Corona-Krise und weniger Schulabschlüsse: So ist es um das FSJ bestimmt

Ein fehlender Abiturjahrgang an den allgemeinbildenden Schulen und die Unsicherheit durch Corona: Bleiben die FSJler in diesem Jahr weg?

von Julia Seidel


Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Während es im Jahr 2018/2019 an den insgesamt 3.400 Einsatzstellen für das FSJ in Niedersachsen 5.321 mit Freiwilligen besetzte Stellen gab, könnte dies in diesem Jahr anders aussehen. Unter anderem sind daran die fehlenden Abiturjahrgänge an den allgemeinbildenden Schulen schuld, die durch die Wiedereinführung des 13. Jahrgangs wegfallen. Doch auch Corona könnte eine Rolle dabei spielen. Welche das sein könnte, fragte regionalHeute.de beim Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung nach.


So konnte die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) mit 298 Stellen durchaus merkbare Rückgänge melden, wobei auch Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst mitgezählt wurden. Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) mit 40 Stellen konnte lediglich eine leichte Verschiebung im Bereich der Schulabschlüsse bei den Bewerbern registrieren. So gäbe es anders, als in den vorangegangenen Jahren mehr Bewerbungen von Freiwilligen mit einem mittleren Schulabschluss als mit Abitur.

Im Bereich Kultur und im Bereich der Politik koordiniere die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Niedersachsen (LKJ) das FSJ in Niedersachsen. Dieses habe ebenfalls einen merklichen Rückgang der Anmeldungen im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnen können. So gäbe es hier rund ein Drittel Anmeldungen weniger. Ebenso wie an der UMG werde hier eine vermehrte Anmeldung von Realschülern wahrgenommen.

Zwei Seiten der Medaille



Dieser Rückgang sei vor allem auf den abiturlosen Jahrgang an den allgemeinbildenden Schulen in Niedersachen zurückzuführen, aber auch die allgemeine Verunsicherung der jungen Menschen aufgrund der Pandemie spiele hier eine Rolle, so die MHH. Für die LKJ habe die Corona-Krise noch ganz andere Auswirkungen. Sie habe die Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit an allen Schulformen stark eingeschränkt, sodass Schulbesuche und Stände auf Berufsinformationsmessen von März bis Mai nicht stattfinden konnten.

Auch, wenn die Corona-Pandemie zu Verunsicherung führen kann, so gibt es noch eine andere Seite der Medaille, denn die MHH erwartet einen Bewerberanstieg von jungen Menschen, die aufgrund der aktuellen Lage keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Zudem könne die Bereitschaft, einen Freiwilligendienst in Deutschland steigen, da die Voraussetzungen für ein Auslandsjahr, wie zum Beispiel Work&Travel derzeit noch unklar sind.

Einrichtungen mussten zurücktreten



Grundsätzlich keinen Einfluss habe die Krise auf die Zahl der angebotenen Plätze. Dennoch mussten im Bereich Kultur sieben Einrichtungen von ihrem Angebot zurücktreten. Im Bereich Politik sei es lediglich eine Einrichtung, die im kommenden Jahr keinen Platz mehr anbieten könne, da sich aufgrund einer beengten Bürosituation die Hygiene- und Abstandsregeln nicht mehr einhalten lassen würden.

Sozialministerin Carola Reimann zu Freiwilligendiensten: „Ich tausche mich viel mit jungen Menschen aus, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren oder absolviert haben. Für die spätere Berufswahl ist der Freiwilligendienst für viele ein hilfreicher Wegweiser. Gerade in der aktuellen Corona-Zeit, die bei vielen jungen Menschen Fragen aufwirft, welche Perspektiven es nach der Schule geben wird, kann ein Freiwilliges Soziales Jahr hilfreiche Orientierung geben. Für viele Einsatzstellen sind die freiwilligen Helferinnen und Helfer aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Daher danke ich den jungen Menschen sehr für ihren Einsatz und ihr Engagement!“



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