfsburg führt im Rahmen seiner Projektwoche vor den Sommerferien traditionell einen Kurs in den Historischen Museen durch. In diesem Jahr besuchten elf Schülerinnen der sechsten bis zehnten Klassen und ihre Lehrerinnen Christina Dykan Andrés und Christina Klose das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum. Hier erfuhren sie in Theorie und Praxis, wie Hoffmann von Fallersleben im 19. Jahrhundert mit verschiedenen Schreibmaterialien arbeitete.

Der Professor für deutsche Sprache und Literatur forschte in Bibliotheken, um mittelalterliche Handschriften aufzustöbern. Viele ließen sich zusammengeklebt in Buchdeckeln finden. Hoffmann und seine Kollegen lösten sie von den Einbänden, machten mittels chemischer Substanzen die verblichenen Schriften wieder sichtbar, schrieben den Wortlaut ab und veröffentlichten ihre Funde.

Davon erzählt auch die Ausstellung zum Leben und Werk des Dichters, Germanisten und singenden Freiheitskämpfers im Schloss Fallersleben. Nach einem Museumsrundgang lernten Andrea, Carolin, Fabienne, Gina, Josy, Mariana, Olivia, Raquel, Stella und Véronique, wie Hoffmann handwerklich vorging. Das demonstrierte ihnen Papierrestauratorin Viola Meradi. Die Lübeckerin mit Wolfsburg-Heiligendorfer Wurzeln ist seit dreißig Jahren leidenschaftlich gern in ihrem Beruf tätig.

Es gab nicht nur Theorie


Welche unterschiedlichen Herausforderungen das Restaurieren der Beschreibstoffe Papyrus, Pergament oder Papier bedeuten, führte sie an einzelnen Proben vor. Diese durften die Jugendlichen nicht nur anfassen, sondern selbst mit typischen Werkzeugen wie Pinzette, Skalpell, Falzbein, speziellen Scheren und Radierern an Originalen aus dem 17. Jahrhundert wirken: Vorsichtig Schmutz entfernen, Verklebungen lösen, Risse beheben und sogar Fehlstellen im Papier ergänzen. Dass diese Tätigkeiten Fingerspitzengefühl und sehr viel Geduld beanspruchen, war eine wichtige Erkenntnis für die „Lehrlinge auf Zeit“. So viel Praxis kam gut an: „Voll schön!“, fand Tanja Luise die Projektwoche und insbesondere die zwei Tage mit Viola Meradi. Stella, Marina, Véronique und Olivia freuten sich über die praktischen Übungen. Die Zehntklässlerin Carolin faszinierte, dass sie die verschiedenen Dokumente in die Hand nehmen konnten.

Der Workshop von Viola Meradi war Bestandteil eines fünftägigen Programms, in dem gleich zu Beginn Papier geschöpft und dieses mit einer Tinktur tintenfest präpariert wurde. Auch probierten sich die Gymnasiastinnen in altdeutschen Handschriften aus. Dabei erwies sich das Schreiben mit der Gänsefeder wie zu Hoffmanns Lebzeiten als schwierig und unerwartet laut. Deutlich leichter schrieb es sich mit Stahlfeder und Federhalter. Auch das Drucken wurde praktiziert. So gestalteten die Schülerinnen Grußkarten mit verschiedenen Motiv-Stempeln und Druckvorlagen des bekannten Hoffmann’schen Kinderliedes Alle Vögel sind schon da und der deutschen Nationalhymne.

Zum Abschluss präsentierten die Teilnehmerinnen ihren Eltern die entstandenen Werke und erklärten anschaulich die einzelnen Arbeitsschritte. Für einige steht bereits jetzt fest, 2017 wieder an der Projektwoche des Ratsgymnasiums im Hoffmann-von-Fallersleben-Museum teilzunehmen. Dieses schöne Feedback freut sowohl die verantwortlichen Lehrerinnen und das Museumsteam als auch die Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft, die durch eine Förderung den Papierworkshop unterstützte.


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