Braunschweig. Die Polizeiinspektion Braunschweig hat die Kriminalstatistik 2021 veröffentlicht. Im fünften Jahr in Folge sinken die Zahlen der registrierten Straftaten in Braunschweig, wie aus einer Pressemitteilung der Polizei bekannt wird. Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat sich um mehr als die Hälfte verringert. Die Gewalt gegen Polizeibeamte hat aber erneut zugenommen.
Im 20-Jahresvergleich befindet sich die Kriminalität in Braunschweig weiterhin auf einem historischen Tiefstand. Mit der Gesamtzahl von 17.355 Straftaten pro Jahr ist die Anzahl der registrierten Delikte weiter gesunken. Dies entspricht einem Rückgang um 1.597 Taten gegenüber 2020. Von diesen Taten wurden 65,46 Prozent (Vorjahr: 65,66 Prozent) aufgeklärt. Diese hohe Aufklärungsquote der Polizei Braunschweig liegt über der des Landes Niedersachsen.
"Straftaten gegen das Leben“
Die Anzahl der Straftaten pro 100.00 Einwohner ist im Stadtgebiet Braunschweig auf 6.982 (7.599) erneut gesunken und folgt dem deutlichen Abwärtstrend der vergangenen fünf Jahre. Im Jahr 2016 lag die Häufigkeitszahl noch bei 9.509. Bedingt durch den Rückgang der Straftaten ging auch die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen auf 7.929 (8.583) zurück. Von diesen hatten 5.717 Personen die deutsche Staatsangehörigkeit.
Im Deliktsbereich "Straftaten gegen das Leben“ kam es unter anderem zu vier versuchten Tötungsdelikten. Exemplarisch ist hier die Auseinandersetzung vom 17. April 2021 auf der Luisenstraße zu nennen (regionalHeute.de berichtete). Hier war auf einen fahrenden Wagen und eine Straßenbahn geschossen worden. Verletzt wurde niemand. Dank der Ermittlungsarbeit der Polizei wurden die Tatverdächtigen wenig später festgenommen. Derzeit wird dieser Sachverhalt vor dem Landgericht in Braunschweig verhandelt. Insgesamt ist die Zahl der Straftaten gegen das Leben in den letzten vier Jahren rückläufig.
Diebstähle
Im gesamten Diebstahlbereich ist ein erneuter und deutlicher Rückgang zu verzeichnen. So wurden im Jahr 2021 nur 5.191 (5.720) Delikte erfasst. Die Aufklärungsquote ist leicht gesunken und liegt bei 36,68 Prozent (37,97 Prozent). Bei den Wohnungseinbrüchen kam es nur noch zu 144 (185) Taten, das sind 41 Fälle weniger als im Jahr zuvor. Die Aufklärungsquote lag bei 22,22 Prozent (28,65 Prozent). Seit 2017 hat sich damit die Anzahl der Taten in diesem Bereich um mehr als die Hälfte herabgesetzt. Auch bei den Versuchsstraftaten kam es zu einer deutlichen Reduzierung der Zahlen. Sie sanken von 52 Taten in 2020 auf 34 im Jahr 2021.
Dieser Trend setzt sich bei den Fahrzeugdiebstählen fort. Hier sank die Zahl auf 91 (141) Taten. Die Aufklärungsquote aus dem Jahr 2020 wurde nicht erreicht. Sie lag 2021 bei 8,79 Prozent (12,06 Prozent). Bei den Fahrraddiebstählen konnte die Aufklärungsquote hingegen deutlich gesteigert werden. So konnte von 1051 (1133) Taten 24,74 Prozent (15,62 Prozent) aufgeklärt werden.
Rohheitsdelikte
Die Anzahl der Rohheitsdelikte ist im Jahr 2021 auf nun 2.645 (2.709) gesunken. Hierunter werden Körperverletzungen mit 1.771 (1.944) sowie Raubdelikte mit 104 (107) Fällen erfasst. Die Aufklärungsquote der Rohheitsdelikte ist leicht gestiegen und liegt bei 89,79 Prozent (89,11 Prozent). Auch im Jahr 2021 waren Kneipen und Diskotheken zeitweise geschlossen, wodurch sich der Rückgang der Körperverletzungs- und Raubdelikte zu einem großen Teil erklären lässt.
Im Jahre 2021 wurde durch die Bund-Länder-Arbeits-Gruppe "Gewalt im familiären Umfeld“ empfohlen, die kriminalstatistische Auswertung Partnergewalt um die Straftaten der familiären Gewalt zu ergänzen und zukünftig unter der Bezeichnung "Häusliche Gewalt“ bundeseinheitlich zu erfassen. Für die Polizeiinspektion Braunschweig hat die Polizei für das aktuelle Berichtsjahr 739 Opfer im Kontext "Häusliche Gewalt“ registriert. Von den Opfern waren 198 Männer und 541 Frauen.
Straftaten zum Nachteil älterer Menschen
Die Zahl der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SÄM) stieg erneut an, dank erfolgreicher Präventionsarbeit endete ein Großteil der Delikte im Versuch. Insgesamt erfolgte bei der Anzahl von Straftaten durch "Falsche Polizeibeamte“ und den "Enkeltrick“ eine Steigerung von rund 30 Prozent auf 888 (696) Straftaten, die jedoch zu rund 96 Prozent (98 Prozent) im Versuchsstadium blieben. Dieser Anstieg ist unter anderem auch darauf zurückzuführen, dass mit dem erhöhten Bewusstsein der Bevölkerung für dieses Kriminalitätsphänomen auch eine erhöhte Anzeigebereitschaft einhergehe. Darüber hinaus werden auch Anbahnungsgespräche als Versuch erfasst. Die vollendeten Taten verursachten im Jahr 2021 insgesamt einen Schaden von rund 600.000 Euro.
Gewalt gegen Polizeibeamte
Die Gewalt gegen Polizeibeamte hat auch im Jahr 2021 erneut zugenommen. So kam es zu insgesamt 198 (188) Straftaten im Stadtgebiet Braunschweigs. Die Anzahl der verletzen Opfer erhöhte sich auf 74 (71) Polizeivollzugsbeamten. Thomas Bodendiek, Leiter der Polizeiinspektion Braunschweig: "Die Fallzahlen sind in den letzten Jahren konstant angewachsen und spiegeln die teilweise vorherrschende Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber den einschreitenden Kolleginnen und Kollegen wider. Dies ist besorgniserregend und nicht zu tolerieren.“
Immer wieder werden Polizeivollzugsbeamte in augenscheinlich harmlosen Situationen angegriffen und nicht selten verletzt. Exemplarisch kam es am 08. August 2021 zu einer solchen Situation. Die eingesetzten Beamten wurden zu Streitigkeiten in einer Wohnung gerufen. Noch vor der Wohnungstür wurden sie durch die Bewohnerin und die zwei Bewohner angegriffen. Zwei Beamtinnen und ein Beamter wurden hierbei verletzt.
Bodendiek abschließend: "In Braunschweig ist die Anzahl der Straftaten im fünften Jahr in Folge gesunken. Somit bestätigt sich: 'Braunschweig ist eine sichere Großstadt'. Sorge macht mir hingegen die zunehmende Gewalt gegen meine Kolleginnen und Kollegen und andere Mitarbeitende der Blaulichtorganisationen, die mit ihrer täglichen Arbeit für unsere Sicherheit garantieren. Sie setzen sich hierbei immer wieder einer großen Gefahr für ihre eigene Unversehrtheit aus. Jeder Angriff ist somit auch ein direkter Angriff auf die Sicherheit unserer Stadt und ist zutiefst verwerflich, unverständlich und in keinster Weise zu akzeptieren.“
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