Braunschweig. Gleich zwei regional ausgerichtete Projekte zum Thema Fachkräfte stellt Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa dem Wirtschaftsausschuss in der Sitzung am Dienstag vor, die einander ergänzen.
„Wir wollen damit zwei Probleme zugleich anpacken: Zum einen wollen wir etwas gegen den zunehmend auftretenden Fachkräftemangel tun, unter dem Braunschweiger Unternehmen leiden. Zum anderen wollen wir Migranten fördern, unter denen es unentdeckte Talente gibt und für die der Eingang in die Arbeitswelt die beste Integration ist.“ So soll die „Praktikumsbörse“ der Arbeiterwohlfahrt (AWO) für Migrantinnen und Migranten auf die Region Südostniedersachsen ausgeweitet und professionalisiert werden. Dazu soll an den drei Standorten Braunschweig, Salzgitter und Wolfenbüttel eine 25-Stunden-Kraft zusammen mit einer gemeinsamen Verwaltungskraft die Aufgabe des Projektmanagements übernehmen.
Die „Börse“ hat sich seit Ende 2014 als sinnvolles Instrument erwiesen, um Menschen mit ausländischen Wurzeln bei der Berufsfindung zu helfen, indem sie Einblicke in die Arbeitswelt erhalten und potentielle Arbeitgeber auf sich aufmerksam machen können. Zielgruppe sind Migranten mit Aufenthaltstitel und Geflüchtete mit guter Aussicht auf ein Bleiberecht auf der einen Seite sowie Helferkreise, ehrenamtliche Organisatoren, Betriebe und Verbände auf der anderen. Das Budget dieses Pilotprojektes speist sich bis Ende 2016 aus Zuschüssen des Landes, aus Eigenmitteln der AWO und aus Spenden.
Kräfte reichen nicht mehr
Die Personalkapazitäten zweier mit zehn Wochenstunden eingesetzter Honorarkräfte reichen allerdings nicht mehr aus, um das Pensum zu schaffen: So wurden bisher Gespräche mit rund 70 Menschen aus 20 Ländern geführt, von denen 30 ein Praktikum mit einer Dauer von zwei bis 36 Wochen vermittelt werden konnte. Einige davon führten zu Umschulungen, Weiterbildungen oder sogar Arbeitsverhältnissen.
Insgesamt kostet dieses Projekt, das am 1. Januar in Kooperation mit der Allianz für die Region starten und über zwei Jahre laufen soll, 307.000 Euro. Davon entfallen 219.000 Euro auf Personalkosten, der Rest wird für Miete, Nebenkosten und Verwaltung gebraucht. Die Hälfte tragen der Europäische Sozialfonds und das Land Niedersachsen. Auf die Stadt Braunschweig würden – wie für die beiden anderen Projektteilnehmer – für den Projektzeitraum Kosten von 42.000 Euro entfallen.
Darüber hinaus schlägt das Wirtschaftsdezernat vor, dass die Stadt Braunschweig mit bis zu 10.000 Euro personelle Kapazitäten für ein Pilotprojekt des Welcome Centers schafft. Dies soll bis zu zehn kleine und mittlere Unternehmen in Braunschweig, die schon länger Stellen nicht besetzen konnten, über sechs Monate hinweg bei der Rekrutierung, Qualifizierung und Integration ausländischer Fachkräfte intensiver als bisher unterstützen.
„Kleinere Unternehmen verfügen nicht über Personalabteilungen, die mit den Spezifika bei der Einstellung ausländischer Fachkräfte vertraut sind“, so Leppa. Es gehe aber auch darum, die Vermittlung der Arbeitskräfte möglichst passgenau an die Erwartungen der Unternehmen anzupassen. Dabei könne auch die Expertise der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Braunschweig Zukunft genutzt werden. So werde eine umfassende Unterstützung der Unternehmen bei der Suche nach Facharbeitern gewährleistet, die weit über die von der Europäischen Union finanzierte Förderung hinausgeht.
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