London. Im vergangenen Jahr hatten Schwellenländer und asiatische Staaten bei Importen von Flüssigerdgas das Nachsehen. Das zeigen Daten des Marktforschungsunternehmens Icis, über die das "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe) berichtet.
Laut Icis haben sich die weltweiten Handelsmengen an "Liquefied Natural Gas" (LNG) verschoben, weil Europa aufgrund ausbleibender russischer Pipeline-Gaslieferungen seine LNG-Käufe deutlich erhöht hat. Aus den Daten geht hervor, dass Frankreich seine LNG-Importe um 99 Prozent auf rund 13 Millionen Tonnen gesteigert hat. Belgien erhöhte seine LNG-Käufe um 167 Prozent auf 5,7 Millionen Tonnen. In den Niederlanden gab es einen Anstieg um 99 Prozent auf sechs Millionen Tonnen.
Von den Importen durch Nachbarländer hat auch Deutschland profitiert, das bis Dezember kein eigenes LNG-Terminal hatte und somit nicht selbst Flüssigerdgas importieren konnte. Deutliche Einbußen gab es hingegen in China. Die Volksrepublik importierte rund 16 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr - ein Minus von 21 Prozent. Das dürfte laut dem Icis-Experten Andreas Schröder auch mit den strengen Covid-Maßnahmen zusammenhängen.
Auch Brasilien importierte 5,5 Millionen Tonnen weniger (minus 72 Prozent). In Indien waren es rund vier Millionen Tonnen weniger (minus 17 Prozent). Ein Grund für die Importrückgänge in vielen Ländern ist laut Schröder, dass Europa durch die große Nachfrage die Preise in die Höhe getrieben hat und sich andere Staaten so weniger Gas leisten konnten. "Das reiche Europa kauft dem Rest der Welt LNG weg. Europa treibt im Kaufrausch weltweit die Marktpreise für Gas und verdrängt damit preissensible Nachfrager", so Schröder.
Allerdings sei davon auszugehen, dass zumindest China durch die Lockerung der Covid-Maßnahmen in diesem Jahr seine LNG-Importe wieder steigern wird. Damit dürfte sich die Situation auf dem globalen LNG-Markt noch weiter anspannen.
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