Quereinstieg: Mit Landesprojekt gegen den Erziehermangel

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Beim Pressegespräch in der Kita Karlstraße. v.l.: Catharina Schartau (Stadt), Marcel Qinque (Teilnehmer), Dragana Mitrovic-Delic (Teilnehmerin) ,Martin Albinus (Stadt). Foto: Alexander Panknin
Beim Pressegespräch in der Kita Karlstraße. v.l.: Catharina Schartau (Stadt), Marcel Qinque (Teilnehmer), Dragana Mitrovic-Delic (Teilnehmerin) ,Martin Albinus (Stadt). Foto: Alexander Panknin | Foto: Alexander Panknin

Braunschweig. Der Bedarf an pädagogischen Fachkräften für Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege steigt kontinuierlich. Waren es 2008 bundesweit über 400.000 pädagogische Fachkräfte, wird die Anzahl der benötigten Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung vom Statistischen Bundesamt heute mit über 700.000 beziffert.


Entsprechend wird das Thema Quereinstieg für die berufliche Tätigkeit in einer Kindertagesstätte immer relevanter. Mit der "Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Verbesserung der Qualität in Kindertagesstätten (QuiK)" hat das Land Niedersachsen 2017 die Voraussetzungen für den beruflichen Quereinstieg in Kindertagestätten verbessert. Auch in Braunschweig ist "QuiK" gestartet: 51 zusätzliche Betreuungskräfte sind in den Kitas derzeit tätig, davon zwölf über den beruflichen Quereinstieg.

"In den insgesamt 142 Braunschweiger Kindertagesstätten haben wir mit den zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die aus anderen Berufen eingestiegen sind und nun die Integration von Kindern und Familien mit Migrationsgeschichte begleiten, sehr positive Erfahrungen gemacht", berichtet Martin Albinus, Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie. In Braunschweig beteiligen sich an der QuiK-Förderrichtlinie neben den städtischen Kindertagesstätten auch Kindertagesstätten des Caritasverbands Braunschweig e. V., des DRK-Kreisverbands Braunschweig-Salzgitter e. V. und des ev.-luth. Kirchenverbands Braunschweig. Gefördert werden Kitas, die viele Kinder mit Fluchterfahrung betreuen und viele Kinder, in deren Familien vorrangig kein Deutsch gesprochen wird. Die QuiK-Kräfte begleiten das Tagesgeschehen in den Einrichtungen zusätzlich zum Stellenschlüssel, sie füllen dabei keine offenen Stellen aus.

Eine gute Ergänzung


"Mir liegt sehr am Herzen, dass mit der QuiK-Förderrichtlinie besonderes Augenmerk auf die Qualität der Betreuung in Kindertagesstätten gelegt wird", betont Martin Albinus. "Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger bringen aufgrund ihrer individuellen Berufsbiographien neue Perspektiven in die Betreuungsarbeit ein und ergänzen Erzieherinnen und Erzieher sowie sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten in der Praxis sehr gut."

In den städtischen Kindertagesstätten sind derzeit alle Stellen für die beruflichen Quereinsteiger besetzt, Bedarf verzeichnen noch die freien Träger. Aufgrund der Fluktuation ist allerdings auch für städtische Kitas mittelfristig mit einem Bedarf zu rechnen. Die Förderung von "QuiK" durch das Land Niedersachsen läuft zunächst bis Ende des Jahres. Die Stadt hat jedoch keine Hinweise, dass sie darüber hinaus nicht fortgesetzt wird.

Der Weg zum vollwertigen Erzieher


Begleitet wird die Umsetzung der QuiK-Richtlinie bei der Stadt Braunschweig von der Fachberaterin Catharina Schartau. "Grundvoraussetzung für einen Quereinstieg ist immer mindestens der Realschulabschluss, in Kombination mit Berufsausbildung und/oder Berufserfahrung", erklärt Schartau. "Für Personen mit Hochschulzugangsberechtigung und ausländischem Schul- und Ausbildungsabschluss ist ein Zugang nach individueller Prüfung auch möglich." Selbstverständlich würden alle Bewerbungen von den jeweiligen Einrichtungen genauestens auf Eignung geprüft, hierzu käme auch der grundsätzliche Umgang mit Kindern, ein tadelloses Führungszeugnis und der persönliche Eindruck.


Damit Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger fachlich gut begleitet werden, bieten das Haus der Familie und die Evangelische Erwachsenenbildung spezielle Einführungskurse für Zusatzkräfte in Kindertagesstätten an. In 160 Unterrichtsstunden werden pädagogische und rechtliche Grundkenntnisse vermittelt. Die Kurse sind tätigkeitsbegleitend, das heißt, das Lernprogramm kann parallel in der Praxis erprobt werden. Weitere Informationen hierzu und Kontaktmöglichkeiten finden sich unter: www.braunschweig.de/quik.

QuiK-Teilnehmer sehr zufrieden


regionalHeute.de sprach mit drei Teilnehmern des QuiK-Programmes. Sie allesind sehr zufrieden über diese Möglichkeit eine neue berufliche Perspektive zu finden. Zu Konkurrenzdenken seitens der anderen Erzieher würde es nicht kommen, ihre Hilfe würde sehr gut durch die Kollegen angenommen werden. Auch die Kinder würden sich über den frischen Wind freuen.Mit Marcel Qinque zum Beispiel, habe man auch wieder einen Mann hinzugewinnen können. Dieser hatte über eine Freundin von dem QuiK-Programm gehört und sei sogar aus Sachsen-Anhalt extra nach Braunschweig gezogen. Nach zehn Jahren als Kaufmann hatte er schon lange nach einer neuen Betätigung gesucht und diese nun in der Arbeit mit Kindern gefunden. Dragana Mitrovic-Delic kommt eigentlich aus der Wirtschaft, sie ist selbst Mutter und wurde in der Einrichtung ihrer Kinder angesprochen. Für sie bereits nach einem halben Jahr klar: "Das ist der beste Job den ich je hatte."

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