Der letzte Champagner

von Andreas Molau




Ob als letztes Schnäppchen im Weihnachtseinkauf oder als Post-Weihnachts-Gabe: Der letzte Champagner von Carsten Sebastian Henn ist ein lesenswerter kulinarischer Krimi.


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Wann, wenn nicht in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr kann man sich zurückziehen? Am besten mit einem guten Buch, einem Gläschen Rotwein. Den Duft des Tannenbaums noch genießend, mit einer kuscheligen Decke und viel Ruhe. Das neue Buch von Carsten Sebastian Henn könnte so ein Begleiter sein. Statt eines Rotweines böte sich auch ein frischer Champagner an und ein Gläschen Fachinger. Denn neben dem Ermittler Professor Dr. Dr. Dr. h.c. Adalbert Bietigheim, seiner Assistentin und dem hemdsärmeligen Pit sowie dem Hund Benoit von Saber sind das die Protagonisten eines kurzweiligen Kriminalromans, der so leicht und fein perlt, wie der Titel das verspricht. »Der letzte Champagner« ist der vierte Fall des schrullig liebenswerten Inhabers eines Lehrstuhles für Kulinarik und mein erster, den ich gelesen habe.

Wissenswertes zum Chamapgner

Henn versteht etwas vom Fach. Das ahnt sogar, wer nichts oder wenig vom Thema Champagner versteht. Kein Wunder, denn der Autor schreibt nicht nur für nationale und internationale Weinmagazine, sondern er sitzt auch in den Jurys mehrerer Weinpreise. Sein Wissen verpackt er allerdings mit einer gehörigen Portion Humor und erzählerischen Können, sodass das Wissenswerte eher wie nebenbei transportiert wird. Der verzwickte Fall fängt in einem wunderbaren Weinkeller in illustrer Runde an, bei dem besondere Champagner verkostet werden. Gislain de Montgolfier wird der Kopf abgeschlagen. Und zwar ganz genauso wie das offenbar Champagnerkenner mit einer Flasche tun: mit einem gezielten Hieb.


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Held wider Willen

Der mehrfach promovierte Kulinariker repräsentiert den Typus des unfreiwilligen Ermittlers, in der Tradition eines Pater Browns. Bei Lichte betrachtet ist er ein egoistischer, narzistischer Genussmensch, der seine Mitarbeiter drangsaliert und seine Mitwelt gering schätzt. Im Verlaufe der Suche nach den Schuldigen dieses Mordes erscheint er aber genauso als Held wider Willen, dem aufgrund seiner Starrköpfigkeit sogar als Geisel ein erlesenes Mahl nebst ausgesuchtem Tabak zuteilwird. Anders bekommt man aus Adalbert Bietigheim nichts heraus. Sein Weg führt ihn ins pittoreske Reims, zu einer bildschönen Yogalehrerin und vor allem zu kulinarischen Genüssen wie Pate de fruits. Bei aller Eile wird der Blick immer wieder auf die schönen Dinge gelenkt – und das natürlich in der angemessenen Gemütsruhe.

Spannungsreicher Roman

Der Autor versteht sein Handwerk. An die Seite des versnobten Professors stellt er, dramaturgisch geschickt, ein schlichteres Raubein. Szenenwechsel erfolgen spannungsreich, sodass man den Roman am besten gar nicht erst aus der Hand legt. Krönender Abschluss des lesenswerten Krimischmökers sind zwei, natürlich Champagnerrezepte und ein ausführliches Glossar zum Thema. Dass in dem verwickelten Fall »Staatlich Fachingen« eine besondere Rolle spielt, freut mich persönlich sehr. Denn für meinen Geschmack ist es das Wasser für eine Weinbegleitung überhaupt. Es hat Charakter und ist unverwechselbar. Wie Carsten Sebastian Henns noble Hauptfigur, dessen Arbeit in den Folgen eins bis drei ich mir jetzt zu Gemüte führen werde.


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