Bahnstadt soll eines der größten Reallabore in Deutschland werden

Im Reallabor Bahnstadt soll erforscht werden, wie Städte ihre Energieinfrastrukturen insbesondere mit innovativen Technologien wie dem Internet of Things (IoT) und Künstlicher Intelligenz zukunftsfähig gestalten können.

Thomas Wilken und Dr. Stefan Plesser, Leiter des Forschungsinstituts SIZ energieplus, und Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer bei der Unterzeichnung des LoI durch Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum.
Thomas Wilken und Dr. Stefan Plesser, Leiter des Forschungsinstituts SIZ energieplus, und Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer bei der Unterzeichnung des LoI durch Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum. | Foto: Stadt Braunschweig

Braunschweig. Die Braunschweiger Bahnstadt soll eines der größten Reallabore für die nachhaltige Transformation der Wärme- und Kälteversorgung in Deutschland werden. Das berichtet die Stadtverwaltung am heutigen Donnerstag in einer Pressemitteilung.



Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum hat einen Letter of Intent unterzeichnet, in dem die Bereitschaft der Stadt Braunschweig zur Teilnahme am Forschungsprojekt "C2T - Connect2Transform" erklärt wird. Dies ist Teil des Förderantrags zum Projekt, der zurzeit vom Forschungsinstitut SIZ energieplus an der TU vorbereitet wird. In den nächsten Jahren sollen mit Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) modernste Konzepte für Gebäude und Energieversorgungsnetze zusammen mit innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) erprobt werden.

Energieinfrastrukturen zukunftsfähig gestalten


In einem Reallabor werden innovative Technologien oder Geschäftsmodelle unter realen Bedingungen erprobt. An dem Projekt "C2T" sind Forschungseinrichtungen der TU Braunschweig, der RWTH Aachen sowie etablierte Unternehmen und innovative Start-ups aus den Bereichen Bau, Energie- und IKT beteiligt. Im Reallabor Bahnstadt wollen sie erforschen, wie Städte ihre Energieinfrastrukturen insbesondere mit innovativen Technologien wie dem Internet of Things (IoT) und Künstlicher Intelligenz zukunftsfähig gestalten können. Das Projekt Bahnstadt bietet dazu eine optimale Umgebung für die praxisnahe Erprobung innovativer Lösungen und die Möglichkeit einer umfangreichen wissenschaftlichen Bewertung. Die Stadt hat als Praxispartnerin ein besonderes Interesse an den Forschungsergebnissen des Projekts – auch im Hinblick auf das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein. Sie kann die Potentiale und Risiken neuer Technologien und Produkte kennenlernen, Strategien für die Zukunft entwickeln und eigene Kompetenz in diesen Bereichen aufbauen. Von der Entwicklung der Fernwärme über die Umrüstung auf Wärmepumpen und die Sanierung von Gebäuden bis zur Integration von neuen Technologien wie Wasserstoff-Elektrolyseuren und thermischen Großspeichern – die Erkenntnisse aus dem Projekt können unmittelbar in die vielen Aktivitäten einfließen, die rund um das Thema "Klimawandel" in Braunschweig geplant werden.

Strahlkraft für das ganze Land


"Gemeinsam mit den beteiligten Forschungseinrichtungen wollen wir die Bahnstadt zu einem herausragenden Reallabor mit hoher Vorbildwirkung und Strahlkraft für die Stadt, das Land Niedersachsen und Deutschland machen", sagt Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum. "Wir wollen zeigen, dass in einer über Jahrhunderte gewachsenen Stadt im Herzen Europas innovative Wege zur Nachhaltigkeit möglich sind."

Auch Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer sieht die Chancen des Reallabors: "Das Projekt Bahnstadt ist in herausragender Weise geeignet, um Konzepte, Technologien und Prozesse praxisnah zu erproben und so Vorreiter im Transformationsprozess zu sein. Durch die Förderung des BMWKs können wir die vielen Aspekte der nachhaltigen Entwicklung Braunschweigs ganzheitlich berücksichtigen und die Perspektiven für die Stadt, die Unternehmen und unsere Bürgerinnen und Bürger transparent darstellen."

Das Projekt hat insgesamt eine Laufzeit von zirka zehn Jahren und ist im Juli mit einer Vorstudie gestartet, welche die wesentlichen Zielsetzungen und Rahmenbedingungen entwickelt. Das Forschungsinstitut SIZ energieplus an der TU Braunschweig entwickelt die Vorstudie zusammen mit dem dortigen Institut für Städtebau und Entwurfsmethodik und dem Energieversorger BS Energy. SIZ-Leiter Dr. Stefan Plesser und Thomas Wilken, die das Forschungsprojekt initiiert haben, sind zuversichtlich: "Wir stehen vor großen Herausforderungen, wenn wir unsere Städte klimaneutral machen wollen. Mit dem Engagement der Stadt Braunschweig, der beteiligten Forschungsinstitute und der Innovationskraft der beteiligten Unternehmen können wir diese Ziele auch wirklich erreichen. Das Reallabor bietet dafür die perfekte Grundlage." Die Vorstudie zur Transformation wird durch das Team um das SIZ energieplus bis Ende 2023 erarbeitet. Daran sollten sich eine Planungs- und eine Umsetzungsphase sowie ein Monitoring anschließen.

Hintergrund


Mit einer Größe von etwa 300 Hektar ist die BAHNSTADT die größte innerstädtische Potentialfläche Braunschweigs. Sie umfasst den Verflechtungsraum zwischen dem Umfeld des Hauptbahnhofs, dem Hauptgüterbahnhof, den Flächen des teilweise stillgelegten Rangierbahnhofs, dem ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk an der A 39 und dem Wohngebiet Bebelhof. Die Bahnstadt ist ein Schlüsselprojekt des ISEK und wird in den nächsten Jahren ein wichtiger Baustein der Stadtentwicklung mit umfangreichen planerischen Voraussetzungen sein. In ihre Entwicklung sollen zukunftsweisende Themen der Gesellschafts- und der Stadtentwicklung wie Digitalisierung, vernetzte Mobilität, Industrie 4.0 oder klimagerechte Stadt- und Technikentwicklung einfließen.


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