Corona außer Kontrolle: Holt die Soldaten aus den Kasernen!

Die Intensivstationen werden immer voller, die Infektionszahlen steigen und kleine Gemeinden stöhnen unter 2G-Plus. Die Bundeswehr in dieser Lage nicht einzusetzen, hält unser Autor für einen schweren Fehler.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Seit dem heutigen Mittwoch gelten in ganz Niedersachsen die 2G-Plus-Regeln, zusätzlich zu 3G am Arbeitsplatz. Wenig überraschend hat das zu einer wahnsinnigen Nachfrage an Coronatests geführt, die gerade kleinere Kommunen kaum decken können. Personal fehlt, Material ist kaum zu erhalten und überhaupt stehen die oft mit wenig Manpower ausgestatteten Kommunen vor einem riesigen Organisationsaufwand. Mal ganz davon abgesehen, dass die Impfkampagne auch schneller laufen könnte. Bei all diesen Problemen könnte eine Institution schnell Abhilfe schaffen: Die Bundeswehr.



Um das vorweg zu nehmen: Zu wenig Panzer, Hubschrauber, die nicht fliegen und kaputte Gewehre. So. Nun, da wir alle einmal herzhaft gelacht haben, kommen wir zum Ernst der Lage: Gerade ländliche Gebiete stöhnen über die neuen 2G-Plus-Regeln. Teststandorte wurden wieder geschlossen, Tests kosteten plötzlich Geld, Personal wurde entlassen und man hatte sich am Ende des Sommers und mit dem milden Beginn des Herbstes auf einen sanften Ausklang der Pandemie vorbereitet. Doch weit gefehlt: Das Virus ist wieder da, mit voller Härte und seit einigen Tagen auch mit neuer Variante.


Als Reaktion darauf erließ die Landesregierung mit Wirkung zum heutigen Mittwoch flächendeckend die 2G-Plus-Regel und verpflichtete damit auch Geimpfte und Genesene einen negativen Test beim Restaurant- oder Fitnessstudiobesuch vorzulegen. Die Folge war ein Sturm auf die noch übrigen Testmöglichkeiten in Apotheken oder Arztpraxen: In manchen Städten wartet man bis Januar auf einen Termin, für schnelle Abhilfe fehlt das Personal. Auch die Impfpflicht, die zumindest Ministerpräsident Weil für "entscheidungsfähig" hält, dürfte den Aufwand nicht verkleinern. Und dabei liegt die Lösung zumindest des Personalproblems so nahe: Holt die Bundeswehr wieder aus den Kasernen!

Never change a running system


Bereits im vergangenen Winter unterstützten Soldaten die Testzentren, saßen in Eingangsbereichen von Altenheimen und verteilten den Impfstoff. Alles im Rahmen der Amtshilfe, die übrigens nicht gegen das Grundgesetz verstößt, wie einige Leute gerne behaupten. Die Bundeswehr könnte aber nicht nur ohnehin bereits geschultes Personal zur Verfügung stellen, sie könnte auch Testzelte aufbauen, mobile Impfteams unterstützen und die bereits jetzt wieder völlig überlasteten Gesundheitsämter bei der Kontaktnachverfolgung entlasten. Außerdem führt ohnehin ein General nun den Krisenstab der Bundesregierung. Warum also noch auf dieses offensichtliche Hilfsmittel verzichten?


Der letzte Winter hat bewiesen, dass die Bundeswehr in dieser Hinsicht funktioniert. Alle beteiligten waren dankbar für die uniformierte Hilfe. Warum sollte jetzt nicht mehr der Fall sein? Der Aufwand wäre verhältnismäßig gering, die Erträge potenziell groß. Und bei einer Inzidenz von über 400 und immer voller werdenden Intensivstationen wäre die Amtshilfe mehr als gerechtfertigt. Und Soldaten in den Testzentren wären nicht nur praktische Hilfe. Die Bundeswehr wieder in den Dienst der Pandemiebewältigung zu stellen, wäre zumindest ein Zeichen dafür, dass die Lage weiterhin ernst ist. Trotz offener Weihnachtsmärkte und nahender Feiertage. Ich jedenfalls sehe Soldaten lieber im Testzentrum als beim Leichentransport.


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