Disco-Armut in Wolfenbüttel - Einschätzungen der Politiker

von Nick Wenkel


Die Disco an der Bahnhofstraße hatte schon viele Namen. Nun ist sie zu - muss Wolfenbüttel nun ohne Disco auskommen?
Das sind die Meinungen der Politiker. Symbolfoto: Anke Donner
Die Disco an der Bahnhofstraße hatte schon viele Namen. Nun ist sie zu - muss Wolfenbüttel nun ohne Disco auskommen? Das sind die Meinungen der Politiker. Symbolfoto: Anke Donner | Foto: Anke Donner

Wolfenbüttel. Wie regionalHeute.de in der vergangenen Woche in Erfahrung bringen konnte, soll es im Check-In an der Bahnhofsstraße keine Disco mehr geben. Auch an anderen Orten in Wolfenbüttel sucht man vergeblich nach einer Feiermöglichkeit. Wir fragten die Politiker, wie sie die aktuelle Lage einschätzen und ob Wolfenbüttel wirklich ohne Diskothek auskommt.


Ralf Achilles, SPD:


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Ralf Achilles (SPD). Foto: regionalHeute.de



Für Ralf Achilles und die SPDwäre das Vorhalten einer Lokalität für eine Stadt dieser Größenordnung wünschenswert. Allerdings zähle hier sicherlich nicht der Wunsch, sondern das wirtschaftliche Interesse. „Da ich nicht beurteilen kann, ob sich eine Diskothek wirtschaftlich darstellen lässt, befinden wir uns im Bereich der Spekulation. Aus diesem Grunde werde sicherlich in der nahen Zukunft keine neue Diskothek zu verwirklichen sein", verdeutlicht Achilles gegenüber regionalHeute.de.

Jürgen Selke-Witzel, Bündnis 90/Die Grünen:


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Jürgen Selke Witzel (Bündnis 90/Die Grünen). Foto:



„Einer Stadt wie Wolfenbüttel steht es gut an, auch weiterhin eine Diskothek zu haben. Wir halten das als Grüne Ratsfraktion für wünschenswert: nicht nur, aber besonders mit Blick auf die jüngeren Leute bis 25 Jahre. Der alte Standort war auch für Abi-Feiern geeignet bzw. wurde dafür in Anspruch genommen", erinnerte Jürgen Selke-Witzel, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Er schlägt vor, dass sich das Jugendparlament mit seinen Vorstellungen und Wünschen zu dieser Frage einbringt. Diese könnten dann im politischen Raum weiter diskutiert werden. „Denn andererseits ist es nicht unsere Aufgabe als Stadt eine Partylocation zu betreiben", betonte Selke-Witzel. Außerdem erinnerte er dran, dass es im KOMM (ehemaliges Asse-Sport-Center) partiell Tanzveranstaltungen für die mittlere Generation gebe. „Wenn sich mit einer klassischen Disco in Wolfenbüttel kein Geld verdienen lässt, wäre dies zwar bedauerlich, aber keine Aufgabe der Politik dies zu ändern", ergänzte er gegenüber regionalHeute.de.

Florian Röpke, Linke/Piraten:




Für Florian Röpke und die Gruppe Linke/Piraten sei eine neue Disco wünschenswert und der zentrale Standort an der Bahnhofstraße war „eigentlich ideal". „Leider hat es dort mehrfach nicht geklappt und es gab auch regelmäßig Probleme, so dass wir die Entscheidung natürlich nachvollziehen können", verdeutlicht Röpke auf Anfrage von regionalHeute.de. Grundsätzlich würden die Linke/Piraten-Fraktion die Wiederkehr einer Discothek nach Wolfenbüttel begrüßen. In einer Stadt von der Größe Wolfenbüttels dürfte eine entsprechende Nachfrage vorhanden sein, erklärt Röpke. Eine neue programmatische Ausrichtung für ein gemischteres Publikum, welches verschiedene Geschmäcker bedient und sich nicht nur auf eine Zielgruppe und den Konsum großer Mengen an Alkohol konzentriert und ein neuer Standort, könnten seiner Meinung nach „durchaus erfolgreich sein". Das sei aber „Zukunftsmusik, da es wohl derzeit keine Interessenten gibt".

Rudolf Ordon, FDP:


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Rudolf Ordon (FDP) Foto: regionalHeute.de



In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass eine Diskothek in Wolfenbüttel offensichtlich nicht so viel Publikum anziehe, dass sie „wirtschaftlich betrieben werden kann", betont der FDP-FraktionsvorsitzenderRudolf Ordon. „Das galt schon für die erste Disco, die Ende der 60er Jahre in der Breiten Herzogstraße (heute REWE) eingerichtet wurde", erinnerte sich Ordon. Vielleicht liege es daran, dass junge Menschen heutzutage die „Location“ abends gern einmal wechseln wollen. Und dafür biete Braunschweig mehr Möglichkeiten. Hinzu komme, dass durch die Vielzahl der Diskotheken, die Nähe und die Anbindung über den ÖPVN Braunschweig „attraktiver und leicht erreichbar" sei. Außerdem betätigen sich viele Eltern als Taxifahrer und holen ihre Kinder aus Braunschweig ab. „Gut 60 Prozent der Wolfenbütteler Studenten kommen aus der Region und wohnen nicht hier. Und so fehlt einer Wolfenbütteler Disco einfach das Publikum. Das ist sehr bedauerlich, aber wohl nicht zu ändern", erklärt Ordon gegenüber regionalHeute.de.

Klaus-Dieter Heid, AfD:


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Klaus-Dieter Heid (AfD). Foto: privat



„Wohl kräftig abgelenkt durch den Stellenwert sozialer Netzwerke, scheint die Notwendigkeit einer neuen Disco in Wolfenbüttel tatsächlich nicht mehr so, wie noch vor zehn Jahren zu sein", findet Klaus-Dieter Heid, Fraktionsvorsitzender der AfD. „Dennoch halten wir es für wichtig, Jugendlichen eine Alternative zu Diskotheken anbieten zu können, die ansonsten weite Anfahrtswege erfordert", ergänzt er auf Anfrage von regionalHeute.de. Die AfD sei immer der Meinung, dass die Bürger in alle Planungen eingeschlossen sein sollen. Das gelte insbesondere auch für die junge Generation. „Wieso also nicht den ‚Bedarf‘ einer Disco bei jenen Jugendlichen erfragen, die vielleicht nur darauf warten, dass man sie in den Entscheidungsprozess einbindet", betont Heid. Weil der Standort der ehemaligen Diskothek offenbar „nicht mehr zur planerischen Verfügung steht, wäre, bei positiver Resonanz der Jugendlichen, die Suche nach einer alternativen Immobilie umzusetzen". Laut Heid sollte die Voraussetzung dabei aber sein, dass ein deutliches „Signal“ der Jugendlichen zu hören ist, dass eine neue Disco in Wolfenbüttel gewünscht werde. Selbstverständlich werde Wolfenbüttel aber auch ohne neue Disco nicht untergehen – aber jungen Menschen „einen Platz zu bieten, der Spaß, Kommunikation, Ablenkung, Kennenlernen und Musik kombiniert, kann nur gut sein", verdeutlicht der AfD-Fraktionsvorsitzende.

Von der CDU-Ratsfraktion haben wir bis zur Veröffentlichung des Artikels keine Rückmeldung erhalten. Sollte die Antwort noch eingehen, wird sie im Artikel ergänzt.


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