Schwere Vorwürfe gegen die Erstaufnahmestelle

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Über Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich sind Fida und Nabil mit ihren drei kleinen Kindern von Syrien bis nach Deutschland geflüchtet. In der Kralenrieder Erstaufnahmestelle angekommen, musste die Familie auf den blanken Fliesen in der Kantine schlafen. Nun äußert sich die Landesaufnahmestelle zu diesem Vorwurf. 

„Braunschweig war nach Griechenland das schwierigste“, sagt Fida. Die junge Syrerin erinnert sich gut an die Umstände in Kralenriede; mittlerweile ist die fünfköpfige Familie in Wolfenbüttel angekommen. In der überfüllten Landesaufnahmebehörde (LAB) habe es für die Familie weder Betten noch Matratzen gegeben, erzählt die der Dolmetscherin. In der Kantine hätten sie einen Platz bekommen, wo sie auf den Fliesen schlafen konnten. Ihre drei Kinder hätten dafür Schlafsäcke bekommen, sie selbst deckten sich mit ihrer Kleidung zu. „Es hat gestunken“, sagt Alima zwischendurch. Morgens früh, wenn die ersten Gruppen zum Frühstücken kamen, seien sie geweckt worden und haben ihren Platz verlassen müssen, nur zwischendurch, wenn sie selbst mit dem Essen dran waren, hätten sie wieder rein gedurft, bis sie sich dann spät abends zum Schlafen wieder auf die Fliesen legen konnten. Andere Syrer, mit denen sie sich hätten unterhalten können, hätten sie um sich herum nicht gefunden, erklärt Fida.

In einem schriftlichen Interview äußert sich nun der Pressesprecher Stefan Pankratowitz zu den Vorwürfen:

Trifft es zu, dass Flüchtlinge in der LAB auf dem blanken Boden der Kantine schlafen müssen oder mussten? Wie viele Flüchtlinge betrifft dies zur Zeit gegebenenfalls noch?

Es ist richtig, dass Flüchtlinge tatsächlich auf dem Fußboden in der Kantine schlafen mussten. Dies war aus Kapazitätsgründen erforderlich, weil aufgrund des hohen Zulaufs keine anderen Schlafmöglichkeiten zur Verfügung standen. Alternative wäre lediglich das Übernachten unter freiem Himmel gewesen, was natürlich keine Option war, ist und sein darf. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass es sich hierbei um Ausnahmefälle handelt, die der Notfallsituation geschuldet waren. Aktuell muss jedoch niemand in der Kantine übernachten, was nicht bedeutet, dass es zukünftig bei hohen Zugangszahlen nicht erneut dazu kommen kann. Dies ist allerdings immer die letzte Option. Ziel ist und war es, ankommenden Flüchtlingen einen angemessenen Schlafplatz zur Verfügung zu stellen.

Mangelt es an Matratzen und Decken in der LAB? Falls ja, wer ist für die Beschaffung zuständig. Gibt oder gab es diesbezüglich Hilfsaufrufe zur gezielten Spende?

Für die Beschaffung von Matratzen und Decken ist grundsätzlich die LAB NI zuständig und verantwortlich. Unterstützung bekommen wir durch das Deutsche Rote Kreuz, das für die LAB NI die koordinierte Spendenannahme übernommen hat. Es hat diesbezüglich auch gezielte Spendenaufrufe gegeben, die einen hohes Spendenaufkommen erwirkten. Es ist im Anschluss auch schon zu Übergaben von Matratzen und Decken vom DRK an die LAB NI gekommen. Aktuell gibt es keinen Engpass an Decken und Matratzen in der LAB.

Welche Möglichkeiten gibt es in der LAB Menschen gleicher Herkunft zusammenzuführen und gemeinsam unterzubringen?

Aufgrund der hohen Zugänge und der dadurch entstandenen hohen Belegungszahlen ist es aus organisatorischen Gründen nicht möglich, Schlafplätze für bestimmte Gruppen oder Nationen zu reservieren. Bei bestehenden Möglichkeiten wird jedoch versucht, dies zu gewährleisten. Dies ist aber aufgrund der Vielzahl an Nationalitäten innerhalb der LAB NI praktisch derzeit nicht umsetzbar. Es ist aber auch eine hohe Eigenbewegung unter den Flüchtlingen festzustellen, die sich ihresgleichen zuwenden oder ihren Schlafplatz auch eigenständig verlegen. Zu Tageszeiten haben die Flüchtlinge natürlich die Möglichkeit, sich frei zu bewegen und sich mit anderen Personen zu treffen.

Die ganze Geschichte der Familie finden Sie hier: Ankunft im Jugendgästehaus: Von Syrien nach Wolfenbüttel.


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