Meinersen. 50 Jahre ist es her, dass die Region von den bis dahin größten Waldbränden in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland heimgesucht wurde. Bei Meinersen starben fünf Feuerwehrkameraden, der damalige Gifhorner Kreisbrandmeister Friedrich Meyer kam auf dem Weg vom Einsatz ums Leben. Am vergangenen Sonntag kamen weit über 500 Besucher nach Meinersen, um den Opfern zu gedenken. Darüber berichtet die Feuerwehr der Samtgemeinde Meinersen in einer Pressemitteilung.
Unter den Gästen waren auch Daniela Behrens, Innenministerin des Landes Niedersachsen sowie Vertreter der Feuerwehren auf Bundes- und Landesebene und Abordnungen aus allen Teilen der Blaulichtfamilie. Aber auch viele Meinerser Bürger kamen, um der Kameraden zu gedenken.
Start mit Gottesdienst
Mit einem gemeinsamen Gottesdienst starteten sie in den Tag. Pastorin Julia Flanz gestaltete diesen zusammen mit dem Feuerwehrmusikzug Ahnsen-Meinersen unter der Leitung von Christian Niebuhr. Flanz erinnerte an die sechs verstorbenen Kameraden: Der Brandmeister Helmut Wille (48 Jahre), die Hauptfeuerwehrmänner Gerhard Schlie (28 Jahre) und Kurt Fischer (24 Jahre) aus Fallersleben sowie die Feuerwehrmänner Hartmut Oelkers (16 Jahre) und Otto-Oskar Könneker (30 Jahre) aus Hohenhameln haben bei Meinersen ihr Leben im Kampf gegen die Flammen gegeben. Für die sechs Kameraden wurden Kerzen entzündet.
Im Anschluss an den Gottesdienst ging es im Konvoi zum Gedenkstein östlich von Meinersen. Friedrich Wandschneider, Ehrenortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Fallersleben, ließ in einer beeindruckend emotionalen Rede die Ereignisse von vor 50 Jahre Revue passieren. Mit zahlreichen Kränzen wurde der Opfer gedacht. Im Anschluss gab es eine Feierstunde im Meinerser Kulturzentrum.
„Alle standen zusammen"
„Ich bin dankbar für diejenigen, die damals für den Schutz der Heimat kämpften“, erinnerte die Samtgemeindebürgermeisterin Karin Single an den August 1975. „Alle standen zusammen – eine Stärke, die wie auch heute noch benötigen.“ Innenministerin Daniela Behrens erinnerte daran, dass bei über 300 Bränden über 13.00 Hektar Wald- und Moorfläche zerstört worden sind. „Das Ereignis hat sich tief in das kollektive Gedächtnis der Niedersachsen eingebrannt.“
Florentine Sell, Enna Brandes und Paula Strauß, Schülerinnen des Gymnasiums Uetze, haben an dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zum Thema „Grenzen überwinden“ mit dem Beitrag „Feuer kennt keine Grenzen“ über die Waldbrandkatastrophe teilgenommen, Florentine Sell und Enna Brandes stellten ihr Projekt vor. Ihr Fazit: „Hilfe kommt über Grenzen hinaus von überall, wenn sie benötigt wird!“
Durch das Programm des Nachmittags führte der Samtgemeindebrandmeister Sven J. Mayer. Gemeinsam mit den Zeitzeugen Friedrich Wandschneider aus Fallersleben sowie Artur Müller und Hans-Herrmann Ahrens aus Meinersen ging er noch einmal zurück in den Sommer 1975, die drei schilderten eindrucksvoll, was sie damals erlebt hatten.
"Das Rückgrat unseres Schutzsystems“
„Auch wenn die Ausrüstung der Feuerwehr deutlich verbessert wurde, gibt es auch heute immer wieder große Waldbrände.“ Dr. Frank Kämmer, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes betonte, dass unter anderem der Klimawandel dazu führe, dass die Natur den Menschen immer wieder vor große Aufgaben stellt. Außerdem betonte er, dass den Feuerwehren als Teil des Zivil- und Katastrophenschutzes im Rahmen der geopolitischen Veränderungen heute mehr denn je gefordert sind. „Die Resilienz unserer Feuerwehren und Rettungsdienste ist das Rückgrat unseres Schutzsystems.“
„Wir müssen die Ereignisse immer wieder in Erinnerung rufen, damit sich Fehler nicht wiederholen.“ Olaf Kapke, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen hob in seiner Rede auch die Bedeutung der Forst und des Flugdienstes hervor. Durch vorbeugende Gestaltung der Wälder mit Mischbepflanzungen, aber auch mit der Technik des Waldbeobachtung und des Flugdienstes sollen Feuer frühzeitig erkannt und die Ausbreitung durch verschiedene Maßnahmen wie Brandschneisen erschwert werden.

Auch der Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg Dennis Weilmann war gekommen. Foto: Kreisfeuerweh Gifhorn / Bjarne Wegmeyer
Auch Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann hob die wichtige Arbeit der Feuerwehr hervor. „Feuerwehr ist kein Beruf, dass ist Berufung“, betonte er. „Sie kamen, um zu helfen, das ist uns bis heute Mahnung“, so Kreisbrandmeister Jens Dieckmann in seiner Rede. Der Meinerser Ortsbrandmeister Kai Ludolf dankte allen Teilnehmern, die mit ihrem Kommen den gestorbenen Kameraden Respekt und Wertschätzung zollten. Einen besonderen Dank sprach er auch den vielen Helfern aus, die zum Gelingen des Tages beigetragen haben. Dazu gehörten auch die Feuerwehr Musikzüge Ahnsen- Meinersen und Hillerse, die den ganzen Tag musikalisch begleiteten.