Verkehrsinfarkt in Watenbüttel?

von Robert Braumann




Braunschweig. Autos so weit das Auge reicht – wer zur falschen Tageszeit durch Watenbüttel fahren möchte, auf den wartet vor allem eins: Stau! Nicht selten stehen Fahrer im Feierabendverkehr über die Celler Heerstraße bis weit auf die A392 und in die andere Richtung bis zum Gut Steinhof. Die Verkehrssituation könnte sich nach Meinung der Bürgerinitiative Verkehrsinfarkt Völkenrode/Watenbüttel noch weiter verschlimmern.

Die Sorge, dass Logistik-Optimierungszentrum (LOZ) von Volkswagen, das in Wendeburg-Harvesse gebaut wird und kurz vor der Fertigstellung steht, könnte aus Sicht der Bürgerinitiative für zusätzliche Belastung sorgen. Sollte das Gelände im April 2015 fertig sein, rechnen Bernd Dennda und Dietmar Hoeschen (Bürgerinitiative Verkehrsinfarkt Völkenrode/Watenbüttel) mit 360 LKW An- Und Abfahrt pro Tag und 200 Mitarbeitern, bzw. Gästen, die nach Harvesse fahren. Sie fürchten, dass viele Fahrten über Watenbüttel gehen werden. Aus Sicht von Bernd Dennda gibt es gleich mehrere Probleme, die zu der hohen Belastung führen: "Dies liegt vor allem an der Funktion als Ausfallstraße nach Nordwesten. Außerdem ist die B214 die Hypothenuse eines rechtwinkligen Dreiecks, das sie mit A2 und A391 bildet. Dadurch wird die B214 auch als Abkürzung zwischen Braunschweig und der A2 in westlicher Richtung benutzt und auch so von Navigationssystemen vorgeschlagen. Doch nicht nur diese abkürzende Lage macht die Ortsdurchfahrt attraktiv.



Da sie als Bundesstraße nicht mautpflichtig ist, wird sie vom LKW-Verkehr auch aktiv zur Mautvermeidung genutzt. Zusätzlich ist die Ortsdurchfahrt auch offizielle Umleitungsstrecke für die A2 zwischen Braunschweig-Watenbüttel und Kreuz Braunschweig-Nord, sodass es bei Unfällen oder Sperrungen auf diesem Teilstück zu einem Verkehrsinfarkt der Ortsdurchfahrt kommt. Die Verkehrsmengenkarten der Stadt Braunschweig von 2007 weisen bis zu 26.800 KFZ pro Tag aus. Wer schon einmal durch Watenbüttel gefahren ist, der merkt das es auch aktuell zu viel ist."

Jetzt auch noch viele LKW?


Dazu kommt die Angst vor zusätzlichem Schwerlastverkehr. "Die LKW-Fahrer sind zwar von den Spediteuren angewiesen über die A2 und die A391 zu fahren, doch rechtlich sei ein Verbot durch Watenbüttel zu fahren über Speditionsverträge nicht möglich. Von den etwa 40 LKWs die wohl täglich zwischen dem Werk in Braunschweig und Harvesse pendeln, fahren sicher einige aus Beqeumlichkeit durch Watenbüttel.", sagt Hoeschen. Die Celler Heerstraße ist im übrigen eine Bundesstraße. Deshalb müsste wie der Name schon sagt der Bund handeln. "Bisher ist da leider noch nicht viel passiert.", berichtet Dennda. Bei aller persönlichen Betroffenheit, sieht sich die Bürgerinitiative nicht als Feind von VW, Hoeschen und Dennda betonen wie wichtig der Konzern für die Region sei. Zudem hätte sich Volkswagen auch die Sorgen angehört und sei stets gesprächsbereit gewesen. Doch fühlen sich viele Bürger bei der einstigen Planung des LOZ nicht gehört. Dennda erzählt "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt und konnten uns nicht einmal äußern. Auch verschiedene Verwaltungen und Politiker haben unsere Anfragen zu dem Thema nicht einmal beantwortet, obwohl wir immer freundlich und sachlich geblieben sind. Wir wollen den Einwohnern eine Stimme verleihen, die unter dem enormen Straßenverkehr leiden." Auch weil sie sich bei der Planung nicht ausreichend beteiligt und gehört finden, wurde von Bürgern der Ortsteile Watenbüttel/Völkenrode ein Antrag auf ein Normenkontrollverfahren gestellt. Das Urteil des OVG Lüneburg wird im kommenden Jahr erwartet. "Wir wollen den Lärm, die Abgase, die Erschütterung und die erhöhte Unfallgefahr nicht einfach hinnehmen.", so Dennda. Als Lösung für das Verkehrsproblem kommt laut BI wohl nur eine Ortsumgehung in Frage. Die Pläne dafür würden aber auf Eis liegen. Ein Ziel sei es die Planung wieder anzuschieben.

Es werden wohl Züge fahren


Dazu kommt für die Anwohner ein weiteres Problem – die Bahnstrecke nach Harvesse, die momentan brach liegt, soll wieder genutzt werden. Auf dieser könnten dann täglich zwei Züge mit einer Länge von bis zu 400 Metern zum LOZ fahren. "Mit Hin- und Rückfahrt, könnte es viermal am Tag eine zusätzliche Belastung geben. Das Land Niedersachsen prüft sogar, ob man die Strecke wieder für den Personenverkehr freigeben könnte.", berichtet Hoeschen.



Die Züge würden dann von Gliesmarode nach Harvesse fahren. Bernd Dennda von der Bürgerinitaive kann diese Planungen nicht nachvollziehen: "Die Strecke müsste grundlegend saniert werden. Eigentlich bräuchte man Ausweichmöglichkeiten (Ausweichgleise) um einen geregelten Verkehr gewährleisten zu können. Es gibt Spielplätze in der Nähe der Bahnschienen und Übergänge ohne Schranken. Das würde sicherlich Investitionen in Millionenhöhe bedeuten. Dazu stellt sich die Frage, welcher Bürger Wendeburgs oder der Braunschweiger Ortsteile diese Strecke zum Bahnhof Gliesmarode nutzen soll. Außerdem fehlt eine Weiche. Wir sind der Meinung, um die Strecke wieder in Betrieb nehmen zu können, bedarf es eines neuen Planfeststellungsverfahrens." BraunschweigHeute.de bleibt an dem Thema dran und informiert Sie, falls sich etwas tut.


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